"Der beste Zeitpunkt für eine Erneuerung ist der, wenn anscheinend alles perfekt läuft"

| 28.11.2018

"Die Stiegler" Kiener, Gerbl, Pöpperl, Huber und Bachmayer im Interview.

Stiegl-Eigentümer und geschäftsführender Gesellschafter Heinrich Dieter Kiener hat gemeinsam mit seiner Frau Alessandra das Führungsteam seines Betriebes aus langjährigen Mitarbeitern neu zusammengestellt: Chefbraumeister Christian Pöpperl (48) ist "Herr über das Bier" und sorgt für die vielen bierigen Innovationen. Der seit über 20 Jahren in der Brauerei tätige Thomas Gerbl (47) zeichnet für Marketing, Verkauf und Logistik verantwortlich. Erwin Huber (46) kümmert sich darum, dass die richtigen Mitarbeiter am richtigen Platz und optimal in Sachen IT ausgestattet sind sowie um die Finanzen im Haus.

Der am längsten gediente "Stiegler" Franz Josef Bachmayer – er feierte kürzlich sein 47-jähriges Dienstjubiläum – hat den Über- und Durchblick, wenn es um die Stiegl-Liegenschaften geht. An der Spitze der Salzburger Privatbrauerei steht unverändert die Eigentümerfamilie. LEADERSNET hat die Führungsriege zum Interview gebeten.

LEADERSNET: Stiegl hat die Geschäftsführung neu geordnet. Was steckt dahinter?

Kiener: Der beste Zeitpunkt für eine Erneuerung ist der, wenn anscheinend alles perfekt läuft. Die Veränderungen am Markt kommen mit Sicherheit, die Frage ist nur wann und in welcher Intensität.

LEADERSNET: Mit 525 Jahren zählt Stiegl zu den ältesten Unternehmen in Österreich. Welche Werte sind erforderlich, um eine Zeitspanne wie praktisch die komplette Neuzeit erfolgreich zu bestehen?

Gerbl: Vieles hat sich seit der Gründung im Jahr 1492 geändert, aber etwas ist und bleibt unverändert wichtig: wir sind seit über 525 Jahren ein privat geführtes Unternehmen, wir sind absolute Qualitätsfanatiker und die Menschen stehen für uns im Mittelpunkt. Daher ist für uns Verlässlichkeit und Handschlagqualität von größter Bedeutung.

LEADERSNET: Auch Konsumgüter müssen sich, bei aller Treue der Genießer, ständig sich ändernden Geschmacksvorlieben anpassen. Wie schaffen das die "Stiegler"?

Pöpperl: Genau das ist die Kunst des Bierbrauers. Es braucht Beständigkeit und Wandel zugleich. Ein Bier wie vor 500 Jahren würde heute vermutlich nur wenigen Menschen schmecken. Bier geht einfach mit der Zeit. Und durch unsere große Vielfalt mit 24 verschiedenen Bieren ist vermutlich wirklich für jeden Geschmack etwas geboten.

LEADERSNET: Ist die Bierbrauerei ein personalintensives Unterfangen?

Huber: Bierbrauen ist und bleibt ein Handwerk, auch wenn es durch moderne Brautechnik unterstützt wird. Also ist die Antwort Ja: Es sind die Stiegler, die das Bier mit der roten Stiege ausmachen. Insgesamt beschäftigen wir auf ganz Österreich verteilt 750 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.“

LEADERSNET: Wie sind Sie mit der Geschäftsentwicklung zufrieden?

Gerbl: Unsere Biere gewinnen Preise und werden gern getrunken. Das lässt uns gesund wachsen, was uns natürlich sehr freut.

LEADERSNET:  Ist Salzburg als Wirtschaftsstandort ein wichtiger Unternehmensbestandteil?

Huber: Definitiv. Stiegl gehört zu Salzburg und Salzburg zu Stiegl. Die Lebensqualität ist enorm hoch und die Menschen arbeiten auch gern hier. Als Universitätsstadt hat Salzburg natürlich jede Menge qualifizierte junge Menschen zu bieten. Unter dem Motto ‚study and work‘ arbeiten wir deshalb auch eng mit den Universitäten und Fachhochschulen zusammen. Hinzu kommt noch die perfekte Lage der Mozartstadt im Herzen Österreichs und eine perfekte Infrastruktur. So sind wir in der Brauerei mit der Stiegl-Bahn auch an das Schienennetz angeschlossen und bekommen unsere Rohstoffe per Bahn.

LEADERSNET: Welche Regionen zählen zu den stärksten Absatzmärkten?

Gerbl: Traditionsgemäß sind wir in unserem Kernmarkt Salzburg, Oberösterreich und Tirol gut unterwegs. Gern wird unser Bier mit der roten Stiege aber auch in Niederösterreich, Wien und Burgenland getrunken.

LEADERSNET: Gibt es Biersorten, bei denen Stiegl besonders erfolgreich ist? Wo liegen die höchsten Wachstumschancen?

Pöpperl: Unser Zugpferd ist und bleibt einfach unsere Märzenbierspezialität, das Goldbräu. Stiegl bietet mit seinem breiten Biersortiment aber auch die größte Biervielfalt in Österreich. Neue Kreationen wie das Stiegl-Columbus 1492, ein Pale Ale, aber auch unser Bio-Bier Paracelsus Zwickl mit Wildshuter Urgetreide sowie das Kreativsortiment, mit unseren Wildshuter Bieren und Hausbieren entwickeln sich positiv.

LEADERSNET: Sind auch bei alkoholfreiem Bier Zuwächse zu verzeichnen?

Pöpperl: Wir sind mit unserem Stiegl-Freibier erfolgreich unterwegs.

LEADERSNET:  Österreich gilt ja allgemein als Bier-Land. Wie steht es hier um die Situation der privaten Brauereien am Markt?

Gerbl: Die Globalisierung macht natürlich auch vor den heimischen Brauereien nicht Halt. Aber es gibt das kleine gallische Dorf mit starken österreichischen Privatbrauereien auch hierzulande. Wie heißt es so schön: Die Ausnahme bestätigt bekanntlich die Regel.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt der Export für Sie?

Gerbl: Es ist mit etwas mehr als 10 Prozent ein kleines, aber gut gedeihendes Pflänzchen.

LEADERSNET: Gibt es Innovationen, die in den nächsten Jahren zu besonderen Herausforderungen werden könnten?

Pöpperl: Innovationen sind immer eine gewisse Herausforderung. Viel Entwicklungsarbeit steckt in unserem natürlich gebrauten glutenfreien Bier, dem Paracelsus Glutenfrei, welches mit heimischer BIO-Braunhirse gebraut wird und ohne dem Einsatz von technischen Enzymen auskommt.

LEADERSNET: Brauwelt, Immobilien und ein eigenes Gut: Wie wichtig ist es breit aufgestellt zu sein? Was steht in naher Zukunft auf der Agenda?

Bachmayer: Wir tun im Grunde seit 1492 das, was wir am besten können: Wir brauen Bier. Das beginnt für uns allerdings schon im Boden, deshalb schenken wir diesem besondere Aufmerksamkeit. Auf unserem Gut Wildshut nehmen wir deshalb alle Schritte des Bierbrauens selbst in die Hand, wir kümmern uns um die Gesundheit des Bodens, bauen hier Urgetreide an, vermälzen dieses selbst und brauen daraus besondere Biere. Das heißt Wildshut ist unsere Ideenschmiede rund ums Bier und wir können hier experimentieren und Neues entwickeln. Mit unserer Brauwelt haben wir schon 1985 einen Ort geschaffen, an dem alle dazu eingeladen sind, sich davon zu überzeugen: "Wo Stiegl drauf steht ist auch Stiegl drin."

www.stiegl.at

leadersnet.TV