"Krisen, Konflikte und Kommunikation"
Marketing Natives feierten Auftakt der Eventsaison mit hochkarätigem Podium

Unter dem Motto "Krisen, Konflikte und Kommunikation" diskutierten Expert:innen über die aktuellen Herausforderungen und Entwicklungen in der Kommunikationslandschaft und teilten ihre Ansichten mit rund 100 Nachwuchs-Marketer:innen. 

Vergangene Woche feierten die Marketing Natives den Auftakt in die heurige Eventsaison: Unter dem Motto "Krisen, Konflikte und Kommunikation" wurde, gemeinsam mit der Österreichischen Post AG als neuer Kooperationspartnerin, eine Podiumsdiskussion veranstaltet, die jungen Kommunikationstreibenden Orientierung bieten sollte – inmitten einer Welt, die von Fake News, politischen Spannungen und Pessimismus geprägt ist. Dabei teilten die renommierten Expert:innen Fritz Hausjell, Sabrina Oswald, Yussi Pick und Michaela Wein ihre fachlichen Einschätzungen mit den über 100 anwesenden Nachwuchstalenten aus der Marketing- und Kommunikationsbranche.

Haltung für die Demokratie zeigen

Begrüßt wurde das junge Publikum von Yussi Pick, Managing Partner von P&B Agentur für Kommunikation, im Rahmen einer Keynote, die er mit den Worten "Man kann nicht nicht politisch sein" eröffnete. Dabei betonte der Experte, dass die aktuellen Krisen nicht mehr zu entschärfen wären und man Stellung beziehen müsse – würde man sich nämlich neutral, sprich schweigend, geben, sei das eine Positionierung gegen die Demokratie. Das würde insbesondere auch Marketer:innen betreffen. Hinsichtlich der Frage, wie man aus den geopolitischen Spannungen wieder herauskomme, appellierte Pick: "Wir müssen an der Demokratie und Freiheit festhalten. Kommunikator:innen müssen ein relevanter Teil der Lösung sein."

Anschließend fand sich Yussi Pick gemeinsam mit Fritz Hausjell, Sabrina Oswald und Michaela Wein in einem Diskussionspanel zusammen, das von Radiomoderatorin und Redakteurin Simone Brodesser moderiert wurde. Eröffnet wurde die Debatte mit der Frage zur Relevanz von Ethik in der Kommunikationsbranche, auf die Michaela Wein, Vorsitzende des PR-Ethik-Rats und Pressesprecherin der GESIBA, klare Worte fand: "Es ist nie falsch, Haltung zu zeigen und eine Position zu beziehen. Auch als Marketer:in soll man das eigene Handeln regelmäßig hinterfragen." Zudem machte sie dem jungen Publikum Mut, selbstbewusst eigene Handlungsstrategien zu entwickeln, anstatt stur zu übernehmen, was andere tun.

Nationale und europäische Politik unter dringendem Handlungsbedarf

In Hinblick auf die aktuelle geopolitische Lage meinte Sabrina Oswald, Futura-Gründerin und Vorstandsmitglied der Österreichischen Marketing-Gesellschaft, dass Europa es mehr und mehr verabsäumt habe, wirkliche Innovationen hervorzubringen: "Wir haben uns im Bürokratie-Chaos verstrickt und bekommen heute die Rechnung dafür präsentiert." Dementsprechend sieht sie die österreichische Medienlandschaft mit großen Herausforderungen konfrontiert: Etwa stünden Redaktionen zunehmend unter dem Druck, Meldungen im Minutentakt mit möglichst ansprechenden Headlines zu veröffentlichen, während sie gleichzeitig versuchten, ihre journalistische Qualität zu postulieren. "Wir benötigen eine Medienlandschaft, der wieder genügend Zeit für gründliche Recherchen eingeräumt wird und die verschiedene Perspektiven sorgfältig aufbereiten kann. Das ist aber ein Kostenthema. Aus diesem Grund ist Neutralität und Transparenz in der Medienkommunikation enorm wichtig – Nur so können die Medien das Vertrauen der Menschen wiedergewinnen und der Polarisierung eine Absage erteilen", appellierte Oswald an politische Entscheidungsträger:innen.

Diese Beobachtung teilte auch Kommunikationshistoriker Fritz Hausjell und betonte, dass man Innovation, insbesondere in der Medienwelt, auf heimischer sowie europäischer Ebene versäumt habe. Dies betreffe vor allem die Entwicklung demokratieunterstützender Social-Media-Kanäle, die Vielfalt fördern und Faktenchecks ermöglichen. Dementsprechend brauche es ihm zufolge eine eigene europäische Social-Media-Plattform: "Europa muss verantwortungsvoll Geld ausgeben, wo es am wenigsten schädlich ist und konsequent durchdenken, wo wir hinkommen, wenn wir nicht gegensteuern. Ein neues Modell ist notwendig, das dem klassischen Journalismus ermöglicht, sich in der digitalen Welt zu positionieren und eine europäische Öffentlichkeit zu schaffen – inklusive kritischer Faktenprüfung."

Schluss mit Pessimismus, her mit Lösungen

Im Zuge der Diskussionsrunde wurden aber nicht nur Probleme thematisiert, sondern auch konkrete Lösungsvorschläge erbracht. "Viele Menschen sind von den aktuellen Konflikten überfordert und ziehen sich ins Private zurück. Wir sprechen hier vom digitalen Biedermeier. Doch Rückzug ist keine Lösung", äußerte sich Yussi Pick zum vorherrschenden Pessimismus und verwies auf eine Studie seines Instituts "Das Zielgruppen Büro". Dabei erklärte er: "Was den Menschen wirklich Hoffnung gibt, ist aktives Handeln. Engagierte Menschen sind hoffnungsvoller, sozialer und erkennen mehr Handlungsmöglichkeiten. Je mehr man sich engagiert, desto hoffnungsvoller blickt man auf die Zukunft der Gesellschaft."

Abschließend appellierte Sabrina Oswald an das junge Publikum, im eigenen Medienkonsum ausgewogen zu sein und in ihren Kommunikationsagenden Transparenz zu fördern. "Bad Campaigning und Fake News nehmen immer schlimmere Ausmaße an – darauf haben wir keinen direkten Einfluss. Aber das, wo wir uns den Einfluss nehmen können, ist die Wirtschaft. Lasst uns als Marketers die Hüter:innen der größtmöglichen Transparenz sein." Und auch Michaela Wein betonte die Notwendigkeit einer gemeinsamen Selbstverpflichtung unter Kommunikator:innen: "Wir brauchen eine gemeinsame Grundlage, als Orientierung: faktenbasierte und transparente Kommunikation sowie die klare Trennung von redaktionellen und werblichen Inhalten in den Medien."

Sich als Marketer:in in Debatten einzubringen, sei "immer eine gute Entscheidung", betonte Fritz Hausjell – egal ob in öffentlichen Diskussionen, in Fachzeitschriften oder in Gremien: "Seid mutig, traut euch mitzureden und in Alternativen zu denken. Achtet darauf, über welche Medien ihr kommuniziert, denn: Der Kanal färbt ab."

Sicherer Raum zur Diskussion kontroverser Themen

Am Ende war sich das Panel also einig, dass jede:r im eigenen Umfeld das tun sollte, was möglich ist, um einen positiven Beitrag zu leisten – gerade als Marketer:in. Und auch die beiden Marketing Natives Team Leads Dina Mansour und Niklas Schnaubelt pflichten dem bei: "Wir hoffen, dass wir unseren Gästen durch die heutige Veranstaltung Mut und Orientierung bieten konnten. Die aktuellen Ereignisse überfordern viele junge Menschen, auch im Marketing. Der Austausch im Anschluss ist uns zudem besonders wichtig. Wir möchten unseren Mitgliedern einen sicheren Raum bieten, in dem kontroverse und schwierige Themen offen diskutiert werden können, wie etwa Verantwortung in der Kommunikation, gesellschaftlicher Einfluss und ethisches Marketing."

Das nächste Signature Event der Marketing Natives ist bereits in Planung und soll am 21. Mai 2025 im Trompetensaal der Österreichischen Post AG stattfinden. Thema ist diesmal "Hype Management". Mehr Informationen und Tickets finden Sie hier.

www.marketingnatives.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV