Seit der Corona-Pandemie scheint Österreich in ein wirtschaftliches Loch gefallen zu sein, aus dem keine Leiter hinausführt. Zumindest könnte man das glauben, betrachtet man die Entwicklungen der vergangenen Jahre. So ist die Inflation hierzulande im August laut Schnellschätzung der Statistik Austria auf 4,1 Prozent gestiegen – der höchste Wert seit März 2024, wie fachstatistische Generaldirektorin der Statistik Austria, Manuela Lenk, in einer Aussendung erklärte. Noch im Juli lag die Teuerungsrate bei 3,6 Prozent. Doch Teuerungen in den Bereichen Energie (+5,9 %), Dienstleistungen (+4,7 %), Nahrungsmittel (+5 %), Tabak (+5 %) und Alkohol (+5 %) taten ihr Übriges, sodass schlussendlich der Verbraucherpreisindex (VPI) zum Vormonat Juli um 0,2 Prozentpunkte anstieg (LEADERSNET berichtete).
Stellungnahme des Fachverbandes Gastronomie
Laut der Wirtschaftskammer würden die aktuellen Preiserhöhungen, sowohl bei Lebensmitteln als auch bei Energie, der heimischen Gastronomie zusetzen. So habe sich der Anteil der Branchenerlöse, der direkt für Energie aufgewendet werden muss, seit 2019 verfünffacht und machte 2022 bereits 15 Prozent aus. Hinzukommen die sogenannten Zweirundeneffekte, denn das Gastgewerbe beziehe etwa 36 Prozent seiner Vorleistungen aus energieintensiven Branchen. Und auch der Wareneinkauf sei für Betriebe massiv teurer – insbesondere bei Produkten wie Öl, Butter, Mehl, Zucker und Fleisch. Weiter führt die Wirtschaftskammer an, dass die Kosten fürs Auswärtsessen nach den monatelangen Lockdowns den erhöhten Lebensmittelpreisen angepasst wurden. Heute hätte die Inflation der Lebensmittelpreise jedoch jene in Restaurants überholt.
Wider der Anschuldigungen
Aufgrund der Entwicklungen wurde auch bei den jüngsten Inflationszahlen für den Juli die Gastronomie als eine der Branchen angeführt, bei der die Preise am stärksten binnen eines Jahres angestiegen sind. Thomas Peschta, Obmann der Fachgruppe Gastronomie in der Wirtschaftskammer Wien, wehrt sich gegen die Anschuldigung, dass die Gastronomie Auslöser bzw. Treiber der Inflation wäre. "Und die Erklärung dafür steht dann gleich daneben, nämlich die stark steigenden Kosten für Energie, Lebensmittel und Mieten. Und alle diese Faktoren treffen uns in der Gastronomie direkt. Kein Wunder, dass wir dann die Preise erhöhen müssen, um überhaupt kostendeckend arbeiten zu können", meint der Obmann.
So seien nicht nur die Löhne in der Gastronomie in den vergangenen fünf Jahren um über 30 Prozent gestiegen, sondern auch das Rindfleisch um 55 Prozent und Schweinefleisch um mehr als 20 Prozent teurer geworden. Zusätzlich hätten sich Energiepreise, Versicherungs- und Instandhaltungskosten und nicht zuletzt die Gebühren für Wasser sowie Müllabfuhr stark erhöht. Dadurch käme es zu wirtschaftlichem Druck, der jeden Betrieb an seine Grenzen kommen lasse. Peschta unterstreicht daher: "Die Betriebe tun, was sie können, um ihre Effizienz zu steigern. Sie vergleichen Lieferantenangebote, passen ihre Speisekarten den aktuellen Marktverhältnissen an und tun alles, um ihre Kosten zu senken. Denn sie wissen, dass das Geld bei den Gästen auch knapp ist."
Aktuelle Umfrage unter Gastronom:innen
Zudem habe eine Umfrage unter Gastronom:innen gezeigt, dass 90 Prozent der Betriebe ihre Mehrkosten nicht in vollem Umfang an die Gäste weitergeben können. Peschta erklärt, dass bereits jetzt schon viele Gastronom:innen ihre dünnen Margen weiter reduzieren würden, damit die Kund:innen weiterhin kommen. "Würden sie die Kostensteigerungen voll einpreisen, wären die Lokale leer", zeigt er sich überzeugt. Dennoch ist sich der Obmann bewusst, dass die Zeiten der wirtschaftlichen Ungewissheit für alle belastend sind und die Kund:innen zurzeit eher zum Sparen tendieren. Jedoch hofft er, dass die Gäste den Wirt:innen ihre Treue halten. "Der beste Weg, um die Preissteigerungen zu bremsen, sind mehr Gasthausbesuche: Denn wenn wir unsere Fixkosten auf mehr Gäste aufteilen können, dann hilft das bei der Preiskalkulation", so Peschta abschließend. Wie die Kund:innen, die ebenfalls durch Teuerungen belastet werden, die Gasthausbesuche finanziell stemmen sollen, kann allerdings auch der Obmann nicht verraten.
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