Insolvenzstatistik 1. Halbjahr 2025
Handel und Bauwirtschaft treiben Zahl der Firmenpleiten in die Höhe

Die Zahl an Unternehmensinsolvenzen befindet sich weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Laut dem KSV1870 wird sich daran aller Voraussicht nach bis Jahresende auch nichts ändern. Einziger Lichtblick ist der Rückgang bei den Großpleiten.

Vor Kurzem stellte der KSV1870 seine Hochrechnung für das erste Halbjahr 2025 in Bezug auf Firmeninsolvenzen vor (LEADERSNET berichtete). Nun stehen die detaillierten Ergebnisse fest und der Abschlussbericht wurde präsentiert.

3.491 Firmenpleiten

Im ersten Halbjahr 2025 mussten laut der Analyse in Österreich 3.491 Unternehmen (+ 6 %) Insolvenz anmelden. Im Durchschnitt sind das 19 Firmenpleiten pro Tag. Die meisten Fälle verzeichnen weiterhin der Handel, die Bauwirtschaft und der Sektor Gastronomie/Beherbergung. Diese sind für knapp die Hälfte aller Unternehmensinsolvenzen verantwortlich. In den ersten sechs Monaten 2025 sind trotz mehr Insolvenzfällen die vorläufigen Passiva um etwas über 60 Prozent auf 4,4 Milliarden Euro gesunken. Geschuldet ist diese Entwicklung vor allem einer deutlich niedrigeren Anzahl an Großinsolvenzen mit Passiva von jeweils über 500 Millionen Euro. Von den Pleiten betroffen sind 10.500 Arbeitnehmer:innen (- 20,5 %) und 20.800 Gläubiger:innen (- 20,3 %). Der KSV1870 erwartet auf Basis aktueller Entwicklungen am Jahresende wie zuletzt prognostiziert rund 7.000 Unternehmensinsolvenzen.

Unternehmensinsolvenzen 1. Halbjahr 2025 © KSV1870

Große Unsicherheit

Österreichs Wirtschaftsentwicklung ist weiterhin von großer Unsicherheit geprägt. In der ersten Jahreshälfte 2025 hat sich die finanzielle Lage vieler Unternehmen kaum stabilisiert und die heimische Geschäftslage ist aktuell so niedrig wie seit fünf Jahren nicht mehr. Wie aus einer im April 2024 veröffentlichten KSV1870 Umfrage hervorgeht (LEADERSNET berichtete) sind lediglich 43 Prozent der österreichischen Betriebe mit ihrer Geschäftslage zufrieden. Neben hohen Personal- und Energiekosten sind die Gründe für diese Entwicklung auch geopolitische Unsicherheiten, die für viele Betriebe einen gefährlichen Cocktail bilden.

Dabei leiden im Speziellen exportorientierte Betriebe unter den internationalen Spannungen. Infolge dieser anhaltenden Schwächeperiode mussten im ersten Halbjahr 2025 in Österreich 3.491 Unternehmen (+ 6 % gegenüber 2024) Insolvenz anmelden – davon wurden 1.318 Fälle (+ 10 %) mangels Kostendeckung nicht eröffnet. Damit fällt der Anstieg bei den nicht eröffneten Fällen deutlich höher aus, als bei den eröffneten Firmenpleiten (+ 3,5 %). "Die Unternehmen kommen in Zeiten einer internationalen Omnikrise aktuell kaum zur Ruhe. Die unausweichliche Folge ist ein hohes Insolvenzaufkommen, wie wir es in Österreich zuletzt im Jahr 2005 zu verzeichnen hatten. Zudem deutet aktuell vieles darauf hin, dass uns diese Situation noch einige Zeit begleiten wird", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz.

Die betroffenen Branchen

Der Handel verzeichnet mit 604 Fällen (+ 4 % gegenüber 2024) die meisten Firmenpleiten im ersten Halbjahr 2025. Innerhalb der Handelsbranche ist insbesondere der Einzelhandel (324 Fälle, + 11 %) stark betroffen. Während im Großhandel (167 Fälle) ein Rückgang von fünf Prozent zu Buche steht, bilanziert der Handel mit Kraftfahrzeugen de facto auf Vorjahresniveau (108 Fälle, + 1 %).

Die Bauwirtschaft folgt auf Platz zwei (549 Fälle, - 5 %) und die Gastronomie/Beherbergung auf Platz drei (415 Fälle, + 3 %). Diese drei Branchen waren im ersten Halbjahr 2025 für 45 Prozent aller Unternehmensinsolvenzen hierzulande verantwortlich.

Das Grundstücks- und Wohnungswesen verzeichnet parallel dazu, mit 261 Fällen, den massivsten Anstieg (+ 81 %) nach Prozenten – insbesondere der "Kauf und Verkauf von Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen" ist betroffen. Das ist auch jene Branche, die mit rund 1,24 Milliarden Euro die höchsten Passiva aufweist. Dieser Umstand ist zum überwiegenden Teil weiteren Folgeinsolvenzen seitens der Signa-Gruppe geschuldet.

Top 10 - Großinsolvenzen 1. Halbjahr 2025 © KSV1870

Passiva im Vergleich zum Vorjahr halbiert

Die aktuelle Analyse zählt gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres zwar mehr Insolvenzfälle, die vorläufigen Passiva haben sich aber um 60,3 Prozent auf insgesamt rund 4,4 Milliarden Euro halbiert. Diese Entwicklung ist vor allem darauf zurückzuführen, dass es seit Jahresbeginn nur einen Fall mit Passiva von über 500 Millionen Euro gab. Zum selben Zeitpunkt gab es im Vorjahr bereits fünf Fälle mit Passiva von teils weit über einer Milliarde Euro, wobei davon vier Insolvenzfälle der Signa-Gruppe zuzuordnen waren. Die bis dato größte Unternehmenspleite nach Passiva des Jahres betrifft jene der Herkules Holding GmbH (Passiva: 710 Millionen Euro) und zählt zur Signa-Gruppe. Was ebenfalls auffällt ist, dass knapp 32 der 45 größten Insolvenzfälle (mindestens zehn Millionen Euro Passiva) des Landes in Wien angemeldet wurden. "Rund die Hälfte aller Großinsolvenzen betreffen Unternehmen aus dem Grundstücks- und Wohnungswesen. Diese haben zuletzt recht häufig mit hohen Passiva zu kämpfen und sind traditionell vor allem in Wien angesiedelt. Das führt dazu, dass sich das Handelsgericht Wien aktuell besonders häufig mit Großinsolvenzen befassen muss", so Götze.

Prognose 2025

Wie die KSV1870 Umfrage noch zeigt, erwartet sich angesichts einer breiten Palette an negativen Einflüssen, mit denen sich die Unternehmen konfrontiert sehen, lediglich ein Fünftel der Betriebe im Jahresverlauf eine Verbesserung ihrer derzeitigen Geschäftslage.

Aus heutiger Sicht lässt die insgesamt eher schwache Wirtschaftsleistung keine wesentliche Entspannung der aktuellen Insolvenzentwicklung in naher Zukunft erwarten. Der KSV1870 hält daher an seiner Prognose fest und geht davon aus, dass in Österreich am Ende des laufenden Jahres mit rund 7.000 Unternehmensinsolvenzen bilanziert werden muss. "Zwar hat sich die Auftragslage in einigen Bereichen zuletzt leicht verbessert, etwa in Teilen der Bauwirtschaft und bei den Finanzdienstleistern, doch das ist noch zu wenig, damit sich die teils massive finanzielle Schieflage der Unternehmen stabilisieren und nachhaltig verbessern kann. Auch deshalb ist nicht davon auszugehen, dass die Zahl der Firmenpleiten in absehbarer Zeit sinken wird", sagt Götze abschließend.

Weitere Informationen finden Sie hier

www.ksv.at

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