Quantum Technology Monitor 2025
Österreich hinkt bei Investitionen in Quantentechnologien global hinterher

Bisher wurden hierzulande rund 127 Millionen US-Dollar aus öffentlicher Hand in die Zukunftstechnologie gesteckt – dabei wären umfassende Investitionen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit und technologische Souveränität entscheidend.

Quantentechnologien befinden sich weltweit im Aufschwung: Steigende Investitionen und rasant voranschreitende Innovationen treiben die Entwicklung maßgeblich voran – immer öfter gelingt der Übergang von der Forschung zur konkreten Anwendung. Schätzungen zufolge könnte der globale Markt für die drei Anwendungsfelder Quantencomputing, Quantenkommunikation und Quantensensorik in den kommenden zehn Jahren ein Volumen von bis zu 97 Milliarden US-Dollar erreichen. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls der aktuelle Quantum Technology Monitor 2025 von McKinsey & Company – eine jährlich erscheinende Analyse, die zentrale Entwicklungen in Forschung, Markt und Finanzierung im internationalen Vergleich beleuchtet.

Österreich bei Investitionen mit Nachholbedarf

Global gesehen entwickelt sich das Finanzierungsumfeld dynamisch: So stiegen die Investitionen in Quantum-Start-ups 2024 im Vergleich zum Vorjahr um rund 50 Prozent auf knapp zwei Milliarden US-Dollar, wobei inzwischen rund 70 Prozent in reifere Unternehmen mit erprobten Technologien anstatt in Start-ups fließen. Dabei sei laut Studie besonders der Zuwachs öffentlicher Mittel von 15 auf 34 Prozent hervorzuheben. Hier wird allerdings deutlich, wie weit Österreich dabei hinterherhinkt: Mit gerade einmal 127 Millionen US-Dollar an öffentlichen Investitionen in Quantentechnologie bis April 2025 stehen wir führenden Nationen wie China (über 15 Milliarden US-Dollar), Japan (7,4 Milliarden US-Dollar), den USA (insgesamt 6 Milliarden US-Dollar) oder auch Deutschland (5,2 Milliarden US-Dollar) signifikant nach.

"Österreich investiert stark in die Quantenforschung, doch es fehlt an ausreichender Finanzierung, um wissenschaftliche Exzellenz in wirtschaftlichen Erfolg zu überführen. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht es mehr staatliche und industrielle Unterstützung bei der Kommerzialisierung von Forschungsergebnissen", so Martin Wrulich, Managing Partner von McKinsey in Österreich. Das gilt aber natürlich nicht nur für Österreich, sondern auch auf europäischer Ebene: "Die rasante Entwicklung im Quantentechnologie-Sektor zeigt, dass Europa eine führende Rolle in der Welt spielen könnte. Diese Investitionen können ein Schlüssel zur Sicherung der technologischen Souveränität und wirtschaftlichen Stärke Europas sein", sagt Henning Soller, Partner im Frankfurter Büro und Leiter der Quantum Technology Research Group bei McKinsey.

Allerdings müsse darauf geachtet werden, frühzeitig und umfangreich zu investieren – denn obwohl Europa mit acht von 19 Neugründungen seine Rolle als Innovationsquelle bestätigt, holen asiatische Länder mithilfe staatlicher Förderprogramme und Industriepartnerschaften rasant auf. Die hohen staatlichen Fördersummen würden die wachsende geopolitische Relevanz von Quantentechnologie unterstreichen, meint McKinsey-Partner Henning Soller: "Wir sehen eine klare Verschiebung: Quantentechnologien werden nicht mehr nur gefördert, sondern zunehmend strategisch gesteuert in Wirtschaftsräumen, die Technologieführerschaft anstreben."

Innovationen werden weltweit vorangetrieben

Dass Quantentechnologie längst die Laborphase überwunden hat, zeigen die Umsatzzahlen: Allein im vergangenen Jahr konnten Unternehmen mit Quantencomputing weltweit zwischen 650 und 750 Millionen US-Dollar erwirtschaften. Und es werden stetig neue Durchbrüche in der Forschung erzielt, die das Potenzial weiter steigern. Unter Betrachtung der Patentanmeldungen positionieren sich in Europa vor allem Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande – mit insgesamt rund 27 Prozent der weltweit erteilten Quantentechnologie-Patente – als Innovationstreiber.

Aber auch auf globaler Ebene wird ordentlich geforscht: So entstehen aktuell u. a. in Seoul, Tel Aviv und Abu Dhabi eng vernetzte Innovationscluster – sprich Regionen, in denen akademische Institutionen, Forschungseinrichtungen und Kapitalgeber gezielt zusammenwirken. Damit derartige Konstrukte langfristig funktionieren, brauche es laut den Studienautor:innen allerdings fünf Dinge: Kapital, Infrastruktur, Talent, starke Partnerschaften und technologische Anschlussfähigkeit. Gerade innerhalb neuer Hubs entscheiden enge Allianzen zwischen Wissenschaft, Industrie und Politik über die Skalierung.

Synergien mit anderen Zukunftstechnologien nutzen

Zu betonen sei allerdings, dass Quantentechnologien nicht isoliert wirken können – ihre volle Kraft entfalten sie erst im Zusammenspiel mit anderen Zukunftstechnologien, wie Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik. Dementsprechend kann es sinnvoll sein, auch hier Investitionen zu tätigen. "Die Synergien zwischen Quantentechnologie und KI sind enorm. Sie ermöglichen es uns, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen, was für beide Bereiche eine enorme Beschleunigung bedeutet", so Martina Gschwendtner, promovierte Quantenphysikerin und Beraterin im Münchner McKinsey-Büro.

Nicht zuletzt steht aber auch die Cybersicherheit angesichts der wachsenden Bedeutung von Quantentechnologien vor einem Paradigmenwechsel. So könnten viele der heute gängigen Verschlüsselungsverfahren künftig durch Quantenalgorithmen gebrochen oder zumindest massiv geschwächt werden. Das würde beispielsweise bedeuten, dass bisher verschlüsselte Daten, die bei vergangenen Cyberangriffen gestohlen wurden, rückwirkend lesbar sein könnten und somit neue Angriffsflächen bieten. Besonders gefährdet seien laut Studie langfristig relevante Informationen wie biometrische Identitäten, Gesundheitsdaten oder Daten aus dem Wirkungskreis von Geheimdiensten. Dementsprechend seien Unternehmen und Behörden dazu angehalten, schon heute in quantensichere Verfahren zu investieren.

www.mckinsey.com

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