Valentin Bauer & Martina Sauer im Interview
"Freude in der Arbeit und der Mut, Fehler zu machen, sind der Nährboden für Innovation"

Im LEADERSNET-Interview sprechen Valentin Bauer, Head of Operations & Chief Expansion Officer, sowie Martina Sauer, Chief Sales Officer bei IMMOunited, über die aktuelle Lage am Immobilienmarkt, die Erkenntnisse aus der jüngsten Generationenstudie, die Herausforderungen und Chancen für junge Käufer:innen sowie ihre eigenen Erfahrungen in der Doppelspitze. Zudem gibt es Einblicke, wie Innovation, Kooperation und Arbeitsfreude die Zukunft der Branche gestalten können.

LEADERSNET: Sehr geehrter Herr Bauer, Sie bilden bei der von Roland Schmid gegründeten IMMOunited eine Doppelgeschäftsführung mit Martina Sauer, die als Chief Sales Officer fungiert. Sie sind Head of Operations & Chief Expansion Officer und somit auch für die Expansion zuständig. Wie ist der aktuelle Status quo im Unternehmen?

Valentin Bauer: Wir haben den Sommer gut überstanden. Auffällig ist, dass wir das zweite Jahr in Folge kein Sommerloch hatten – zumindest in der Immobilienbranche, was sich auch mit dem deckt, was wir von anderen Marktteilnehmer:innen hören. Wir versuchen, das operative Rad auch in fordernden Zeiten der Immobilienbranche so gut wie möglich am Laufen zu halten. Ich glaube, wir machen da einen sehr guten Job und blicken auf einen spannenden, aber sicher auch anstrengenden Herbst.

LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Sauer, Sie sind Chief Sales Officer und somit auch für den Vertrieb zuständig. Wie empfinden Sie den aktuellen Status quo im Unternehmen?

Martina Sauer: Wir spüren die Herausforderungen im Markt natürlich jeden Tag sehr direkt, weil wir durch den engen Austausch mit unseren Kund:innen sofort merken, wie die Stimmung ist. Und diese ist, trotz aller Unsicherheiten, überraschend positiv. Der Sommer war stabil und das motiviert uns. Besonders wichtig ist mir, dass unsere Kund:innen jederzeit auf unsere Kontinuität und Handschlagqualität vertrauen können. Das operative Geschäft läuft und da hat sich die Doppelführung schon jetzt bewährt.

LEADERSNET: Können Sie unseren Leser:innen und Zuhörer:innen kurz erklären, wofür IMMOunited steht und was Sie tun?

Bauer: IMMOunited stellt Immobilien- und Transaktionsdaten zur Verfügung. Roland Schmid hatte vor 18 Jahren die Idee, das Grundbuch zu digitalisieren. Wir wandeln Eigentümer- und Kaufvertragsdaten sowie daraus entstehende Statistiken – zum Beispiel die Entwicklung von Quadratmeterpreisen in bestimmten Bezirken und Assetklassen über die Zeit – in Produkte um, die für die Branche extrem wertvoll sind. Und das machen wir nun schon seit fast 20 Jahren erfolgreich.

Sauer: IMMOunited steht für Transparenz und Verlässlichkeit. Aus meiner Sicht – ich komme aus dem Vertrieb – ist der größte Mehrwert, dass wir komplexe Daten (Kaufverträge und Eigentümerdaten) in verständliche, anwendbare Informationen übersetzen. Unsere Kund:innen nutzen diese täglich in ihren Entscheidungsprozessen, sei es bei der Projektentwicklung, bei Bankgesprächen oder in der Vermarktung. Ich sage immer: Daten sind unser Rohstoff, aber entscheidend ist, dass sie praxisnah aufbereitet sind.

LEADERSNET: Sie übernehmen jetzt mehr oder weniger das operative IMMOunited-Steuer. Was qualifiziert Sie dafür?

Bauer: Wir haben ein starkes Führungsteam. Martina Sauer leitet die Geschäftsführung seit längerem, ich übernehme jetzt die operative Leitung gemeinsam mit ihr. Unterstützt werden wir von zwei erfahrenen Prokurist:innen, die uns beratend zur Seite stehen. Martina ist vor allem im Sales- und Support-Bereich stark, während ich mich auf Marketing und Operations konzentriere. Ich selbst komme ursprünglich aus dem Profisport – ich habe Basketball gespielt, vier Jahre am College, danach einen MBA gemacht und sofort bei Roland Schmid angefangen. Insgesamt betreue ich Beteiligungen seit über sechs Jahren und bin seit knapp eineinhalb Jahren wieder bei IMMOunited aktiv, um Roland operativ zu entlasten und langsam an der Seite von Martina Sauer in die Rolle hineinzuwachsen. Es ist fordernd, aber gleichzeitig unglaublich bereichernd und spannend.

LEADERSNET: Sie haben kürzlich eine Generationenstudie veröffentlicht. Was ist die Quintessenz dieser Analyse?

Bauer: Die Studie beschäftigt sich damit, wie sich die Wohnbedürfnisse über Generationen verändern. Wir haben einen Trend beobachtet, dass die durchschnittliche Wohnfläche in den letzten zehn Jahren um knapp acht Prozent gesunken ist – auf rund 72 Quadratmeter. Gleichzeitig sind die Quadratmeterpreise um etwa 51 Prozent gestiegen, was viele dazu zwingt, kleinere Flächen zu wählen. Doch es geht nicht nur ums Geld: Bauträger:innen gestalten Räume effizienter, und gesellschaftliche Veränderungen wie kleinere Familien beeinflussen den Bedarf ebenfalls. Die spannendste Erkenntnis für uns ist, dass diese Daten neue Fragen aufwerfen: Wie passen sich Märkte an, wie nutzen Generationen Räume effizienter, und was bedeutet das für zukünftige Entwicklungen? Viele Antworten werden wir erst in Folgeuntersuchungen bekommen, aber die Studie liefert eine wertvolle Grundlage.

Sauer: Mich hat besonders beeindruckt, wie stark die gesellschaftlichen Veränderungen mittlerweile in den Zahlen sichtbar sind. Die Flächen werden kleiner, ja, aber gleichzeitig steigt die Erwartung an Qualität und intelligente Raumkonzepte. Das spiegelt auch das Feedback unserer Kund:innen wider: Bauträger, Makler oder Banken fragen uns nicht nur nach Zahlen, sondern nach Einschätzungen, wie sich die Bedürfnisse tatsächlich verändern. Ich finde, das ist ein schönes Beispiel dafür, wie unsere Daten Diskussionen anstoßen und damit echten Mehrwert schaffen.

LEADERSNET: Welche weiteren Erkenntnisse konnten Sie über die heutige Jugend ziehen?

Bauer: Positiver Optimismus ist wichtig, und unsere Daten bestätigen, dass sich der Markt langsam erholt. Anfang des Jahres hatten wir noch rückläufige Transaktionen, aber seit Ende des ersten Quartals steigen die Zahlen wieder stetig. Wir sehen, dass wir uns nicht nur von der Talsohle erholen, sondern, dass ein stabiler Wachstumsmarkt entsteht. Natürlich bleiben viele Unsicherheiten, aber es ist essenziell, diese aktiv zu adressieren und Lösungen zu finden.

Sauer: Junge Käufer:innen sind unglaublich flexibel. Sie passen sich den Marktgegebenheiten an und verschieben Entscheidungen, wenn es sein muss. Gleichzeitig sehen wir im Vertrieb, dass die Nachfrage nicht verschwindet, sondern sich nur verändert. Ich bin überzeugt, dass die Jugend pragmatischer und weniger "traditionell" denkt, was Wohnkonzepte betrifft. Das ist eine Chance für die Branche und es erfordert, dass wir diese Veränderungen nicht nur beobachten, sondern auch Produkte dafür entwickeln.

LEADERSNET: Welche Faktoren treiben aktuell den Markt an und wie können wir den Wohlstand wiederbeleben?

Bauer: Es ist entscheidend, aus Krisen zu lernen und alte Muster zu hinterfragen. Jede Branche, nicht nur Immobilien, muss die richtigen Schlüsse ziehen, um stärker aus schwierigen Zeiten hervorzugehen. Ein zentraler Punkt ist die Zusammenarbeit am Markt. Der Immobilienmarkt ist sehr vernetzt, und operative Kooperationen zwischen Player:innen sind entscheidend, nicht nur in der aktuellen, sondern auch in der kommenden Generation. Nur gemeinsam können wir Innovation und Wachstum nachhaltig fördern.

Sauer: Für mich ist der Schlüssel das Vertrauen. Vertrauen in die Daten, in die Zusammenarbeit und in den Markt selbst. Ich erlebe im Kundengespräch, dass genau diese Sicherheit gefragt ist. Und die erreichen wir nur, wenn wir enger zusammenarbeiten, innerhalb der Branche, aber auch mit der Politik. Operative Kooperationen, wie Valentin sie erwähnt hat, sind da entscheidend. Aus meiner Sicht gilt, wer offen kommuniziert und aktiv Partnerschaften pflegt, schafft auch neues Wachstum.

LEADERSNET: Beim European Forum Alpbach 2025 wurde über Strategien diskutiert, wie die österreichische Wirtschaft international wettbewerbsfähig bleibt. Haben Sie dazu einen Tipp aus Sicht der Jugend?

Bauer: Ich wünsche mir einen regen, ernstzunehmenden und konstruktiven Austausch zwischen Interessenvertretungen der Branche und der Politik. Die Immobilienbranche tut schon viel, um die nächste Generation einzubinden, etwa durch Podiumsdiskussionen speziell für junge Teilnehmer:innen. Dabei werden Fragen und Ideen aktiv ausgetauscht, was beide Seiten bereichert. Es wäre ideal, wenn junge Leute stärker in Entscheidungsprozesse und Interessenvertretungen integriert würden – die Branche ist hier ein gutes Vorbild.

Sauer: Ich finde es wichtig, die junge Generation nicht nur als Zuhörer einzubinden, sondern ihnen aktiv eine Stimme zu geben. Auf unseren eigenen Veranstaltungen sehen wir, wie wertvoll es ist, wenn junge Menschen ihre Ideen einbringen. Sie stellen oft Fragen, auf die wir selbst nicht fokussiert hätten und genau da entsteht Innovation. Wenn wir diesen Ansatz stärker in die Politik und in die Wirtschaft tragen, sind wir automatisch besser aufgestellt.

LEADERSNET: Viele junge Menschen fürchten sich vor den Zukunftsauswirkungen von Krieg, Energiepreisen und steigenden Immobilienkosten. Wie sehen Sie die Zukunft – mit Freude oder Respekt?

Bauer: Beides. Freude ist essenziell, um motiviert durchs Leben zu gehen, aber gesunder Respekt ist ebenso wichtig. Die nächsten Jahre werden spannend, technologisch und geopolitisch herausfordernd, aber sie bergen auch enormes Potenzial. Ich sehe viele junge Menschen, die diese Chancen erkennen und ausschöpfen werden. Damit beflügeln sie auch die etablierten Player, Innovationen voranzutreiben, und schaffen eine Aufwärtsspirale, die nachhaltigen Erfolg ermöglicht.

Sauer: Ich würde sagen, mit beidem, aber mit einer klaren Portion Zuversicht. Gerade im Immobilienbereich haben wir schon viele Zyklen durchlebt und immer wieder gesehen, dass sich der Markt erholt. Natürlich müssen wir Respekt vor globalen Entwicklungen haben, gleichzeitig sehe ich eine junge Generation, die kreative Antworten findet und Dinge anders denkt. Das stimmt mich optimistisch.

LEADERSNET: Welches Motto würden Sie der jungen Generation im Hinblick auf das Thema "Arbeit" mitgeben?

Bauer: Ich bin selbst Teil der jungen Generation und spreche aus eigener Erfahrung: Glück ist entscheidend – einen Vorgesetzten zu haben, der Vertrauen schenkt, Möglichkeiten eröffnet und Fehler zulässt. Dieses Glück hatte ich und bin unglaublich dankbar, in einem fantastischen Führungsteam sein zu dürfen. Solche Bedingungen sind der Nährboden für Ideen und für junge Menschen, um Verantwortung zu übernehmen. Das wünsche ich jedem.

Sauer: Für mich ist Leidenschaft entscheidend. Arbeit ist kein Selbstzweck, denn man verbringt so viel Zeit damit, dass sie Freude machen sollte. Ich sage oft zu meinem Team: "Man merkt, ob jemand seinen Job wirklich mag." Vertrauen, Gestaltungsfreiraum und die Möglichkeit, Fehler zu machen, sind die Basis dafür. Ich habe das große Glück, das im IMMOunited-Team täglich erleben zu dürfen.

LEADERSNET: Und abschließend: Wie wichtig sind Arbeitslust und Freude bei der Arbeit?

Bauer: Es ist nicht immer nur lustig – aber genau darin liegt der Wert. Entscheidend ist, alles in eigener Macht Stehende zu tun und Erfolge zu feiern, etwa am Ende der Woche mit Kolleg:innen anzustoßen. Freude an der Arbeit entsteht durch echte, gelebte Zusammenarbeit und den täglichen Einsatz. Das macht den Unterschied und sorgt dafür, dass Arbeit erfüllend und nachhaltig motivierend bleibt.

Sauer: Ohne Freude geht es nicht. Gerade im Vertrieb spürt man sofort, ob jemand mit Begeisterung dabei ist. Natürlich gibt es auch stressige Tage, aber gerade die sind wichtig, weil man dann zusammenhält und gemeinsam Lösungen findet. Die schönsten Momente sind für mich, wenn wir freitags die Erfolge der Woche feiern können – das sind die Augenblicke, die Kraft geben, und Lust auf die nächste Woche machen.

www.immounited.com

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