Die 18. Internationale Architekturausstellung – La Biennale di Venezia, die von Mai bis November 2025 stattfindet, ist das weltweit bedeutendste Forum für zeitgenössische Architektur. In nationalen Pavillons und der zentralen Ausstellung treffen innovative Ideen aus aller Welt aufeinander. Kuratiert wird die Gesamtausstellung diesmal von Caroline Bos, Mitbegründerin des niederländischen Büros UNStudio.
Die Architekturbiennale 2025 in Venedig rückt mit ihrem diesjährigen Motto "Intelligente Architektur für eine bessere Zukunft" die Frage in den Mittelpunkt, wie der gebaute Raum auf gesellschaftliche, ökologische und technologische Herausforderungen reagieren kann. Österreich nimmt dabei mit einem spannenden Beitrag teil, der besonders den Dialog zwischen Architektur, Klima und Gesellschaft sucht.
Der Österreich-Pavillon
Der diesjährige Beitrag trägt den Titel "Agency for a Better Living" und wurde von den Kurator:innen Sabine Pollak, Michael Obrist und Lorenzo Romito entwickelt. Ihr Projekt stellt akute globale Wohnfragen, die als Synthese von Top-down (Erfolgsmodell des Sozialen Wohnbaus Wiens) und Bottom-up (Selbstorganisationsmodelle der Zivilgesellschaft) anhand konkreter Architekturen und Erforschung der jeweiligen Systeme beantwortet werden sollen, ins Zentrum.

Das Plateau im Hof lädt Besucher:innen zum Ausruhen und Diskutieren ein. Rund um eine offene Mitte sollen die Agenden für ein Better Living verhandelt werden. Die Form interpretiert einen 1954 von Josef Hoffmann geplanten, nierenförmigen Pool, für einige Jahre an dieser Stelle Teil des Skulpturengartens. Agency For Better Living, Österreich-Pavillon, Biennale Architettura 2025, Installationsansicht – Hof. © Hertha Hurnaus
Wien und Rom
Im Sinne des Gesamtthemas der Biennale, "Intelligens. Natural. Artificial. Collective", wird das Wiener System des Sozialen Wohnbaus in einer "Intelligens" erweitert, ausgedehnt und weitergedacht. Der Stadt Wien wird daher eine andere europäische Stadt gegenübergestellt, in der es als Reaktion auf das Scheitern von Planungsprozessen zu selbstorganisierten Wohn- und Lebensformen kam: Rom.
Beide Städte, Wien und Rom, zeigen unterschiedliche "Intelligenzen", wie man es machen kann. Wien ist eine Stadt, die sich kümmert, eine Caring City. In einem Top-Down-Prozess sorgt die Stadt dafür, dass alle, die eine leistbare Wohnung suchen, diese auch bekommen. Rom ist die Stadt der Ruinen, in der hart erkämpfte Bottom-up-Prozesse informellen Wohnraum mit oft erstaunlichen Formen der Selbstorganisation schaffen. Das Wiener System schafft Sicherheit, das römische System eine aktive und kreative Zivilgesellschaft. Beide bringen innovative Lebensformen durch sehr unterschiedliche, sogar gegensätzliche Prozesse hervor. Überlagert man beide, könnte die Utopie eines zukünftigen Zusammenlebens mit einer klugen Strategie für ungewöhnliche, inklusive, leistbare und klimafreundliche Formen des Zusammenlebens in einer offenen Gesellschaft entstehen.

In der Mitte des Raums befindet sich ein Sitz- und Liegemöbel "Megastructure on the Couch", das – ausgehend von einer Fotografie eines Spielraums im Wohnpark Alt-Erlaa, einem identitätsstiftenden Wohnprojekt der 1970er-Jahre – eine Grundfrage des Wohnens neu interpretiert. Agency For Better Living, Österreich-Pavillon, Biennale Architettura 2025, Installationsansicht Wien. © Hertha Hurnaus
Wie wird das System Wien zukunftstauglich?
Die zentralen Fragestellungen der Agency For Better Living sind: Wie kann das "System Wien" adaptiert, also zukunftstauglich gemacht werden? Könnte Rom ein Modell sein, wie man zukünftig mit Fragen bestehender Gebäude umgeht, auch abseits von Wohntypologien? Die Ausstellung nutzt die von Josef Hoffmann konzipierte Symmetrie des
Pavillons. Man betritt den nun geschlossenen Durchgang und wird in den Hof des Pavillons geleitet. Auf der einen Seite des Pavillons erfährt man das System Wien, auf der anderen Seite das System Rom. Anhand von neun Stationen wird das System Wien aufgearbeitet: Fotografien zeigen Stadt- und Gemeinschaftsräume in ihrem alltäglichen Gebrauch, begleitet von Filmausschnitten aus verschiedenen Jahrzehnten. Rom zeigt Zeugnisse des Kampfes um das Leben in, die Anpassung an und die Transformation der Ruinen der Gegenwart – sowohl an verlassenen Orten als auch in gescheiterten Planungen.
www.labiennale2025.at
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