Pelzige Retter in Notsituationen
Mäuse leisten Erste Hilfe bei vertrauten Artgenossen

| Larissa Bilovits 
| 23.02.2025

Wie wir Menschen sorgen sich auch Nager um ihre Liebsten – und greifen ihnen im Notfall unter die Arme. Dabei nutzen sie Ersthelfer-Maßnahmen, die an unsere eigenen erinnern. Das halten zwei neue Studien fest. 

Wenn Menschen bewusstlos zusammensacken, sind jene, die den Vorfall beobachten, in der Pflicht zu helfen – völlig egal, ob es sich dabei um bekannte oder wildfremde Menschen auf der Straße handelt. Die meisten tun dies auch bereitwillig und starten (wenn notwendig) Wiederbelebungsmaßnahmen. Wie eine neue Studie zeigt, haben aber nicht nur Menschen diesen Helfer-Drang: Auch Mäuse kümmern sich um ihre Artgenossen, und zwar mit durchaus ähnlichen Mitteln. Allerdings nur, wenn ihnen das Individuum in Not vertraut ist.

Erste-Hilfe-Maßnahmen von Mäusen ähneln menschlichen Praktiken

Tatsächlich wurde über die Jahre schon bei einigen Tieren, wie bei Delfinen, Elefanten oder Schimpansen, beobachtet, dass diese ihren Artgenossen im Ernstfall beistehen und Hilfe leisten. Ein Team der University of Southern California in Los Angeles rund um Versuchsleiter Wenjian Sun hatte sich nun zum Ziel gesetzt, herauszufinden, ob dies auch bei Mäusen der Fall ist – zumindest unter Laborbedingungen. Also setzten Sie die haarigen Probanden in Käfige, in denen entweder tote, bewusstlose oder regungslose Artgenossen auf sie warteten.

Handelte es sich dabei um Individuen, die den Tieren bereits vertraut waren, begannen sie, testweise an ihnen zu schnüffeln und ihr Fell zu lecken. Interessant ist, dass sie sich anschließend auf das Gesicht und den Rachenraum des regungslosen Artgenossen konzentrierten. So leckten sie an den Augen oder bissen ihnen ins Maul, wohl um zu überprüfen, ob ihr Gegenüber darauf reagiert.

Da dies nicht der Fall war, ging mehr als die Hälfte der Probanden zu Erste-Hilfe-Maßnahmen über: Beispielsweise zog eine Mehrheit dem regungslosen Tier die Zunge aus dem Mund, um die Atemwege zu vergrößern. In einigen Versuchen platzierten die Forschenden zudem Fremdkörper wie Plastikkugeln in den Mäulern der Tiere – diese wurden von den Helfern meist entfernt.

Fürsorge mit Grenzen

Die Erste-Hilfe-Maßnahmen schienen jedenfalls zu helfen: So stellte sich heraus, dass jene Mäuse, die von den Forschenden lediglich sediert bzw. anästhesiert wurden, schneller wieder zu sich kamen, wenn ihnen von ihren Artgenossen geholfen wurde. Jene, die nicht umsorgt wurden, brauchten deutlich länger, um sich zu erholen. 

Während Menschen sich aber meist noch nach einem derartigen Vorfall um ihre Liebsten sorgen, agieren Mäuse hier anders: Sobald sich die Tiere erholt hatten, hörten die Helfer sofort auf, sich zu kümmern. Fürsorge ist unter sich vertrauten Mäusen also existent, allerdings nur so lange wie auch unbedingt erforderlich.

Bindungshormon wird ausgeschüttet

Warum Mäuse Erste Hilfe leisten, darauf deutet eine zweite Studie in diesem Zusammenhang hin. So führte auch ein Team rund um Fangmiao Sun von der University of California in Los Angeles einen derartigen Versuch durch, der die Resultate der anderen Studie bestätigte. Außerdem wurden hierbei Hinweise darauf festgestellt, dass die beiden Hirnareale Amygdala und Nucleus paraventricularis an dem fürsorglichen Verhalten beteiligt sind. Eine entscheidende Rolle spielte dabei der Botenstoff Oxytocin, der oftmals auch als Bindungs-, Kuschel- oder Treuehormon bezeichnet wird. 

Die beiden Studien können Sie hier und hier nachlesen.

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