Fotos von der Austrian-Investing-Report-PK
Österreichs private Investoren wollen wieder mehr Geld locker machen

| Tobias Seifried 
| 07.07.2025

Wie der neue Austrian Investing Report zeigt, wollen private Kapitalgeber:innen trotz multipler Krisen 2025 mehr investieren und Inlandsinvestitionen erhöhen. Zudem befürworten sie den Rot-weiß-rot-Dachfonds, es gibt aber auch Hürden.

Gemeinsam mit invest.austria präsentierte die zuständige Staatssekretärin Elisabeth Zehetner am Montag im Wirtschaftsministerium den neuen Austrian Investing Report. Die alle zwei Jahre erscheinende Studie gilt als eine fundierte Analyse des österreichischen Privatkapitalmarkts. Konkret beleuchtet sie die Perspektive privater Kapitalgeber:innen – eine Seite des Start-up-Ökosystems, die in der öffentlichen Wahrnehmung laut Expert:innen häufig zu kurz komme. Die Analyse basiert auf einer Befragung von 165 Investor:innen, darunter Business Angels sowie institutionellen Kapitalgeber:innen – also Venture-Capital-Fonds, Private-Equity-Fonds, Family Offices und Beteiligungsgesellschaften, die den Studienautor:innen zufolge über strukturierte Vehikel und häufig mit größerem Volumen investieren.

Ohne Investor:innen kein Wachstum

"Der Austrian Investing Report zeigt, wie wichtig private Investor:innen für die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit unseres Standorts sind. Gerade in einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld brauchen wir jene Menschen, die unternehmerisches Risiko tragen, Gründer:innen stärken und Kapital mobilisieren", betonte Zehetner und fügte hinzu: "Die Studie bestätigt: Die Investitionsbereitschaft ist da. 165 Kapitalgeber:innen planen rund 225 Millionen Euro an Investments in Start-ups, Scale-ups und KMUs." Diese Zahlen stünden nicht nur für Kapital, sondern für Perspektiven: Laut dem Austrian Startup Monitor 2024 planen 79,4 Prozent der heimischen Startups Neueinstellungen im kommenden Jahr. Das geschätzte Beschäftigungspotenzial liege demnach bei bis zu 206.000 neuen Arbeitsplätzen. Der Zusammenhang sei der Staatssekretärin zufolge klar: "Ohne Investor:innen kein Wachstum – und ohne Gründer:innen keine Innovation."

Niki Futter, Präsident von invest.austria, sagte: "Die hohe Teilnahme der Investor:innen an der Umfrage sowie die Qualität und Tiefe der Rückmeldungen zeigen, wie sehr sich die vorbörsliche Investor:innen-Community in Österreich weiterentwickelt hat und wie groß das Interesse ist, diese Entwicklung mitzugestalten und den Innovationsstandort auszubauen." Trotz multipler Krisen zeigten sich Österreichs private Investor:innen engagiert, resilient und bereit, ihr Kapital dort einzusetzen, wo es Wirkung entfalten kann, zeigte er sich überzeugt.

Investitionen 2025: Positive Signale

Sieht man sich die Ergebnisse der Studie genauer an, ist erkennbar, dass sowohl Business-Angel-Investor:innen als auch institutionelle Kapitalgeber:innen vorsichtig optimistisch auf das Investitionsjahr 2025 blicken und planen, ihre Volumina zu erhöhen. Während Angels demnach im Schnitt 270.000 Euro (plus 13 Prozent) veranlagen wollen, planen Institutionelle durchschnittlich 12,6 Millionen Euro (plus 15,6 Prozent). Besonders auffällig sei der Fokus auf Österreich: Institutionelle Investor:innen wollen laut der Analyse ihren Inlandsanteil von 39 Prozent auf 47 Prozent steigern (plus 20,5 Prozent), bei Angels liege die geplante Steigerung bei 31,1 Prozent (von 45 Prozent auf 59 Prozent) im Vergleich zu 2024.

Auf Basis der geplanten Investitionsvolumina und der geografischen Allokation lasse sich errechnen, dass die befragten Investor:innen 2025 rund 225 Millionen Euro in Österreich investieren wollen, hieß es im Rahmen der Pressekonferenz.

invest.austria Studie 2025

Investor:innen setzen auf Zukunftsthemen

Neben diesen generellen Ergebnissen, liefert die Analyse noch detailliertere Erkenntnisse. So stehen Start-ups und Scale-ups bei Investor:innen ziemlich hoch im Kurs: Für 80 Prozent seien sie die wichtigste Anlageklasse. Institutionelle Kapitalgeber:innen richten ihren Fokus den Angaben zufolge zusätzlich auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU).

Thematisch dominieren technologiegetriebene Bereiche. 81 Prozent der Befragten nennen Künstliche Intelligenz und Big Data als Top-Investitionsfeld, gefolgt von Cybersecurity, Verteidigung sowie Health Care und MedTech. Neben dem Erhalt bestehender Beteiligungen seien auch neue Investments geplant. So wollen 70 Prozent der Business Angels und 45 Prozent der institutionellen Investor:innen im kommenden Jahr frisches Kapital in Start-ups investieren. Im KMU-Bereich planen demnach 86 Prozent der institutionellen Geldgeber:innen neue Engagements.

Mehr als Rendite zählt

Weiters geht aus der Studie hervor, dass finanzieller Ertrag nicht das einzige Motiv sei. Für 64,8 Prozent der Business Angels stehe die Zusammenarbeit mit Gründer:innen im Vordergrund. 63,8 Prozent möchten laut eigenen Angaben gezielt zum Unternehmenswachstum beitragen. Auch Nachhaltigkeit und Standortentwicklung spielten demnach eine wichtige Rolle.

Strukturelle Hürden bremsen Investitionen

Trotz hoher Kapitalbereitschaft sehen viele Investor:innen strukturelle Hürden. Geopolitische Unsicherheiten, ein hohes Zinsniveau und regulatorische Auflagen führen den Umfrageergebnissen zufolge zu Zurückhaltung. Knapp die Hälfte der Befragten – 50,5 Prozent der Business Angels und 46,7 Prozent der institutionellen Investor:innen – geben an, ihr Investitionsverhalten habe sich infolge der aktuellen Krisenlage verändert.

Dachfonds soll Bedingungen verbessern

Der geplante rot-weiß-rote Dachfonds stößt jedenfalls auf breite Zustimmung: 60 Prozent sehen darin ein effektives Instrument, um Investitionsbedingungen zu verbessern, privates Kapital zu mobilisieren und neue VC- sowie PE-Fonds anzustoßen. Ziel sei es, Risiken zu streuen und Innovationskraft in der österreichischen Finanzierungslandschaft zu stärken.

Abschließend war man sich einig. Laut den Expert:innen mache der Austrian Investing Report deutlich, dass Kapital und Bereitschaft vorhanden seien – es brauche jetzt aber stabile Rahmenbedingungen und gezielte politische Impulse, damit das Potenzial wirksam werde. 

LEADERSNET war bei der Pressekonferenz. Fotos sehen Sie in der Galerie.

www.bmwet.gv.at

www.invest-austria.com

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