Vier Zukunftsthemen
ARA setzt auf neue Geschäftsfelder

| Redaktion 
| 21.05.2024

Mit Blick auf neue und kommende EU-Verordnungen hat das Unternehmen vier Zukunftsthemen definiert. Man will die Lücken im Wertstoffkreislauf schließen und Versorgungssicherheit für Österreich garantieren.

Kreislaufwirtschaft ist die Ökonomie der Zukunft – und bietet Österreich die Chance, zu einem technologischen Front-Runner für effiziente Rohstoffnutzung zu werden. Der "Green Deal“ und der Aktionsplan zur Kreislaufwirtschaft, die neuen Regelungen der EU-Batterieverordnung, die Textilstrategie der Europäischen Union und die strengeren Recyclingquoten für Kunststoffe geben die Rahmenbedingungen für die weitere zirkuläre Transformation vor.

"Eine zirkuläre Wirtschaft erfordert die Umstellung von Produktionsabläufen, die Einführung neuer Materialien und damit verbunden hohe Investitionen. In Österreich sind viele Produkte für den weltweiten Export bestimmt; ein Umstand, der die Schließung von regionalen und nationalen Stoffkreisläufen erschwert", beschreibt ARA Vorstandssprecher Harald Hauke die zentralen Herausforderungen.

Unter diesen Umständen sei es wichtig, langfristig die ökonomische Bedeutung der Kreislaufwirtschaft zu heben. Von Rezyklaten über chemisches und Textilien-Recycling bis zur Batteriesammlung gestalte die ARA heute diese Zukunftsfelder, fordert aber auch ein klares Bekenntnis seitens der Politik, um sie weiter vorantreiben zu können. Die definierten Zukunftsfelder sind:

1. Zukunftsthema: Gesetzgebung muss Sekundärmaterialien gleichstellen

Chemisches Recycling sei aktuell durch den teilweise fehlenden Rechtsrahmen und die niedrigen Rohstoffpreise wirtschaftlich nicht immer kompetitiv gegenüber der Erzeugung von Primär-Kunststoffen (Virgin Material). Im Lebensmittelbereich ist der Einsatz von Rezyklaten aus dem klassischen mechanischen Recycling aus Gründen der Lebensmittelsicherheit nicht zugelassen – mit Ausnahme von PET-Rezyklat aus PET-Verpackungen. "Chemisches Recycling bietet die Möglichkeit, Material in Virgin-Qualität herzustellen. Würde die Gesetzgebung die Rahmenbedingungen für chemisches Recycling im Bereich von Lebensmittelverpackungen fördern, könnten wir lebensmitteltaugliche Sekundärrohstoffe zur Verfügung stellen. Dazu fehlt aktuell aber leider noch der regulatorische Rahmen und hemmt damit Investitionen", betont ARA Vorstand Martin Prieler.

2. Zukunftsthema: Schengenraum für Rezyklate sichert Rohstoffe

Die EU-Recyclingquote für Kunststoffverpackungen (ab 2025 auf 50 Prozent) fordert zusätzliche Sortierkapazitäten. Die Sortieranlage TriPlast kann 50 Prozent der erforderlichen Kapazität für Leichtverpackungen in Österreich stemmen. Es werde jedoch auch notwendig sein, in benachbarten Ländern zu sortieren, um Kapazitätsengpässe auszugleichen. Die Rechtslage (grenzüberschreitende Abfallverbringung) erschwere den Export von Sekundärrohstoffen durch die Erfordernisse aufwändiger innerstaatlicher Notifizierungsverfahren. Abnehmer:innen warten sechs bis neun Monate auf die entsprechenden Mengen. Primärrohstoffe genießen hingegen eine EU-Warenfreizügigkeit und passieren die Grenzen ohne lange bürokratische Abläufe. Das stellt einen klaren Nachteil für heimische Kunststoffverwerter:innen dar.

"Ein Schengenraum für Rezyklate würde der Wirtschaft Sicherheit bei Stoffströmen und Planbarkeit von Investitionen garantieren sowie den Standort attraktiver machen und gleichzeitig die bilateralen Beziehungen bei industriepolitischen Themen mit Nachbarländern stärken", erklärt Harald Hauke.

3. Zukunftsthema: Österreichs Textilabfälle reduzieren

Ab 2025 sieht die EU vor, dass Textilien getrennt erfasst werden. Dazu zählen neben Kleidungsstücken, Decken, Bettwäsche oder Gardinen auch Produkte wie Schuhe, Matratzen und Teppiche. Mit der Textilstrategie einhergehend sieht die EU ein strengeres Export-Regime für Textilien und ein Vernichtungsverbot unverkaufter Produkte vor. Die ARA sieht die Einführung der erweiterten Produzent:innen-Verantwortung im Wettbewerb mit anderen Systemen als Schlüssel, um Textilien im Kreislauf zu führen. "Über kurz oder lang benötigt es auch die entsprechenden Rahmenbedingungen, um Sortieranlagen für Textilrecycling zu errichten", erklärt Martin Prieler.

4. Zukunftsthema: Rücknahmesystem für Lithium-Ionen-Batterien durch Incentivierung 

Bis 2027 evaluiert die EU-Kommission nun die Umsetzung eines entsprechenden Pfandsystems. Die Langlebigkeit von Lithium-Ionen-Batterien spricht allerdings dagegen: Nach Ende der Lebensdauer in fünf bis 15 Jahren haben die meisten Konsument:innen den Pfandeinsatz vergessen. Das macht ein derartiges System ineffektiv. Zudem seien Pfandquoten im Verpackungsbereich mit einer Durchlaufzeit von sechs Wochen konzeptioniert. Die Lösung besteht laut ARA in einem Rücknahmesystem für Lithium-Ionen-Batterien in Österreich, das sich an Lebensdauer und Marktgegebenheiten orientiert und auf Belohnung setzt. „Auch auf europäischer Ebene sollten Regulierungen gefunden werden, die für die Wirtschaft einfacher umzusetzen sind und die Menschen motivieren, Batterien korrekt zu entsorgen“, so Hauke.

www.ara.at

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