Laut Umfrage
Drei Viertel der Österreicher trennen Biomüll

Wie eine aktuelle Umfrage des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) zeigt, ergeben sich hier jedoch starke regionale Unterschiede. Besonders in Wien ist noch ordentlich Luft nach oben, weswegen der Verband ein bundesweites 4-Tonnen-Prinzip fordert. 

Am 22. April findet der internationale Tag der Erde statt – ein Anlass, der weltweit zum Umdenken und Handeln für mehr Nachhaltigkeit aufruft und heuer unter dem Leitgedanken "Du machst den Unterschied" steht. Passend dazu rückt der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) ein wiederkehrendes Problem in den Fokus: Rund um Ostern landen jedes Jahr tonnenweise genießbare Lebensmittel, darunter Millionen von Eiern, unnötigerweise im Müll. Das muss nicht sein, betont VOEB-Präsidentin Präsidentin Gabriele Jüly: "Bioabfälle, dazu gehören auch bestimmte Lebensmittel, sind ein wertvoller Rohstoff für die Landwirtschaft. Durch die Kompostierung werden wichtige Nährstoffe und organische Substanz wieder in den Boden zurückgeführt."

Doch Lebensmittelverschwendung ist nur ein Teil dieses Problems: Fehlende Aufklärung über korrekte Mülltrennung oder das Fehlen einer eigenen Biotonne führen ebenfalls dazu, dass jährlich rund 680.000 Tonnen biologisch abbaubarer Abfälle im Restmüll landen – und damit lediglich verbrannt statt recycelt werden können. Dass es noch viel Luft nach oben gibt, wenn es um die flächendeckende und richtige Verwertung biogener Abfälle geht, betätigt auch eine vom VOEB beauftragte, repräsentative Umfrage unter 1.000 Österreicher:innen im Alter von 14 bis 75 Jahren: Demnach gibt "nur" die Hälfte der Befragten an, Bioabfälle im eigenen Haushalt zu kompostieren – jedoch mit starken Unterschieden je nach Bundesland.

Was eigentlich zu "Bioabfall" zählt

Unter Bioabfall versteht man alle organischen Abfälle aus Küche und Garten, die kompostierbar sind. Dazu gehören etwa Gemüse- und Obstschalen, pflanzliche Speisereste, Brotreste, Blumen, Zimmerpflanzen sowie Rasen- oder Strauchschnitt. Vorsicht ist hingegen bei Fleisch, Knochen, verdorbenen Lebensmitteln und anderen gekochten Speiseresten geboten – sie können in der Sammlung und Verarbeitung Probleme bereiten. Da die Art der Verwertung je nach Region und vorhandener Kompostierungsanlage variiert, lohnt sich ein Blick auf die Vorgaben der eigenen Gemeinde: Sie informiert darüber, was genau in die Biotonne darf – und was nicht.

Tirol und Vorarlberg als Vorreiter

Laut der aktuellen VOEB-Umfrage trennen drei Viertel der Österreicher:innen ihren Biomüll – und das gleichermaßen bei Frauen wie Männern. Deutliche Unterschiede zeigen sich jedoch zwischen den Altersgruppen: Während lediglich 54 Prozent der 14- bis 19-Jährigen angeben, Bioabfälle getrennt zu entsorgen, liegt der Anteil bei den über 70-Jährigen bereits bei 82 Prozent.

Regional betrachtet schneiden Tirol und Vorarlberg mit 88 Prozent besonders gut ab, dicht gefolgt von Niederösterreich und dem Burgenland (jeweils 85 Prozent) sowie der Steiermark (84 Prozent). Deutlich unter dem Durchschnitt liegt hingegen Wien – hier trennt nur rund 40 Prozent der Bevölkerung ihren Biomüll. VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly sieht dementsprechend dringenden Handlungsbedarf: "Eine eigene Biotonne in jedem Haushalt bzw. in jeder Wohnanlage würde die Sammelmenge deutlich erhöhen. Wir müssen es der Bevölkerung so einfach wie möglich machen, ihren Bioabfall getrennt zu sammeln. Bei Papier und Glas funktioniert das bereits hervorragend." Dementsprechend setzt sich der Verband für ein bundesweites 4-Tonnen-Prinzip ein, bei dem jeder Haushalt bzw. jede Wohnanlage je eine Restmüll-, Papier-, Bio- sowie Verpackungstonne hat, die regelmäßig entleert werden. 84 Prozent der Befragten würden diese Idee befürworten.

Sorgfältiger Umgang mit Lebensmitteln

Überdies geben 64 Prozent der Österreicher:innen an, auf einen sorgsamen Umgang mit Lebensmitteln zu achten. Besonders ausgeprägt ist dieses Bewusstsein in Kärnten: Hier sagen 73 Prozent, dass sie nur so viel einkaufen, wie sie tatsächlich verbrauchen. Am anderen Ende der Skala liegt Salzburg mit 60 Prozent. Und auch beim Thema Nachhaltigkeit im Alltag zeigen sich klare Tendenzen: Rund ein Drittel der Österreicher:innen achtet darauf, bevorzugt regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Etwa jede:r Zehnte verzichtet bewusst auf Fleisch oder nutzt bei Take-Away-Gerichten wiederverwendbare Behälter.

Ein Blick auf die Kompostierung im eigenen Haushalt zeigt ebenfalls regionale Unterschiede: Tirol und Vorarlberg liegen mit jeweils 64 Prozent an der Spitze, gefolgt von der Steiermark (60 Prozent) und Oberösterreich (58 Prozent).

So geht man mit Bioabfall richtig um

Für die getrennte Sammlung von Bioabfällen ist in Österreich jeder Haushalt selbst verantwortlich. VOEB-Präsidentin Gabriele Jüly gibt dazu praktische Tipps: "Zum Sammeln des Bioabfalls eignet sich am besten ein Vorsammelgefäß mit Deckel, das an einem kühlen, leicht erreichbaren Platz gelagert wird, wie zum Beispiel unter der Spüle. Um Geruchsbelästigung zu vermeiden, sollte der Inhalt alle zwei bis drei Tage entleert werden." Ein absolutes No-Go: Bioabfall gemeinsam mit Plastiksackerln in die Biotonne werfen – auch wenn es sich um sogenannte kompostierbare Sackerln handelt. Diese zersetzen sich nämlich deutlich langsamer und tragen nichts zur Qualität des Komposts bei. 

Wertvoll für die Landwirtschaft

Die gesammelten organischen Abfälle werden anschließend in Kompostieranlagen zu hochwertigem Kompost verarbeitet, der in der Landwirtschaft und im Gartenbau eingesetzt wird. Dabei ist Kompost aus biogenen Abfällen ein echter Alleskönner für gesunde Böden: Er enthält sämtliche Nährstoffe, die Pflanzen zum Wachsen brauchen, und fördert zugleich die Bildung von Humus – jener stabilen, organischen Substanz, die den Boden fruchtbar hält. Im Gegensatz zu Kunstdünger speichert Kompost Nährstoffe langfristig, ohne das Grundwasser zu belasten, da er nicht wasserlöslich ist. Gerade vor dem Hintergrund intensiv genutzter Agrarflächen, deren Böden zunehmend an organischer Substanz verlieren, ist das ein entscheidender Vorteil. Nicht zuletzt ist die Kompostierung energieeffizienter als die Herstellung chemischer Düngemittel.

Neben der landwirtschaftlichen Nutzung werden biogene Abfälle in einigen Regionen auch in Biogasanlagen verwertet – dabei entsteht klimafreundliches Biogas, das zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt wird.

www.voeb.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV