Krisen setzten sich in den Köpfen fest
Warum der Konsum in Österreich weiter lahmt

Österreichs Konsumklima bleibt frostig. Trotz vereinzelter Erholungstendenzen im Jahr 2024 ist der wirtschaftliche Optimismus der Bevölkerung zum Jahresbeginn 2025 wie eingefroren, wie die aktuelle Konsumklimastudie der JKU Linz zeigt.

Mehr als jede zweite Person in Österreich blickt 2025 noch pessimistischer auf die Wirtschaftslage als im Vorjahr. Das schlägt sich unmittelbar auf das Konsumklima nieder: Der Index des Instituts für Handel, Absatz und Marketing (IHaM) an der Linzer Johannes Kepler Universität verharrt im ersten Quartal bei -18 Prozentpunkten. Nach einer kurzen Aufhellung Mitte 2024, hat sich die Stimmung der Konsument:innen wieder deutlich eingetrübt. Damit liegt Österreich unter dem Niveau Deutschlands (-11) und des Euro-Raums (-14). Die Ursachen? Vielschichtig: Die öffentliche Debatte über Zölle, der andauernde Ukraine-Krieg, das steigende Budgetdefizit und eine Insolvenzwelle erzeugen ein Gefühl chronischer Unsicherheit. "An Krisen herrscht aktuell kein Mangel", heißt es in der Analyse des IHaM.

Kaufverhalten bleibt defensiv

Die wirtschaftliche Unsicherheit wirkt sich nicht nur psychologisch, sondern messbar auf das Einkaufsverhalten aus. Laut IHaM-Umfrage vom April 2025 kaufen 24 Prozent der Konsument:innen weniger Einzelhandelswaren als zuvor – ein Anstieg gegenüber dem Herbst 2024 (21 Prozent). Gleichzeitig steigt die Preissensibilität: 52 Prozent der Befragten greifen bevorzugt zu günstigeren Produkten, zwei Drittel achten gezielt auf Aktionen. Besonders betroffen sind dabei Güter des mittelfristigen Bedarfs wie Kleidung, Schuhe oder Sportartikel – hier sparen 41 Prozent bewusst. Bei langlebigen Konsumgütern wie Möbeln, Elektrogeräten oder Heimwerksbedarf verzichten sogar 44 Prozent auf größere Anschaffungen. Die Daten zeigen: Die Konsumzurückhaltung hat sich seit Herbst 2024 weiter verfestigt.

Krisenstimmung wird zur Konsumblockade

Was als wirtschaftliche Reaktion begann, wird zunehmend zum psychologischen Muster. "Die Konsument:innen warten auf bessere Zeiten, bevor sie Geld ausgeben – die Wirtschaft wartet gleichzeitig auf Konsumimpulse, um diese besseren Zeiten herbeizuführen", analysiert Universitätsprofessor Christoph Teller vom IHaM das paradoxe Wechselspiel. Die Krise sei längst nicht mehr nur in der Geldbörse, sondern vor allem "im Kopf" angekommen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 66 Prozent der Österreicher:innen fühlen sich verunsichert, 33 Prozent schätzen ihre finanzielle Lage schlechter ein als 2024, 44 Prozent blicken wenig zuversichtlich in die Zukunft – und ebenso viele planen, heuer noch weniger auszugeben. Die erhoffte Konsumerholung bleibt damit auch 2025 aus.

www.jku.at

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