Inhaftierter Journalist Max Zirngast mit Dr. Karl Renner Publizistikpreis ausgezeichnet

Neun weitere Journalisten mit der "ältesten und höchsten Auszeichnung für Journalismus in Österreich" bedacht.

Im Vorraum des Wappensaals des Wiener Rathauses empfing am Dienstag eine Kunst-Installation mit dem Titel "Briefgeheimnis" von Ezgí Erol, Antonio Semeraro und Shabnam Chamani die Gäste bei der 40. Verleihung des Dr. Karl Renner-Publizistikpreises. Aus überlebensgroß gedruckten Briefen von Max Zirngast konnten sich alle einen Teil heraustrennen, um sich als Zeichen der Solidarität ein Stückchen Max Zirngast mitzunehmen.

174 Journalistinnen und Journalisten in der Türkei in Haft

In seiner Begrüßung betonte Österreichischer Journalisten Club (ÖJC)-Präsident Fred Turnheim, dass die höchste und älteste Auszeichnung für Journalismus in Österreich auch für die Leistungen von Journalistinnen und Journalisten für die Demokratie vergeben werde. Daher wurde auch letztes Jahr der Dr. Karl Renner-Solidaritätspreis ins Leben gerufen. "Meşale Tolu wird heute die Stafette der Solidarität an Max Zirngast weitergeben, damit er nächstes Jahr auf dieser Bühne stehen kann", zeigte sich Turnheim zuversichtlich.

Gerhard Ruiss, Geschäftsführer der IG-AutorInnen forderte die Gäste auf, den "Offenen Brief" zu unterzeichnen, der am Donnerstag an alle relevanten nationalen wie internationalen Institutionen gesendet werde. Und Turnheim weiter: "Nach wie vor sind in der Türkei mit heutigem Stand 174 Journalistinnen und Journalisten bzw. sieben Österreicherinnen und Österreicher in Haft. Herr Bundeskanzler, fahren Sie statt in den angekündigten Skiurlaub in die Türkei und bringen sie die in der Türkei inhaftierten Österreicherinnen und Österreicher nach Hause. Dann wird Ihre Ratspräsidentschaft in die Geschichte eingehen."

Die Gewinnerinnen und Gewinner

In der Kategorie "Print" hielt Susanne Ayoub die Laudatio für Nina Kreuzinger, die für ihre Artikelserie "Operation Abrissbirne", die im Falter und in der Wiener Zeitung erschienen ist, den Dr. Karl Renner Publizistikpreis 2018 erhielt. Sie habe damit ganz wesentlich zur Verordnung vom 1. Juli 2018 beigetragen, die nun Gründerzeithäuser besser unter Schutz stellen soll. In der Kategorie "Fernsehen" würdigte Laudator Oswald Klotz Kim Kadlec und Max Nicholls für ihre "Am Schauplatz"-Reportage "Chakra mit Gewerbeschein – die Energetikerbranche boomt" während der umstrittene Energetiker vom Krankenhaus Nord zeitgleich und ortsgleich zur Preisverleihung im Rathaus im Untersuchungs-Ausschuss aussagen musste.

In der Kategorie "Online" hielt Zoran Dobric die Laudatio für Yvonne Widler, die für ihre Reportage "Misshandelt: Vom Jugendamt zu einer Mörderin gesteckt" über das Leben von Walfried Janka ausgezeichnet wurde. Janka kam als Baby zu einer Pflegemutter, die zuvor ihr eigenes Kind getötet hatte und er wurde später selbst zum Mörder. In der Kategorie "Investigativer Journalismus" zeichnete Laudator Helmut Kletzander ein Recherchekollektiv von Die Presse und ORF aus. Judith Hecht, Nikolaus Jilch, Emanuel Liedl und Hans Wu hatten acht Gigabite Daten gesichtet, um einen Kriminalfall rund um eine Bitcoin-Sekte zu durchleuchten. Kurt Langbein erhielt den Dr. Karl Renner-Publizistik-Preis für sein Lebenswerk.

Audiomittschnitt von Telefonat mit Max Zirngast

Nachdem Max Zirngasts Rede für den Dr. Karl Renner-Publizistikpreis von den türkischen Behörden nicht freigegeben wurde, schaffte es zumindest ein Audio-Mitschnitt von einem gestrigen Telefonat Max Zirngasts aus dem türkischen Hochsicherheitsgefängnis nahe Ankara in den Wappensaal des Wiener Rathauses.

In ihrer Dankesrede appellierte Mutter Barbara Zirngast an die Medien, aufgrund des laufenden Verfahrens keine Aussagen zu kolportieren, die nicht eindeutig Max Zirngast zuzuordnen wären. Sie bat um Verständnis, dass die Familie bis zur Veröffentlichung der Anklage von Interviews absehe und bedankte sich nochmals für die große und couragierte Solidarität von Freundinnen und Freunden von Max Zirngast, die sich in der Kampagne #FREEMAXZIRNGAST organisiert haben. (as/ots)

Bilder von der Verleihung des 40. Dr. Karl Renner Publizistikpreises finden Sie hier.

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