Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Arbeitswelt grundlegend. Was einst als technologische Zukunftsvision galt, ist heute Realität – und führt zu tiefgreifenden Verschiebungen auf dem Arbeitsmarkt. Automatisierung und maschinelles Lernen beeinflussen bereits jetzt Arbeitsplatzsicherheit, Qualifikationsanforderungen und Karrierewege in zahlreichen Branchen.
Unternehmensinterne Dokumente von Amazon sollen etwa belegen, dass der Konzern plant, rund 600.000 US-Mitarbeiter:innen schrittweise durch Robotik zu ersetzen. Auch international zeichnet sich dieser Trend ab: Laut aktuellen Studien erwarten 41 Prozent der Unternehmen weltweit, ihre Belegschaft bis 2030 aufgrund von KI zu verkleinern. 53 Prozent der IT-Führungskräfte gehen davon aus, dass KI-Systeme langfristig zu kleineren Teams führen werden.
Um Orientierung in diesem Wandel zu schaffen, hat LiveCareer, ein Anbieter von Lebenslauf- und Bewerbungsservices, den Report "Berufe, die KI ersetzen wird" veröffentlicht. Die Analyse, erstellt unter der Leitung von Denise Hoferichter, identifiziert zehn Berufsbilder mit dem höchsten Risiko, durch KI oder Automatisierung ersetzt zu werden – und zeigt zugleich, welche Fähigkeiten künftig besonders gefragt sind.
Repetitive Tätigkeiten besonders gefährdet
Im Fokus der Untersuchung stehen Berufe mit hohem Anteil an wiederkehrenden, datenbasierten oder regelgebundenen Aufgaben. Tätigkeiten in Bereichen wie Datenerfassung oder Buchhaltung gelten demnach als besonders anfällig für Automatisierung, da sie klaren und vorhersehbaren Mustern folgen.
Zu den zehn am stärksten gefährdeten Berufen zählen laut Report:
- Datenerfasser:innen
- Telemarketing-Mitarbeitende
- Kundendienstmitarbeiter:innen (Basis-Support)
- Kassierer:innen im Einzelhandel
- Korrektor:innen und Lektor:innen
- Rechtsanwaltsfachangestellte und Rechtsassistent:innen
- Buchhalter:innen
- Fast-Food- und Restaurantmitarbeiter:innen (Kundenkontakt)
- Lagerarbeiter:innen
- Marktforschungsanalyst:innen (Einstiegsposition)
Im juristischen Bereich verbringen Rechtsassistent:innen laut Analyse einen Großteil ihrer Arbeitszeit mit der Sichtung von Akten und der Recherche früherer Urteile – Aufgaben, die "durchaus im Bereich der Möglichkeiten von KI" liegen. Auch Korrektor:innen und Lektor:innen sehen sich zunehmend mit automatisierten Tools konfrontiert, die Grammatikfehler, Satzstruktur und Tonalität präzise prüfen können.
Weiterbildung als Schlüsselstrategie
Der Report betont, dass Künstliche Intelligenz zwar einzelne Tätigkeiten ersetzt, gleichzeitig aber auch neue Berufsfelder schafft und bestehende Rollen transformiert. Entscheidend sei künftig weniger der Wettbewerb mit der Technologie, sondern die Fähigkeit, mit ihr zusammenzuarbeiten. Hoferichter empfiehlt Arbeitnehmer:innen, sich gezielt in strategischen, analytischen oder sozialen Kompetenzen weiterzubilden, um langfristig beschäftigungsfähig zu bleiben. Besonders gefragt seien menschliche Eigenschaften wie Kreativität, Empathie und kritisches Denken.
So könnten sich Korrektor:innen etwa auf Content-Strategie, SEO oder Kampagnenplanung spezialisieren. Buchhalter:innen wiederum sollten den Schritt von der reinen Datenerfassung hin zur strategischen Finanzanalyse und beratenden Tätigkeit vollziehen. Datenerfasser:innen rät Hoferichter, ihre Kenntnisse in Tools wie Excel, SQL oder Python auszubauen, "um Daten zu interpretieren – nicht nur zu erfassen".
Auch im Kundendienst werden sich die Rollen verschieben: Da einfache Supportanfragen zunehmend automatisiert werden, gewinne der menschliche Faktor an Bedeutung. Künftig werde es vor allem auf Empathie und Beziehungsmanagement ankommen.
Chancen durch Zusammenarbeit mit KI
"Die Auswirkungen der KI auf Arbeitsplätze sind komplex und weitreichend", betont die Expertin und fügt hinzu: "Wer sich frühzeitig anpasst und das Potenzial der Technologie aktiv nutzt, wird in der Zukunft der Arbeit eine führende Rolle einnehmen."
Ein Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) zeigt zudem, dass in Ländern mit hohem Einkommen rund 5,5 Prozent der Arbeitsplätze potenziell automatisierbar sind, während 13,4 Prozent durch sogenannte Augmentierung, also die Unterstützung durch KI, umgestaltet werden könnten. Die Technologie dürfte damit weniger zu einem massiven Arbeitsplatzabbau führen, sondern vielmehr zur Steigerung der Gesamtproduktivität beitragen.
www.livecareer.de
Kommentar veröffentlichen