Hat ein Wiener Biotech das Heilmittel gegen Corona?

Apeiron Biologics hat  mögliches Mittel zur Behandlung von COVID-19 entwickelt: erste Testungen an 200 schwer erkrankten Patienten schon Ende dieser Woche geplant.

Neuer Hoffnungsschimmer im Kampf gegen das Coronavirus: nachdem in den vergangenen Wochen mehrere Biotech-Unternehmen im Rennen zur Entwicklung eines Medikaments gegen COVID-19 für Schlagzeilen sorgten (LEADERSNET berichtete unter anderem hier), lässt nun eine österreichische Firma aufhorchen: ein Wiener Biotech-Unternehmen hat nämlich einen neuartigen Wirkstoff entwickelt, der nun in drei Ländern Patienten, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, verabreicht werden soll.

Erste Testungen schon Ende dieser Woche

Das Medikament mit dem neuen Wirkstoff APN01 war ursprünglich zur Behandlung von akutem Lungenschaden bzw. akutem Lungenversagen entwickelt worden. Da diese Erkrankungen auch bei COVID-19-Patienten auftreten und tödlich verlaufen können, wird der Wirkstoff nun bei Menschen getestet, die sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben und infolge schwer erkrankt sind, erklärt das Biotechnologie-Unternehmens Apeiron Biologics in einer Aussendung.

Berichten von science.ORF.at zufolge sollte der Wirkstoff bereits Ende Februar in China bei 24 Betroffenen eingesetzt werden, allerdings gab es Verzögerungen durch die chinesischen Behörden. Das erklärte der Genetiker und Gründer des in Wien ansässigen Biotechnologie-Unternehmens Apeiron, Josef Penninger. In Deutschland, Dänemark und Österreich ging es nun schneller. Bereits Ende nächster Woche sollen die ersten schwerkranken Patienten für die klinische Studie ausgewählt werden: "Sieben Tage lang wird der Wirkstoff eingesetzt, zweimal am Tag intravenös als 30-minutige Infusion." In Österreich sind Kliniken in Wien, Innsbruck und Salzburg beteiligt.

Medikament soll Virus "täuschen"

Der Wirkstoff APN01 soll das Coronavirus täuschen. Es ahmt dabei jenes entscheidende menschliche Enzym nach, das das Virus nutzt, um in Zellen einzudringen. Penninger: "Wir machen also eine Tür, die genauso aussieht wie die Tür, die das Virus benutzt, um in unser Haus zu kommen. Es ist, als würde man vor tausend Türen stehen und nur eine ist eine wirkliche Tür." Durch das Täuschungsmanöver soll das Virus sich anstatt an die Oberfläche einer Zelle an den Wirkstoff APN01 binden. Damit kann das Virus die Zellen nicht mehr infizieren und wird mit dem Medikament wieder ausgeschieden.

Gleichzeitig soll die Substanz vor schädlichen Entzündungen in der Lunge und einem möglichen Organversagen schützen. "Das müssen wir natürlich jetzt sorgfältig in klinischen Studien testen, ob das wirklich so ist in Patienten, die das Virus in sich tragen", erklärt der Apeiron-Gründer

Produktion in vollem Gange 

Primär wird in der Studie darauf geachtet, ob es den Betroffenen durch die Infusionstherapie besser geht bzw. ob eine Verschlechterung und Multiorganversagen verhindert werden kann, erklärt der Genetiker: "Sekundär schauen wir, was sonst im Körper und mit dem Virus passiert und wie sich die Entzündungsparameter entwickeln."

Jeder Patient wird nach der Behandlung 29 Tage nachkontrolliert. Penninger schätzt, dass es bis zum Sommer dauern wird, bis die Ergebnisse ausgewertet sind. Geht alles nach Plan und wirkt APN01 wie vorhergesagt, geht es darum, dass die Infusion weltweit zugelassen wird. Penninger, der vor 15 Jahren begonnen hat, an diesem Wirkstoff zu forschen ist aber zuversichtlich: "Wir haben auch schon die Produktion angefangen, das läuft also schon parallel." Wundermittel gibt es aber nicht, betont der Genetiker. Finanziert wird die Forschung von der österreichischen Regierung. (red)

www.apeiron-biologics.com

Über Josef Penninger

Josef Penninger war wissenschaftlicher Direktor am IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) in Wien und übernahm 2018 die Leitung des Life Sciences Institute an der University of British Columbia.

2014 erhielt er mit dem Wittgenstein-Preis Österreichs wichtigsten Wissenschaftspreis. Das von Prof. Penninger mitgegründete Wiener Biotechnik-Unternehmen Apeiron forscht seit 2005 an einem Medikament gegen SARS, welches nunmehr auch gegen Covid-19 eingesetzt und derzeit in China getestet wird.

Über Josef Penninger

Josef Penninger war wissenschaftlicher Direktor am IMBA (Institut für Molekulare Biotechnologie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften) in Wien und übernahm 2018 die Leitung des Life Sciences Institute an der University of British Columbia.

2014 erhielt er mit dem Wittgenstein-Preis Österreichs wichtigsten Wissenschaftspreis. Das von Prof. Penninger mitgegründete Wiener Biotechnik-Unternehmen Apeiron forscht seit 2005 an einem Medikament gegen SARS, welches nunmehr auch gegen Covid-19 eingesetzt und derzeit in China getestet wird.

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