In Österreichs Abfallwirtschaftsbetrieben kommt es zunehmend zu Bränden, die durch falsch entsorgte Lithiumbatterien ausgelöst werden. Um dieser Gefahr entgegenzuwirken, arbeitet das Umweltministerium gemeinsam mit Expert:innen an Strategien, wie mehr Batterien fachgerecht gesammelt und vom Restmüll ferngehalten werden können. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) fordert die Einführung eines Cashback-Systems: Wer Batterien korrekt entsorgt, soll dafür eine finanzielle Rückvergütung erhalten. Eine aktuelle Umfrage zeigt (siehe Infobox), dass acht von zehn Österreicher:innen ein solches Modell unterstützen.
Lithiumbatterien müssen getrennt werden
Das Ziel ist eindeutig – mehr Lithiumbatterien müssen getrennt gesammelt werden, um Brandrisiken deutlich zu reduzieren, sind sich die Expert:innen sicher. Vielen Menschen ist jedoch nicht bewusst, dass sich die gefährlichen Energiespeicher in zahlreichen Alltagsprodukten befinden und sich bereits durch kleinste Reibung entzünden können, so die VOEB. Daher dürfen Batterien und Produkte mit fix verbauten Zellen – etwa Einweg-E-Zigaretten oder singende Grußkarten – ausschließlich über den Handel in "Her mit Leer"-Boxen oder in Batteriesammelstellen entsorgt werden.
Um die Sammelquote zu steigern, werden derzeit verschiedene Maßnahmen diskutiert. Laut Umfrage wünschen sich 81 Prozent der Bevölkerung ein Cashback-System für die sofortige Rückvergütung bei richtiger Entsorgung. 72 Prozent befürworten zudem ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten, während sogar 85 Prozent klarere Kennzeichnungen für Produkte mit Lithiumbatterien verlangen.
Batterie-Sammelquote soll sich erhöhen
Bis 2030 muss sich die Rücknahmequote für Gerätebatterien laut der neuen EU-Batterieverordnung auf 73 Prozent steigern. Hierzulande liegt sie laut der Elektroaltgeräte Koordinierungsstelle (EAK) derzeit nur bei 53 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, ist somit eine 50-Prozent-Steigerung notwendig.
Der VOEB fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, um die Sammelquote von Lithiumbatterien zu steigern und das Brandrisiko zu verringern. Dazu zählen die Einführung eines Cashback-Systems, verstärkte Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung der Bevölkerung, ein Verbot von Einweg-E-Zigaretten sowie eine eindeutigere Kennzeichnung von Geräten mit Lithiumbatterien.
Einigung auf konkrete Maßnahmen
Auf Einladung des Umweltministeriums einigten sich Vertreter:innen aus Abfallwirtschaft, Handel, Elektroindustrie und Versicherungsbranche bei einem Runden Tisch auf mehrere konkrete Schritte. Dazu zählen die Ausarbeitung eines Konzepts für ein Cashback-System, die Ausweitung der Rücknahmeverpflichtung auf kleinere Handelsbetriebe sowie zusätzliche Mittel für eine breit angelegte Informationskampagne zur richtigen Entsorgung von Lithiumbatterien. Zudem sollen vertiefte Gespräche über Ausgleichsregelungen für Brandschutz-Versicherungen geführt werden. Österreich will sich darüber hinaus auch auf EU-Ebene stärker für länderübergreifende Lösungen gegen die zunehmende Zahl von Batteriebränden einsetzen.
Abfallwirtschaft und Feuerwehren schlagen Alarm
"Rund um Lithiumbatterien herrscht hoher Aufklärungsbedarf. Die Bevölkerung will und muss besser informiert werden, um bei der Entsorgung von möglicherweise gefährlichen Produkten zu wissen, wie sie Brände verhindern kann. Auch die Hersteller:innen sind gefordert: Nicht nur müssen Lithiumbatterien in entsprechenden Produkten klar erkennbar sein, auch die korrekte Sammlung und Entsorgung muss sichergestellt werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um alte Mobiltelefone, elektrische Zahnbürsten, blinkendes Kinderspielzeug oder singende Grußkarten handelt", sagte Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB.
Laut Robert Mayer, Präsident des Österreichischen Bundesfeuerwehrverbandes (ÖBFV), ist jede Lithiumbatterie, die statt im Handel oder Altstoffsammelzentrum im Restmüll entsorgt wird, eine potenzielle Lebensgefahr für Betriebspersonal, Einsatzkräfte und Anrainer:innen. "Wir haben es mit einer exponentiell steigenden Zahl von verheerenden Bränden zu tun, die durch Lithiumbatterien ausgelöst werden. Und zwar nicht nur in der Abfallwirtschaft, sondern auch in den eigenen vier Wänden", so Mayer.
Mehr als 150 Expert:innen aus Abfallwirtschaft, Feuerwehr, Brandprävention und Wissenschaft kamen diese Woche in Wien zusammen, um gemeinsame Strategien zur Vermeidung und Eindämmung von Bränden in Abfallwirtschaftsbetrieben zu entwickeln. Im Zuge der Tagung wurde auch eine verstärkte Zusammenarbeit im Bereich Aus- und Fortbildung angekündigt, um vorbeugenden und abwehrenden Brandschutz künftig noch wirkungsvoller zu gestalten.
"Eine höhere Batteriesammelquote würde nicht nur Brände reduzieren. Beim Recycling von Batterien können wertvolle Metalle rückgewonnen werden. Dazu gehören kritische Rohstoffe wie Nickel, Lithium, Kobalt oder Mangan. In Zeiten von Ressourcenknappheit können wir es uns nicht leisten, dass Wertstoffe im Restmüll landen", so Jüly abschließend.
www.voeb.at
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