Jede vierte Firmeninsolvenz aufgrund der Corona-Krise

Aktuelle Analyse des KSV1870 zeigt, dass die Pandemie immer häufiger zum Finanzkollaps von Unternehmen führt.

"Operative Ursachen" waren auch im zweiten Corona-Jahr der Hauptgrund für Firmenpleiten in Österreich. Doch der Faktor "Unbeherrschbare Umstände", zu denen auch die Covid-19-Pandemie zählt, legt deutlich zu. Zu diesem Ergebnis gelangt eine aktuelle KSV1870 Analyse von rund 2.000 eröffneten Firmenpleiten des Jahres 2021.

Zwar führen "Operative Ursachen" nach wie vor die Liste, warum Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind, an, doch im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren entwickle sich dieser Wert deutlich rückläufig. Während im ersten Pandemiejahr noch fast 40 Prozent der österreichweiten Firmenpleiten auf Faktoren wie eine schlechte Kostenstruktur durch Organisationsmängel, Schwächen bei der Finanzierung, mangelndes Controlling oder Absatzschwächen zurückzuführen waren, seien es im Vorjahr 31 Prozent gewesen. "Klassische Managementaufgaben als Hauptfaktor haben zuletzt etwas seltener eine Insolvenz verursacht als früher. Dieser Rückgang hat sich quasi eins zu eins in ein Plus bei den Corona-bedingten Firmenpleiten entwickelt", Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Corona-Krise als Knackpunkt

Während im Jahr 2020 die weltweite Pandemie als primäre Insolvenzursache von Unternehmen in Österreich noch eher gering ausfiel, war das im Vorjahr bereits deutlich häufiger der Fall: "Je länger die Pandemie dauert, desto häufiger hat die Corona-Krise das Fass zum Überlaufen gebracht, wodurch Unternehmen in die Insolvenz geschlittert sind. Viele Betriebe wurden aufgrund staatlicher Hilfsgelder zu lange künstlich am Leben erhalten und durch die Pandemie getragen. Das führt jetzt zum Finanzkollaps zahlreicher Unternehmen", erklärt Götze, und ergänzt: "Trotzdem sprechen wir weiterhin von keiner Insolvenzwelle – weder im Vorjahr noch in den ersten Monaten des laufenden Jahres. Die aktuelle Entwicklung geht klar in Richtung 'Vor-Krisen-Niveau'."

Laut der Analyse des Kreditschutzverbandes sind bereits 27 Prozent aller eröffneten Firmenpleiten des Vorjahres auf "Unbeherrschbare Umstände" zurückzuführen – alleine 22 Prozent entfallen dabei auf die Corona-Krise, die nach wie vor zahlreichen Betrieben Sorgen bereite. Am häufigsten war die Pandemie in Vorarlberg (39 Prozent), Salzburg (36 Prozent), dem Burgenland (35 Prozent) und Niederösterreich (33 Prozent) für Firmenpleiten verantwortlich – am seltensten in Tirol mit zwölf Prozent. Neben der Pandemie fallen auch Naturkatastrophen, Kriegshandlungen, Krankheit oder Unglücksfälle im persönlichen Umfeld in diese Kategorie.

Gründungsfehler sorgen für finanziellen Ruin

Die dritthäufigste Ursache (19 Prozent), warum heimische Unternehmen in die Insolvenz schlittern, sind laut dem KSV1870 klassische Gründungsfehler. Fehlendes betriebswirtschaftliches Know-how oder nicht ausreichend vorhandene Branchenkenntnisse zählten hierbei zu den gängigsten Aspekten. Ebenso fehle es vielen Unternehmern an jeglicher Eignung, einen Betrieb nach professionellen betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten zu gründen bzw. zu führen. Oder es sei schlichtweg nicht ausreichend Eigenkapital vorhanden. Fast ebenso regelmäßig führe persönliches Verschulden bzw. Fahrlässigkeit (15 Prozent) die Betriebe ins Verderben. Besorgniserregend sei auch die Tatsache, dass hierzulande strafbare Handlungen in sieben Prozent der Fälle zum wirtschaftlichen Ende führten – am häufigsten im Burgenland (12 Prozent) und Wien (10 Prozent). Am seltensten in Tirol (1 Prozent) und Salzburg (2 Prozent).

Strategische Fehler

Wie schon in den Jahren zuvor verursachen sowohl strategische Fehler (6 Prozent) als auch externe Vorkommnisse (3 Prozent) eher selten eine Firmenpleite in Österreich. Während strategische Gründe vor allem in einer mangelhaften oder zu späten Reaktion auf Marktveränderungen liegen, zählt die Insolvenz eines Geschäftspartners zu den häufigsten Faktoren in der Kategorie "Externe Vorkommnisse". (ts)

www.ksv.at

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