Editorial des Herausgebers
China sendet Pakete, Europa sieht zu

| Wolfgang Zechner 
| 13.05.2025

Der österreichische Handel steckt in der Krise – nicht nur wegen Inflation und Konsumzurückhaltung. Immer drängender wird eine Gefahr, über die in der politischen Arena viel zu selten gesprochen wird: der digitale Vormarsch chinesischer Online-Billiganbieter.

Unternehmen wie Temu oder Shein fluten den europäischen Markt mit Produkten, die oft günstiger sind als jeder Einkaufspreis heimischer Händler. Möglich macht das ein System der regulatorischen Ignoranz – und eine Politik, die zusieht. Während hiesige Händler stöhnen, gleiten chinesische Plattformen durch ein Netz voller Lücken: Pakete passieren oft zollfrei die Grenze. Rücksendungen? Meist unmöglich. Produktsicherheit? Glückssache. Umweltstandards? Ein Fremdwort.

Das ist kein fairer Wettbewerb – das ist ein geopolitischer Dumpingangriff mit dem Segen europäischer Untätigkeit. Der Handelsverband warnt seit Jahren vor dieser Schieflage. Er legt Zahlen auf den Tisch, zeigt Schwachstellen im System – doch Brüssel reagiert im Schneckentempo.

Wenn wir in Österreich über den stationären Handel reden, dann nicht nur über Jobs und Innenstädte – sondern über den gesellschaftlichen Kitt, der uns zusammenhält. Wer ihn zugunsten von Clickbait-Shopping aus Fernost aufgibt, verspielt mehr als ein paar Marktanteile. Somit sind auch die Konsument:innen gefordert.

Die Situation könnte klarer nicht sein: Es braucht endlich faire Rahmenbedingungen. Nicht morgen, sondern jetzt. Sonst importieren wir mit jedem Paket aus China ein Stück Handelsverfall gleich mit.

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