YouTube erklärte Brand von Notre Dame zu Fake News

KI-Algorithmus ordnete Videos vom Flammeninferno um Pariser Wahrzeichen als Terroranschlag vom 11. September ein.

Montagabend gingen wahrhaft unglaubliche Bilder um die Welt: die Kathedrale von Notre Dame de Paris, eines der ältesten und ikonischsten Wahrzeichen der französischen Hauptstadt, stand lichterloh in Flammen. Der Brand, der trotz großangelegter Feuerwehreinsätze stundenlang nicht unter Kontrolle zu bringen war und große Teile des fast 1000 Jahre alten Gebäudes vernichtete, wurde vielfach von Augenzeugen gefilmt und via sozialer Medien verbreitete.

Millionen Menschen aus aller Welt verfolgten so das Inferno live mit – doch etwas machte jene, die die Geschehnisse via YouTube mitverfolgten, stutzig: wer auf der Video-Plattform Videos zum Brand aufrief, bekam unterhalb des Videos Informationen zum Terroranschlag vom 11. September 2001 präsentiert.Die als "Knowledge Panel" bekannte Funktion wurde im Vorjahr von der Google-Plattform eingeführt, um die Verbreitung von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien durch Aufklärung einzudämmen.

KI machte Notre Dame zum World Trade Center

Eigentlich als wichtiges Tool im Kampf gegen Falschmeldungen erdacht, tappte die Google-Funktion in diesem Fall allerdings tief ins Fettnäpfchen: die Künstliche Intelligenz erweckte so den Eindruck, die Videos über Brand in Paris seien Fake News über den Anschlag auf das World Trade Center. YouTube entschuldigte sich bereits öffentlich in einer Stellungnahme für den Fehler – Schuld sei der Algorithmus hinter der Funktion, der den Bildern des Brandes, die tatsächlich unglaublich erschienen, falsch einordnete.

KIs sind darauf programmiert, selbstständig Muster zu erkennen und einzuordnen – in diesem Fall meinte die Google-Funktion hier fragwürdige Inhalte ausfindig gemacht zu haben und versah diese automatisch mit dem 9/11-Kontext. "Diese Panels werden von einem Algorithmus aktiviert und daher treffen unsere Systeme manchmal die falsche Entscheidung. Wir deaktivieren die Panels bei Live-Streams zum Brand", so die Sprecher von YouTube.

Kampf gegen Verschwörungstheorien

Das "Knowledge Panel" greift auf Inhalte von Online-Enzyklopädien wie Wikipedia und Encyclopedia Britannica zurück und ist nur in ausgewählten Regionen, unter anderem den USA, Indien und Südkorea, verfügbar. Einer der Hauptgründe für die Installation der Google-Funktion war der anhaltende Kampf gegen Falschmeldungen und Verschwörungstheorien, welche sich besonders auf Plattformen wie YouTube schnell verbreiten und in der Vergangenheit dadurch schon oft zu großer Popularität kamen.

Diesmal wiederholte sich ein Fehler aus der Vergangenheit aber nicht: die Empfehlungsalgorithmen der Plattform,  die dafür sorgen, dass Nutzern rasch ähnliche Inhalte vorgeschlagen werden und Fake News auch so schnell verbreiteten, erkannten die Suche nach dem Begriff "Notre Dame" rasch als nachrichtlich relevant. Somit wurden Videos aus zuverlässigen Quellen – etwa großen Nachrichtensendern wie CNN und Co. –  bei Suchanfragen ganz oben gereiht. Verschwörungstheorien zum Brand von Notre Dame finden sich freilich dennoch bereits einige auf der Plattform. (rb)

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