Nach Betrugsvorwürfen
Justiz nimmt Chef von 123-Transporter ins Visier

| Tobias Seifried 
| 05.10.2025

In Österreich sind die Fahrzeuge des Transportervermieters derzeit nicht buchbar, einige Kooperationspartner wollen die Zusammenarbeit beenden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des schweren gewerbsmäßigen Betrugs und der Veruntreuung.

Update am 6. Oktober: 123-Transporter hat Insolvenz beantragt - alle Informationen zur Pleite können Sie hier nachlesen.

+++++++++++Story vor dem Update++++++++++++++

123-Transporter steht bereits seit einigen Wochen unter starkem Druck - nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland (LEADERSNET berichtete). In den vergangenen Tagen scheinen sich die Betrugsvorwürfe gegen den österreichischen Transportervermieter erhärtet zu haben. Denn jetzt ermittelt sogar die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt gegen den Geschäftsführer wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Betrugs und Veruntreuung. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.

Bekannte Kooperationspartner wie die Baumärkte Obi und Hornbach wollen ihre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen beenden. Darüber hinaus ist der Fahrzeugverleih von 123-Transporter in Österreich aktuell nicht buchbar (Stand: 5. Oktober 2025). Die Website weist auf technische Probleme hin, die nicht näher erläutert werden.

Vorwürfe und Ermittlungen

Laut übereinstimmenden Medienberichten wird gegen den Geschäftsführer von 123-Transporter ein Verfahren eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bestätigte demnach, dass Anzeigen vorliegen, dass das Verfahren aber noch in einem frühen Stadium sei.

Auslöser für die Ermittlungen dürfte der massive Anstieg von Kundenbeschwerden sein: Viele Mieter:innen mussten laut eigenen Angaben über lange Zeiträume auf rückzuzahlende Kautionen warten, die teilweise mehrfache Interventionen nötig machten. Einige hätten die Kaution in Höhe von rund 1.000 Euro nach wie vor nicht zurückbekommen. Auch automatische Kreditkarten-Abbuchungen wegen angeblicher Verstöße wie Geschwindigkeitsüberschreitungen oder Rauchen im Fahrzeug seien erfolgt – teils ohne vorherige transparente Kommunikation.

Zudem haben Konsumentenschutzorganisationen wie die Arbeiterkammer (AK) wiederholt Kritik am Geschäftsmodell geübt und vor intransparenter Preisgestaltung, versteckten Kosten, hohen Kautionen und Abo-Bindungen gewarnt. Der Verein für Konsumenteninformation (VKI) hat gegen 123-Transporter bereits drei Verbandsklagen eingereicht, die derzeit anhängig sind.

Rückzug von Partnern

Als Reaktion auf die zunehmende öffentliche Kritik sowie die laufenden Verfahren kündigten mehrere heimische Kooperationspartner des Transportvermieters an, die gemeinsame Vertriebs- oder Stellplatzvereinbarungen zu beenden. So wird die Zusammenarbeit mit dem Baumarkt Obi laut einer offiziellen Ankündigung zum 30. November 2025 eingestellt – mit der Begründung, die bisherigen Angebote entsprächen nicht den Erwartungen hinsichtlich Servicequalität. Auch Hornbach erklärte, man wolle über einen Testlauf hinaus keine Angebote mit 123-Transporter fortsetzen.

Diese Partnerkündigungen treffen das Unternehmen unmittelbar, da Teile des Geschäftsmodells darauf beruhen, dass Fahrzeuge von Kund:innen über Partnerstandorte abgeholt werden können. Die finanzielle Belastung aus dem Partnerverlust, ausstehender Kautionen und möglichen Strafen könnte die Liquidität und das Fortbestehen des Unternehmens ernsthaft gefährden.

Anfang des Jahres voller Tatendrang

Anfang des Jahres scheint man bei 123-Transporter vom drohenden Ungemach nichts geahnt zu haben. Noch im Februar 2025 zeigte sich das Unternehmen auf Expansionskurs. In einer damaligen Mitteilung kündigte man den Markteintritt in die Slowakei an – nach vorangegangenen Expansionen nach Tschechien, Ungarn und Deutschland. Bis Ende Mai sollten landesweit 50 Transporter verfügbar sein, mittelfristig war ein Ausbau auf 100 Fahrzeuge geplant. Ziel war es, das digitale Mietmodell für Transporter auch in der Slowakei zu etablieren und dort – insbesondere in Kooperation mit Baumärkten und Möbelhäusern – eine Marktlücke im Bereich kurzfristiger Transportlösungen zu schließen.

"Unsere Expansion in die Slowakei ist ein wichtiger Schritt, um unsere Marktstellung in Zentral- und Osteuropa weiter auszubauen. Wir sehen großes Potenzial und sind überzeugt, dass unser flexibles Mietmodell auch hier gut ankommt", wurde Matthias Pajek, Co-Founder und CEO von 123-Transporter, im Februar 2025 in einer Aussendung zitiert.

Die Expansion wurde laut Unternehmensangaben weitgehend aus eigenen Mitteln finanziert und galt als weiterer Schritt, die Position in Zentral- und Osteuropa zu stärken.

Ungewisse Zukunft 

Wie es mit 123-Transporter weitergehen wird, lässt sich derzeit nicht sagen. Diesbezüglich dürften die kommenden Wochen entscheidend sein - allen voran der Ausgang der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt.

www.justiz.gv.at/sta-wiener-neustadt

www.123-transporter.at

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