Die Erhöhung der Privatrundfunkförderung ermögliche es privaten Radio- und Fernsehanbietern, ihre Programmvielfalt auszubauen und in qualitativ hochwertige Inhalte zu investieren, sind sich die Expert:innen des Verbands Österreichischer Privatsender (VÖP) sicher. Mit den zusätzlichen Mitteln sollen regionale Formate, innovative Projekte und unabhängige Berichterstattung weiter gestärkt werden. "Die Förderung des privaten Rundfunks in Österreich ist heute wichtiger denn je", sagt Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender und reagiert damit auf die Kritik des Rechnungshofs an Medienförderungen in Österreich. Dieser kritisierte etwa die Vergabekriterien, Qualitätsstandards und Transparenz.
"Die Angebote der privaten TV- und Radiosender sind ein unverzichtbarer Teil der medialen Grundversorgung. Die Sender produzieren jeden Tag rund 2.000 Stunden Programm, darunter Nachrichten, Magazine, Reportagen, Sport- und Unterhaltungssendungen. Diese Vielfalt an Inhalten finanzieren sie zu mehr als 90 Prozent aus eigenen Erlösen, vor allem aus Werbung, während Förderungen weniger als zehn Prozent ihrer Einnahmen ausmachen", so Drumm.
Privatrundfunkfonds für Erhalt wichtig
Zuletzt habe sich die Marktsituation für Privatsender deutlich verschlechtert. "Leider wird immer wieder übersehen, wie schwierig die Refinanzierung aus Werbung für uns geworden ist, weil die großen Online-Plattformen Jahr für Jahr immer noch höhere Werbebudgets aus Österreich absaugen, ohne hier zur Wertschöpfung beizutragen. Umso wichtiger ist der Privatrundfunkfonds heute für den Erhalt der Vielfalt im Rundfunkmarkt", erläutert Mario Frühauf, Präsident des VÖP.
Die RTR hat 2025 insgesamt über 450 Sendungsprojekte von knapp 100 privaten Rundfunkveranstaltern mit rund 28 Millionen Euro gefördert. "Das zeigt die enorme Breite des Privatrundfunksektors und unterstreicht die Vielfalt unserer Angebote. Durchschnittlich ergibt das eine Fördersumme von rund 300.000 Euro je Privatsender", so Frühauf. Dem ORF stehen im Vergleich dazu Einnahmen aus dem ORF-Beitrag von über 700 Millionen Euro für die Finanzierung von vier TV- und zwölf Radiosendern zur Verfügung, so die VÖP-Expert:innen.
Pia Bambuch, Vizepräsidentin des VÖP, weist außerdem auf die Qualitätsorientierung des Fonds hin: "Bei der Bewertung der Medienfördersysteme in Österreich ist zu berücksichtigen, dass die Rundfunkförderung die einzige Förderung im Medienbereich ist, die konkrete, förderwürdige Inhalte fördert, anstatt auf Strukturparameter wie Auflagen- oder Mitarbeiterzahl abzustellen."
Schwerpunkt auf Nachrichten- und Informationssendungen
Ein Blick auf die Fördervergabe des Privatrundfunkfonds in den vergangenen Jahren zeige, dass insbesondere im TV-Bereich ein deutlicher Schwerpunkt auf Nachrichten- und Informationssendungen liegt. Diese Ausrichtung ist laut Bambuch sinnvoll, da sich Nachrichteninhalte nicht durch Werbung refinanzieren lassen. Deshalb seien Zuschüsse in diesem Segment von zentraler Bedeutung, um das breite und für alle frei zugängliche Informationsangebot der Privatsender zu sichern. Die Programminhalte der Rundfunkanbieter stoßen laut der Expertin bei den Österreicher:innen auf Wertschätzung, was die hohen Nutzungszahlen belegen sollen. Fernsehen wird hierzulande im Durchschnitt etwa drei Stunden täglich genutzt, das Radio sogar mehr als drei Stunden pro Tag (LEADERSNET berichtete).
"Diese Programmvielfalt gilt es nicht nur abzusichern, sondern auszubauen", sagt VÖP-Vizepräsident Alexander Winheim und ergänzt: "Angesichts der beunruhigenden Erosion der Werbeerlöse ist eine reale Erhöhung der Fördermittel für private Sender dringend notwendig, um Qualitätseinbußen oder gar Marktaustritte zu verhindern. Immerhin schaffen die privaten Rundfunkveranstalter über 2.000 hochwertige Arbeitsplätze."
Keine Notwendigkeit
Corinna Drumm, Geschäftsführerin des Verbands Österreichischer Privatsender, sieht für eine Diskussion über zusätzliche Qualitäts-Förderkriterien, ähnlich dem Presserat als Selbstregulierungsorgan der Printbranche, keine Notwendigkeit. "Die Qualitätsstandards für Rundfunkveranstalter in Österreich sind gesetzlich garantiert und werden durch die unabhängige Medienregulierungsbehörde KommAustria überwacht und durchgesetzt. Die wirklichen Risiken gehen von den 'Sozialen Medien' aus, die nach wie vor nahezu ungehindert falsche oder einseitige Informationen verbreiten. Wenn es Handlungsbedarf gibt, dann bei der Regulierung dieser Plattformen", so Drumm abschließend.
www.voep.at
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