Interview mit Christian Steinmayr & Michael Perlornigg
"Wir haben ein Auge auf den Markt, werden aber keine First Mover sein"

Im LEADERSNET-Interview sprechen Christian Steinmayr und Michael Perlornigg, Geschäftsführer der Steinmayr & Co Insurance Brokers GmbH, darüber, wie sich ihr Unternehmen und die Branche in den letzten 50 Jahren entwickelt haben, wie sie es schaffen, Tradition und Innovation unter einen Hut zu bringen, über ihre neuste Expansion nach Wien, und welche Risiken sie als Ausfallversicherer der Ski-WM in Saalbach abdecken. 

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Steinmayr, sehr geehrter Herr Perlornigg, Ihr Unternehmen gibt es bereits seit über 50 Jahren. Was zeichnet Steinmayr & Co. heute als führenden Anbieter im Bereich Spezialversicherungen aus?

Christian Steinmayr: Wie Sie richtig erwähnen, gibt es unser Unternehmen schon einige Jahre und so können wir auf einen unheimlich großen Erfahrungsschatz zurückgreifen. Historisch sind wir natürlich als Tiroler Makler stark mit der Tourismuswirtschaft und dem Wintersport verbunden. Spätestens seit der Übernahme des Unternehmens durch uns im Jahr 2010 haben wir uns im Bereich der Industrieversicherung und auch rund um das Thema Immobilienwirtschaft spezialisiert. Durch unsere Partnerschaft mit der Renomia und der Gallagher Gruppe sind wir einer der wenigen Player am Markt, die für international agierende Unternehmensgruppen ausgezeichnete Versicherungslösungen aus einer Hand anbieten können.

LEADERSNETDie Branche hat sich seit den 1970er-Jahren massiv verändert. Was sind die größten Herausforderungen für ein Familienunternehmen in einem so spezialisierten Sektor?

Steinmayr: Was sich für Makler:innen an sich verbessert hat, ist, dass wir für Versicherungsgesellschaften und Versicherungsnehmer:innen nicht mehr wegzudenken sind und der Mehrwert unserer Dienstleistung eigentlich außer Frage steht. Das war vor 50 Jahren noch nicht so und da wurden Makler:innen oft noch als Störfaktor in der Beziehung von Versicherern zu ihren Kund:innen wahrgenommen. Was sich natürlich in einer immer globaler agierenden Welt verschärft, ist der Mitbewerb und die fortschreitende Konzentration auf immer weniger Anbieter. Es findet gerade eine massive Konsolidierung am Markt statt, bei der wir einen eigenen Weg eingeschlagen haben. Anstatt den Kundenstock und die Kontrolle an einen internationalen Player abzugeben, haben wir uns den für uns besten ausgesucht und sind dann eine Partnerschaft auf Augenhöhe, aber unter unserer alleinigen Führung eingegangen. So können wir unsere jahrzehntelangen Stärken in gewohnter Form weiterführen, aber durch unsere starken Partner eben auch dem internationalen Mitbewerb erfolgreich Paroli bieten. Ich bin sehr froh, dass uns das gelungen ist.

LEADERSNET: Wie schaffen Sie es, Tradition und Innovation unter einen Hut zu bringen?

Michael Perlornigg: Als Tiroler ist die wichtigste Tradition die Geradlinigkeit und die Handschlagqualität. Und diese Tradition tragen wir durch unsere Mitarbeiter:innen weiter. Diese sind für uns der Schlüssel dafür, am Kunden und am Markt als verlässlicher und glaubwürdiger Partner wahrgenommen zu werden. Diese Tradition würde ich gegen nichts tauschen wollen und dafür bin ich gerne bereit, ein paar Prozent weniger Wachstum in Kauf zu nehmen, aber dafür langfristige Partnerschaften zu etablieren. Und auch der Bereich der Innovation wird bei uns von den Mitarbeiter:innen mitgetragen. Wir haben beispielsweise gerade die Arbeitsgruppe "Steinmayr 2030" gegründet, in der einige engagierte junge Mitarbeiter:innen aktiv Ideen entwickeln und an der Zukunft des Unternehmens mitarbeiten sollen.

Steinmayr: Ich glaube, dass im Versicherungsmarkt noch viele Verbesserungen in Prozessen und im Bereich der individuellen Produktentwicklung möglich sind. Wir haben hier ein Auge auf das, was am Markt passiert. "First Mover" werden wir aber eher nicht sein.

LEADERSNETSie haben kürzlich nach Wien expandiert. Was hat Sie dazu bewegt, und was erhoffen Sie sich davon?

Steinmayr: Einerseits unterstreicht dieser Schritt unseren Anspruch, gemeinsam mit unseren Partnern Renomia und Gallagher, als einer der führenden Anbieter für Österreichs maßgebliche Unternehmen vor Ort präsent zu sein. Andererseits eröffnete dieser Schritt uns einen Zugang zu Fachkräften, die es in dieser Dichte in Westösterreich nicht gibt. Wir versuchen auch in Wien mit unseren Tiroler Tugenden zu punkten und merken auch, dass wir mit unserer Unternehmenskultur, unserer Geschichte, aber vor allem mit unseren Plänen für die Zukunft ein interessanter Arbeitgeber für Mitarbeiter in Ostösterreich sind. Und ein nicht unerheblicher Faktor war die Tatsache, dass der Flurfunk am Wiener Versicherungsmarkt von Tirol aus nicht so leicht zugänglich war. Die geografische Nähe und die Vernetzung unserer Mitarbeiter:innen ermöglicht es uns, näher an Informationen zu sein, die für uns wichtig sind.

LEADERSNETSteinmayr & Co. versichert viele der größten Bergbahnen in Österreich. Wie haben sich die Anforderungen an Versicherungen in diesem Bereich in den letzten Jahren verändert – Stichwort Klimawandel, Schneemangel oder steigende Energiekosten?

Perlornigg: Grundsätzlich muss man sagen, dass der Seilbahnsektor nach wie vor sehr stark ist und ein ganz wichtiger Motor in tourismuslastigen Regionen. Gerade in der aktuellen Phase der allgemeinen konjunkturellen Schwäche ist dieser Wirtschaftszweig immens stark und stemmt sich erfolgreich auch gegen die angesprochenen Herausforderungen. Das Thema des Schneemangels wird durch moderne Beschneiungsanlagen und effiziente Verteilung des Neuschnees eigentlich effektiv bekämpft und ermöglicht es auch in relativ Naturschneearmen Wintern Ski zu fahren. Was aus Versicherungssicht allerdings bemerkbar ist, ist eine größere Häufung an Schäden durch Hochwasser und Vermurung im Sommer, was wohl auf das Thema Klimawandel zurückzuführen ist. Die steigenden Energiepreise drücken natürlich auf das Ergebnis, aber ich denke, das kann durch gute Nachfrage und Preisanpassungen teilweise abgefangen werden.

LEADERSNETSteinmayr & Co. ist als Ausfallsversicherer für die Ski-WM 2025 tätig. Welche besonderen Risiken müssen dabei abgesichert werden?

Perlornigg: Wir sind im Bereich der Großveranstaltungen vor allem im spezialisierten Segment der Ausfallversicherung aktiv. Das heißt, dass wir bei Großveranstaltern das finanzielle Risiko eines Ausfalles der Veranstaltung, sei es beispielsweise durch Wetter, aber auch durch technische Gebreche, entsprechend absichern. Auch das Thema des Ausfalls durch Terror – wie ja auch ein Ausfall der Taylor Swift Konzerte in Wien zustande gekommen ist – ist ein Thema, das leider wieder an Aktualität gewonnen hat und das wir für unsere Kund:innen absichern. Eine Ski-WM ist da schon eine sehr exponierte Veranstaltung, wo alle Bausteine der Deckung gebraucht werden, und das in nicht unerheblichem Ausmaß.

LEADERSNET: Wie könnte sich die Zusammenarbeit mit internationalen Partnern weiterentwickeln? Denken Sie über Expansion in weitere Märkte nach?

Steinmayr: Aktuell versuchen wir, die vielen PS, die wir durch unsere neuen Mitarbeiter:innen und Partner in unser Unternehmen geholt haben, in Innsbruck, Wien und neuerdings auch in Vorarlberg, auf die Straße zu bringen. Wir sehen gutes Potenzial, in dem sich konsolidierenden Markt organisch gut zu wachsen. Wenn Sie Gelegenheiten ergeben, Bestände zu übernehmen oder mit anderen Makler:innen sinnvolle Partnerschaften einzugehen, dann werden wir uns das anschauen. Wachstum außerhalb Österreich passiert vor allem durch unsere Partner – Renomia im Zentraleuropäischen und Gallagher im westeuropäischen Raum. Wir bieten hier unseren Partnern im Ausland gerne unsere Expertise und unser Netzwerk an.

www.steinmayr.co

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