Fujitsu ist der führende japanische Anbieter von Informations- und Telekommunikations-basierten (ITK) Geschäftslösungen und bietet eine breite Palette an Technologieprodukten, -lösungen und -Dienstleistungen. Mit rund 132.000 Mitarbeitern betreut das Unternehmen Kunden in mehr als 100 Ländern. LEADERSNET hat Wilhelm Petersmann, Fujitsu Managing Director Austria and Switzerland, zum Gespräch gebeten.
LEADERSNET: Saugroboter, Alexa, automatisierte Hilfe im Haushalt – wir leben in einer Welt, in der intelligente Technologien aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken sind. Auch große Unternehmen investieren in smarte Systeme, um Nutzen zu maximieren und Kosten zu senken. Hand auf’s Herz – wie viel Digitalisierung braucht unser privater und beruflicher Alltag denn wirklich?
Petersmann: Auch, wenn die Hürde, auf digitale Helferlein umzusteigen, für den einen oder anderen groß ist, wollen viele auf ihre kleinen Alltagshelden nicht mehr verzichten, sobald sie in Betrieb genommen wurden. Deshalb greifen auch Unternehmen für die Gestaltung ihrer Büroräumlichkeiten inzwischen gerne auf smarte Systeme zurück: Im Smart Office geht es dann in erster Linie darum, Effizienz und ideale Bedingungen für die Anwender zu schaffen. Oft sind dabei schon Kleinigkeiten ausschlaggebend – wie etwa eine überall in einheitlicher Qualität funktionierende WLAN-Verbindung. Eine optimale IT-Infrastruktur muss wie die Strom- oder Wasserversorgung stets verfügbar sein und mit wechselnden Erfordernissen Schritt halten. Fujitsu setzt darum auf Lösungsmöglichkeiten mit einfacher und einheitlicher Bedienbarkeit. Wenn es im Berufsleben stressig zugeht, sollte zumindest die Technik in diesen Momenten einwandfrei funktionieren. Doch es gibt auch eine Kehrseite vieler smarter Systeme: Es handelt sich dabei oft um sogenannte Insellösungen, also Technologien, die nur mit Komponenten desselben Anbieters zusammenarbeiten. Wir setzen dagegen auf Industriestandards und offerieren unseren Kunden Angebote, mit denen sie auch heterogene IT-Infrastrukturen – Stichworte Hybrid IT und Multi Cloud – einfach beziehen und verwalten können.
LEADERSNET: Die Auswahl der Anbieter ist groß, die Wahl oft schwer. Wie ist es möglich, mehrere Angebote zu beanspruchen, ohne auf einer digitalen Insel zu stranden?
Petersmann: Viele Unternehmen wollen vermeiden, von nur einem Provider abhängig zu sein, wenn es um Anwendungs-Software, Rechen- oder Speicherleistung geht und setzen daher auf Private Clouds und Public Cloud-Dienste unterschiedlicher Anbieter. Dazu zählen beispielsweise „Cloud-Hyperscaler“ wie Amazon Web Services, Microsoft und Google, die eine breite Palette von Ressourcen bereitstellen. In erster Linie ist es dabei wichtig, den Überblick zu behalten sowie eine effiziente Verwaltung sicherzustellen. In diesem Kontext verzeichnen wir eine stark wachsende Nachfrage nach Angeboten, mit denen unsere Kunden Multi Cloud-Dienste einheitlich verwalten können. Unternehmen können dadurch die Vorteile der unterschiedlichen Betriebs- und Cloud-Modelle flexibel und entsprechend ihres jeweiligen Bedarfs kombinieren.
LEADERSNET: Datenschutz und Digitalisierung sollten ineinandergreifen – tun es leider oftmals nicht. Wie begegnen Sie dieser Problematik?
Petersmann: Bei allen unserer Services haben der Schutz und die Integrität der Daten höchste Priorität. Das gilt auch dann, wenn Informationen eben auf mehreren Cloud-Plattformen gespeichert werden. Es ist keine triviale Aufgabe, die Kontrolle zu behalten. Dies gilt insbesondere bei hybriden IT-Umgebungen. Darum ist die eben angesprochene Orchestrierung der verschiedenen genutzten Cloud Services über eine zentrale Lösung auch ein entscheidender Punkt, um die Kontrolle zu behalten. Insgesamt entscheidend ist jedoch, Datenschutz und Datensicherheit umfassend zu betrachten und sich dabei nicht nur auf die rein technischen Aspekte zu fokussieren, sondern auch die Mitarbeiter zu sensibilisieren und zu schulen. Zugleich müssen Verantwortliche darauf achten, dass Sicherheitsmechanismen nicht so unkomfortabel werden, dass sie die Produktivität hemmen oder Mitarbeiter gar dazu bewegen, sie zu umgehen. Ein klassisches Beispiel dafür ist der Post-it-Zettel mit dem langen und komplizierten Passwort am Monitor. Daher setzen wir auch verstärkt auf biometrische Lösungen, um maximale Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit zu vereinen – beispielsweise mittels PalmSecure. Die Nutzer-Authentifizierung erfolgt dabei per Infrarot-Scan der Handvenen. Da die Venen im Körperinneren liegen und eine Vielzahl von Unterscheidungsmerkmalen aufweisen, ist dies eines der sichersten Verfahren überhaupt.
LEADERSNET: Wie kommt ein Unternehmen bei all diesen Veränderungen überhaupt noch hinterher?
Petersmann: Man glaubt es kaum, aber viele Unternehmen fühlen sich durch die Limitierungen bestehender technischer Lösungen sogar ausgebremst und befassen sich daher intensiv mit neuen Technologien. Etwa mit dem vom Quantencomputing inspirierten Digital Annealing. Hintergrund ist, dass Quantencomputer bei vielen Aufgaben um ein Vielfaches schneller als bestehende Systeme sind und damit die IT nachhaltig verändern werden. Wann Quantenrechner jedoch tatsächlich praktikabel einsetzbar sein werden, ist noch unklar. Das Digital Annealing schlägt die Brücke in die Zukunft der IT und hilft Unternehmen bereits heute bei der Lösung praktischer Probleme. Berechnungen, die mit herkömmlichen IT-Infrastrukturen gar nicht möglich sind oder unpraktikabel lange dauern, können damit unter Echtzeitbedingen erfolgen.
LEADERSNET: Das klingt fast futuristisch – wie lässt sich diese vom Quantencomputing inspirierte Technologie im Berufsalltag einsetzen?
Petersmann: In der Praxis kann das in vielen Branchen einen entscheidenden Vorteil bringen: Mithilfe des Digital Annealings kann ein Unternehmen beispielsweise die optimale Route ermitteln, die Lagerarbeiter nehmen müssen, um die benötigen Materialien aus den Regalen zu entnehmen und zum Bearbeitungsort zu transportieren. Auch bei akuten Störungen lassen sich Neudispositionen in Echtzeitbedingungen umsetzen. Gleiches gilt für die Logistiksteuerung und -disposition oder die bessere Steuerung des Straßenverkehrs. In der Chemie und Pharmazie kann Digital Annealing ebenso eingesetzt werden, indem Moleküle, die einander ähneln, mithilfe dieser Technologie deutlich schneller aufgespürt und etwa neue Medikamente rascher und kostengünstiger als bisher entwickelt werden können. Auch Portfolio- und Risikoberechnungen in der Finanzindustrie sind ein typisches Einsatzgebiet. Da solche vom Quantencomputing inspirierten Systeme ein spezielles Know-how erfordern, bedarf es in der Regel allerdings der Unterstützung durch Experten. Fujitsu steht mit seiner Expertise hier gerne zur Verfügung.
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