Immobiliendeal als Millionen-Desaster
Immobilienskandal im Vatikan: Von Londoner Luxusimmobilien bis zu dubiosen Geschäften auf Sardinien

| Julia Weninger 
| 24.09.2025

Ein Luxuskauf in Chelsea, Millionenverluste für die Vatikanbank und ein Kardinal unter Betrugsverdacht: Der sogenannte Londoner Immobilienskandal beschäftigt jetzt das Berufungsgericht. 

Ein Investment, das im Namen des Vatikans getätigt wurde, sollte Rendite bringen – am Ende steht ein Schaden in dreistelliger Millionenhöhe und ein Prozess, der sich über Jahre ziehen dürfte. Im Mittelpunkt: eine Luxusimmobilie im Londoner Stadtteil Chelsea und mehrere hochrangige Kirchenvertreter, allen voran der italienische Kurienkardinal Angelo Becciu. Der 76-Jährige will sich nun mit allen Mitteln gegen seine Verurteilung wehren.

Am Montag begann im Vatikan das Berufungsverfahren im sogenannten Londoner Immobilienskandal. Becciu, der 2023 in erster Instanz wegen Betrugs und Unterschlagung zu fünfeinhalb Jahren Haft und einer Geldstrafe verurteilt wurde, beteuert weiterhin seine Unschuld. Neben ihm haben auch andere Beteiligte Revision eingelegt – insgesamt stehen Strafen von bis zu 73 Jahren Haft im Raum.

Vom Chelsea-Deal zum Millionenverlust

Zwischen 2014 und 2018 hatte das vatikanische Staatssekretariat rund 350 Millionen Euro in eine Immobilie in London investiert. Ziel war es offenbar, durch die Anlage Gewinne zu erzielen. Doch das Projekt entpuppte sich als Fehlinvestition: Die Immobilie wurde später mit erheblichen Verlusten wieder verkauft. Die Rede ist von einem Schaden für die Vatikanbank IOR in Höhe von 139 bis 189 Millionen Euro.

Wie genau es zu diesem Desaster kommen konnte, ist Gegenstand des komplexen Verfahrens. Fest steht: Der Vatikan erwarb Anteile über Finanzdienstleister, aber ohne ein Investoren-Mitspracherecht. Undurchsichtige Absprachen, hohe Provisionen und mutmaßlich persönliche Bereicherung führten schließlich dazu, dass 2019 die Ermittlungen aufgenommen wurden.

Ein Kardinal unter Druck

Die Ermittler stießen auf weitere Unregelmäßigkeiten: Becciu soll als damaliger Substitut im Staatssekretariat, der zweithöchsten Position in der vatikanischen Verwaltung, nicht nur in das Immobiliengeschäft involviert gewesen sein, sondern auch Geld in sein Heimatbistum auf Sardinien überwiesen haben. Teilweise sollen dabei auch Familienangehörige profitiert haben.

Zudem soll Becciu eine Bekannte dem Vatikan als angebliche „geologische Expertin“ vermittelt haben – ihre tatsächliche Qualifikation blieb unklar. Der vatikanische Staatsanwalt Alessandro Diddi forderte in der ersten Instanz eine Haftstrafe von sieben Jahren und drei Monaten sowie eine Geldstrafe von rund 10.000 Euro für Becciu.

Kritik am Verfahren 

Die Verteidigung lässt nicht locker. In der Berufung werfen Anwälte der Verurteilten dem Papst persönlich vor, in den Prozess eingegriffen und Verfahrensregeln eigenmächtig geändert zu haben. Das ist ein Vorwurf, der auch über die Vatikanmauern hinaus für Aufsehen sorgt. "Das widerspricht rechtsstaatlichen Grundsätzen", argumentieren die Verteidiger.

Am Dienstag wurde der Prozess zunächst auf Donnerstag 2. Oktober 2025 ( Anm. Redaktionsschluss von LEADERSNET Immobilien Oktober - der Artikel wird upgedatet) vertagt – zu komplex seien die juristischen Fragen, sagte der Vorsitzende Richter Alejandro Arellano Cedillo, ein spanischer Erzbischof.

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