Interview mit Jürgen Blematl von Aurena
"Unsere Auktionen sind ideal, um in kürzester Zeit große Mengen an Gütern in Cash umzuwandeln"

Nach Pleiten wie jenen von Signa, Kika/Leiner oder ganzen Weingütern werden das Inventar, der Fuhrpark oder Produkte der insolventen Unternehmen oft via aurena.at versteigert. Im LEADERSNET-Interview spricht Jürgen Blematl, Technischer Direktor von Aurena, u.a. über die Technologie hinter der Plattform, die Herausforderungen des rasanten Wachstums, die Zukunft des Online-Auktionsmarktes und die große Bandbreite - von der Handbohrmaschine über René Benkos WC-Set bis hin zu Thomas Musters Grand Slam Trophäen - der Exponate.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Blematl, mit einem Umsatz von über 100 Millionen Euro im Jahr 2024 hat Aurena beeindruckende Zahlen vorzuweisen. Das Geschäftsmodell mit 18 Prozent Auktionsgebühr und hart erarbeitetes Vertrauen trugen das ihrige dazu bei. Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg zu diesem Erfolg?

Jürgen Blematl: Zentraler Erfolgsfaktor für die Entwicklung des Unternehmens war die Entwicklung der eigenen Auktionsplattform aurena.at und die Digitalisierung sämtlicher Unternehmensprozesse. Als ich 2014 gestartet bin, gab es keine:n einzige:n technische:n Mitarbeiter:in. Damit musste erst ein Produkt- und Software-Entwicklungsteam aufgebaut werden, bevor es mit der eigentlichen Arbeit losgehen konnte. Dies aus Österreich heraus von null weg aufzustellen, war die größte Herausforderung. Aurena Tech, die Digitalunit von Aurena, ist heute ein Team aus neun Nationen – die besten Köpfe in ihren jeweiligen Fachgebieten.

LEADERSNET: Aurena hat sich von einem klassischen Präsenz-Auktionshaus zu einem führenden Online-Player entwickelt. Wie haben Sie den Digitalisierungsprozess gesteuert, um 2019 bereits Marktführer zu werden?

Blematl: Unser Ziel war von Beginn an immer klar: Das beste Auktionserlebnis der digitalen Welt zu schaffen – wir wollten das Erlebnis, den Nervenkitzel, den man spürt, wenn man mit anderen Personen in einem Auktionssaal mitsteigert, in die digitale Welt transferieren. Die verwendeten Technologien sind für uns nur Mittel zum Zweck – das Wichtigste ist das Erlebnis, das wir für unsere Nutzer:innen schaffen.

LEADERSNETDer durchschnittliche Auktionspreis bei Christie's liegt bei über 50.000 Euro. Sie demokratisieren den Auktionsmarkt mit Startpreisen ab ein Euro. Offeriert werden Signas Inventar, René Benkos Uhrensammlung bis hin zu ganzen Weingütern. Welche Vision verfolgen Sie damit?

Blematl: Die Auktion, auch in Ihrem Beispiel, ist oft etwas Elitäres und nur für eine bestimmte Personengruppe zugänglich. Unser Ziel ist es, die Auktion in jedes Wohnzimmer zu bringen und jedem:r die Möglichkeit zu geben, mitzusteigern und das Erlebnis Auktion selbst zu spüren. Es ist uns aber nicht nur wichtig, jedem:r Bieter:in die Auktion zugänglich zu machen, sondern auch jedem:r Verkäufer:in. Mit unseren digitalen Tools schaffen wir es, jeden Privathaushalt und jedes Firmengelände einfach zum digitalen Auktionssaal zu machen. Und gerade in Zeiten, wo das Schaffen von Liquidität für viele höchste Priorität hat, ist eine Auktion mit Aurena ein ideales Instrument, um in kürzester Zeit große Mengen an Gütern in Cash umzuwandeln.

LEADERSNETSie sagen, Aurena bietet ein echtes Auktionserlebnis. Was unterscheidet Ihre Plattform technologisch und emotional von anderen Playern wie eBay?

Blematl: eBay wird gerne als Auktionsplattform bezeichnet, hier muss man aber ganz klar sagen: auf eBay finden keine Auktionen statt, sondern Einzel-Angebote mit Ablaufdatum, das hat mit einer Auktion nicht viel zu tun. Eine Auktion bei uns besteht aus hunderten oder tausenden zusammenhängenden Exponaten, die an einem Tag zugeschlagen werden. An einem Zuschlagstag bieten teils tausende Bieter:innen in Echtzeit gegeneinander, hier gibt es wirklich eine emotionale Interaktion zwischen Menschen, und das im großen Stil. Wenn wir dieses Erlebnis in der physischen Welt abbilden würden, müssten wir uns für jede Auktion ein Fußballstadion anmieten – da reicht ein Auktionssaal nicht mehr aus.

LEADERSNETSie erwähnen, dass Aurena rund 280.000 registrierte Bieter:innen hat, mit 200 Neuregistrierungen täglich. Wie schaffen Sie es, so unterschiedliche Zielgruppen – von dem:der Klobesen-Käufer:in bis zum:r Luxusgüter-Sammler:in – anzusprechen?

Blematl: Durch genau diese riesige Bandbreite an Exponaten, die wir anbieten: Von der gebrauchten Handbohrmaschine bis zum Weingut und von René Benkos WC-Set bis hin zu Thomas Musters Grand Slam Trophäen. Und weil unsere Plattform von Grund auf so entwickelt wurde, dass sie für niemanden eine Einstiegsbarriere darstellt, bilden wir die gesamte Bandbreite der Bevölkerung ab. Spaß an der Auktion soll nicht davon abhängen, wie dick die Geldtasche ist.

LEADERSNETDas Vertrauen der Kund:innen ist essenziell. Welche Maßnahmen setzen Sie, um Manipulationen auszuschließen, und wie kommunizieren Sie diese Transparenz?

Blematl: Es gibt klare Spielregeln in einer Auktion, die kommunizieren wir offen, transparent und deutlich, und daran muss sich jede:r halten. Das höchste Gebot erhält den Zuschlag und ist rechtlich bindend, das wird von uns strikt exekutiert.

LEADERSNETWelche Technologien oder Trends – sei es künstliche Intelligenz, Blockchain oder Augmented Reality – könnten den Online-Auktionsmarkt in den nächsten fünf Jahren revolutionieren?

Blematl: Technologie ist für mich immer Mittel zum Zweck. Mein Zugang zu Produktentwicklung ist jener, die Probleme der Nutzer:innen und den Wert für den Nutzer:innen zu identifizieren und dann die bestmögliche Lösung zu schaffen. Ich halte wenig davon, ausgehend von einer Technologie zu versuchen, ein Problem zu finden, damit man es dann lösen kann. Ich sehe den Benefit der aufgezählten Technologien eher im Bereich der Effizienzsteigerung unserer Geschäftsprozesse.

LEADERSNETSie haben einmal gesagt: "Irgendjemand freut sich immer" in Bezug auf die vielfältigen Exponate, die Sie versteigern. Was war das ungewöhnlichste oder überraschendste Item, das Sie je versteigert haben?

Blematl: Was ungewöhnlich ist, liegt immer im Auge des Betrachters. Eines habe ich bei Aurena jedenfalls gelernt: Man sollte nicht mit seiner eigenen voreingenommenen Sichtweise ein Produkt für wertlos erklären. Es gibt tatsächlich für alles eine:n Käufer:in. So manches, was Sie vielleicht entsorgen würden, hat für jemand anderen einen Wert – sei es als lang gesuchtes Ersatzteil, Sammlerstück oder günstiges Verbrauchsmaterial. Hier leisten wir gemeinsam mit unseren Bieter:innen auch einen wesentlichen Beitrag im Sinne der Kreislaufwirtschaft, allein im Jahr 2023 haben wir so über 96.000 Tonnen an CO2 eingespart.

LEADERSNETAurena hat in den letzten Jahren ein beeindruckendes Wachstum hingelegt. Wo sehen Sie das Unternehmen in fünf Jahren? Gibt es Pläne für internationale Expansion oder neue Geschäftsfelder?

Blematl: Das Schöne an unserer Dienstleistung ist, dass wir echte Probleme von Menschen lösen, sowohl auf der Verkäufer- als auch auf der Bieter-Seite, dabei noch ein richtiges Erlebnis bieten. Unser nächstes großes Ziel ist es, unser Geschäft in Deutschland zur Marktführerschaft auszubauen und gleich wie in Österreich auch dort hunderttausenden von Menschen den Zugang zu einzigartigen Exponaten und echten Schnäppchen zu bieten.

www.aurena.at

Über Jürgen Blematl

Jürgen Blematl ist seit über einem Jahrzehnt eine der zentralen Persönlichkeiten hinter dem Erfolg von Aurena. Als er 2013 als externer Berater zu dem damals noch jungen Unternehmen stieß, war sein Fokus auf Markenentwicklung und Digitalisierung gerichtet – zwei Bereiche, die entscheidend für die Transformation und das Wachstum des Unternehmens wurden.

Gegründet 2012 als klassisches Präsenz-Auktionshaus, hat sich Aurena innerhalb weniger Jahre zu einem führenden Player im Bereich Online-Auktionen entwickelt. Aurena hat sich 2014 entschieden, eine komplett neue Auktionsplattform zu entwickeln, mit dem Fokus, das beste Auktionserlebnis der digitalen Welt zu schaffen. Gelauncht 2018, konnte Aurena bereits binnen eines Jahres die Marktführerschaft für sich beanspruchen. Seitdem ist das Wachstum rasant: 2019 wurden 140.000 Positionen versteigert, 2024 bereits 600.000. Mit 150 Mitarbeiter:innen und einem Umsatz von über 100 Millionen Euro hat sich Aurena am Standort Niklasdorf als Innovationsführer etabliert. Jede Minute wird ein Exponat versteigert, und alle drei Sekunden geht ein Gebot ein.

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Über Jürgen Blematl

Jürgen Blematl ist seit über einem Jahrzehnt eine der zentralen Persönlichkeiten hinter dem Erfolg von Aurena. Als er 2013 als externer Berater zu dem damals noch jungen Unternehmen stieß, war sein Fokus auf Markenentwicklung und Digitalisierung gerichtet – zwei Bereiche, die entscheidend für die Transformation und das Wachstum des Unternehmens wurden.

Gegründet 2012 als klassisches Präsenz-Auktionshaus, hat sich Aurena innerhalb weniger Jahre zu einem führenden Player im Bereich Online-Auktionen entwickelt. Aurena hat sich 2014 entschieden, eine komplett neue Auktionsplattform zu entwickeln, mit dem Fokus, das beste Auktionserlebnis der digitalen Welt zu schaffen. Gelauncht 2018, konnte Aurena bereits binnen eines Jahres die Marktführerschaft für sich beanspruchen. Seitdem ist das Wachstum rasant: 2019 wurden 140.000 Positionen versteigert, 2024 bereits 600.000. Mit 150 Mitarbeiter:innen und einem Umsatz von über 100 Millionen Euro hat sich Aurena am Standort Niklasdorf als Innovationsführer etabliert. Jede Minute wird ein Exponat versteigert, und alle drei Sekunden geht ein Gebot ein.

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