Einen Tag vor Ablauf der Frist (zahlbar bis 23. Mai) wurde das benötigte Geld zur Erfüllung der Sanierungsplanquote für die drei insolventen KTM-Gesellschaften (KTM AG, KTM Components GmbH und KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH) auf das Treuhandkonto des Insolvenzverwalters Peter Vogl überwiesen. Damit ist der oberösterreichische Motorradhersteller endgültig gerettet. Dass das Geld aufgestellt wurde, teilte der Mutterkonzern Pierer Mobility ja bereits in der Nacht auf den 20. Mai mit (LEADERSNET berichtete). Am Donnerstag wurde dann auch bestätigt, dass es sich bei dem Investor um den indischen Miteigentümer Bajaj handelt und insgesamt 525 Millionen Euro benötigt wurden.
Konkret hat die Bajaj Auto International Holdings B.V. der KTM AG ein Darlehen in Höhe von 450 Millionen Euro gewährt. Weitere 150 Millionen Euro gehen an die Pierer Mobility AG, die wiederum den erforderlichen Restbetrag von 75 Millionen Euro zur Erfüllung der Quotenzahlungen an die KTM-Gesellschaften weiterleitet.
Zukunft ohne Stefan Pierer
Für den langjährigen Chef von KTM und Pierer Mobility, Stefan Pierer, gibt es künftig keinen Platz mehr im Konzern. Er scheidet nach Abschluss des Sanierungsverfahrens im Juni 2025 aus dem Vorstand der Pierer Mobility AG aus. Dann hat Pierer mit der Unternehmensgruppe offiziell nichts mehr zu tun. Kurz nach dem Insolvenzantrag bezeichnete Stefan Pierer die Marke KTM als sein Lebenswerk und versicherte, dass er alles dafür tun werde, um das Überleben des Motorradherstellers zu sichern. Mit der Rettung durch Bajaj ist das auch gelungen. Selbst soll er keinen finanziellen Beitrag geleistet haben, war aber in die Verhandlungen eingebunden.
Statt Stefan Pierer beruft der Aufsichtsrat Verena Schneglberger-Grossmann, die seit November 2015 für die Gruppe tätig ist, als neues Mitglied in den Vorstand. Sie soll den CEO Gottfried Neumeister maßgeblich unterstützen. Letzterer tat am Donnerstag auch jenen Spekulationen einen Abbruch, bei denen es um eine mögliche Absiedlung von KTM nach Indien ging. Laut Neumeister gebe es keinerlei Überlegungen, den oberösterreichischen Standort zu schließen oder die Produktion ins Ausland zu verlagern.
Aktien verpfändet
Dass die Inder die mehr als eine halbe Milliarde Euro nicht ohne Sicherheitsleistungen locker machen, ist klar. Deshalb schloss Pierer Mobility eine Garantievereinbarung sowie einen Aktienverpfändungsvertrag – sogenannte "Sicherheitenverträge" – mit Bajaj ab. Der indische Konzern ist 49,9-Prozent-Aktionär der Pierer Bajaj AG, die wiederum rund 75 Prozent der Aktien an der Gesellschaft hält. Die Sicherheitenverträge dienen der Besicherung jenes Kreditvertrages, unter dem Bajaj der KTM AG die 450 Millionen Euro für die Sanierung gewährt hat. Dadurch seien sämtliche Kapital-, Zins- und sonstigen Forderungen unter oder im Zusammenhang mit dem Kreditvertrag besichert. "Gemäß den Bestimmungen der Garantievereinbarung garantiert die Gesellschaft und verschiedene andere Gruppengesellschaften gegenüber Bajaj dafür, dass die KTM AG als Darlehensnehmer sämtliche Pflichten aus dem Kreditvertrag erfüllt, andernfalls die Garantiegeber Bajaj schadlos halten werden", heißt es in einer Ad-hoc-Mitteilung von Pierer Mobility.
Zur Besicherung der Forderungen aus dem Kreditvertrag verpfändete die Gesellschaft zudem sämtliche von ihr gehaltenen Aktien an der KTM AG an Bajaj. Das entspricht fast 10,48 Millionen Aktien der KTM AG bzw. 100 Prozent des ausstehenden Stammkapitals der KTM AG. Ein Verwertungsfall hinsichtlich dieser Aktien trete bei Nichtzahlung einer gesicherten Verbindlichkeit ein.
Bajaj wird im Zuge der Rettung auch die 100-Prozent-Mehrheit an der Pierer Bajaj übernehmen – vorbehaltlich der regulatorischen Genehmigungen.
www.ktm.com
www.pierermobility.com
Kommentar veröffentlichen