Die österreichische Wirtschaft befindet sich weiter im Krisenmodus. Im letzten Jahr meldeten laut dem KSV1870 insgesamt 6.587 Unternehmen Insolvenz. Das ist im Vergleich zu 2023 ein Anstieg um 22 Prozent. Im Speziellen betroffen waren der Handel, die Bauwirtschaft sowie die Beherbergungs- und Gastronomiebranche. Neben den hohen Insolvenzpassiva von 18,9 Milliarden Euro trifft es auch immer wieder die Arbeitsplätze hart. 2024 verloren 29.600 Arbeitnehmer:innen ihren Job, was einem Anstieg von 25 Prozent entspricht.
Rekordjahr wird erwartet
Die Krise ist aber noch nicht vorbei. 2024 stand die Wirtschaft durch rückläufige Investitionen, sinkende Exporte nach Deutschland und steigende Insolvenzen unter erheblichem Druck und belastete die heimischen Unternehmen. Diese Herausforderungen und die Unsicherheiten an den Märkten verstärken den Restrukturierungsbedarf vieler Betriebe. Laut dem Beratungsunternehmen Advicum Consulting würden viele Unternehmen jedoch zögern, zu lange mit notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen warten und damit ihre Existenz riskieren.
"Genau das ist das größte Risiko: Nicht die Krise selbst, sondern das Abwarten", sagt Daniel Knuchel, Equity-Partner bei Advicum Consulting. Auch für 2025 rechnen Expert:innen mit bis 7.000 weiteren Firmenpleiten (LEADERSNET berichtete).
"Die Zahlen zeigen: Viele Unternehmen stehen mit dem Rücken zur Wand – doch der größte Fehler ist, zu lange abzuwarten. Wer jetzt nicht handelt, riskiert den Totalschaden", mahnt Knuchel.
Gründe für Transformationsscheitern
Laut Advicum seien nicht mangelnde Strategien das Problem, sondern der fehlende innerbetriebliche Umsetzungswille. Eine aktuelle Studie zeigt, dass 78 Prozent der Befragten insuffiziente Kommunikation als größte Hürde bei Restrukturierungsprozessen sehen, während mehr als 60 Prozent aller Transformationsprojekte scheitern, weil Widerstände im mittleren Management und in Fachabteilungen Veränderungen blockieren. "Ohne das richtige Mindset bleibt jede Restrukturierung ein Papiertiger", so Knuchel.
Fehlende Kompetenzen, Unsicherheit und geringe Transparenz sorgen dafür, dass notwendige Anpassungen zu langsam oder gar nicht umgesetzt werden. Dabei nimmt im Speziellen das mittlere Management eine entscheidende Rolle ein, denn wenn es nicht mitzieht, bleibt selbst die beste Strategie wirkungslos. Unternehmen, die Mitarbeitende frühzeitig einbeziehen und eine offene Feedback-Kultur leben, profitieren hingegen von höherer Akzeptanz und gesteigerter Innovationskraft, so die Expert:innen von Advicum Consulting.
Wie Restrukturierung gelingen kann
Dabei muss Restrukturierung als strategischer Hebel für nachhaltige Erneuerung und nicht als kurzfristige Notmaßnahme gesehen werden.
"Agile Methoden und flexible Organisationsformen sind entscheidend. Erfolgreiche Transformation beginnt mit einer klaren Vision, die von der Führungsebene bis ins letzte Teammitglied getragen wird. Nur dann entstehen Wettbewerbsvorteile", so der Experte. Vier Erfolgsfaktoren seien dabei entscheidend:
- Transparenz und Kommunikation: Ein Restrukturierungsprozess muss für alle Beteiligten verständlich und nachvollziehbar sein. Unternehmen, die frühzeitig und offen kommunizieren, begegnen Widerständen mit Vertrauen statt Misstrauen.
- Agilität und Anpassungsfähigkeit: Starre Strukturen bremsen Veränderungen aus. Erfolgreiche Unternehmen setzen auf agile Prozesse, die schnelle Reaktionen auf Marktveränderungen ermöglichen. Führungskräfte sollten als Change Agents agieren.
- Technologie als Treiber: Digitalisierung und die Implementierung von Künstlicher Intelligenz bieten enorme Potenziale. Neue Technologien müssen nicht nur eingeführt, sondern auch sinnvoll in bestehende Arbeitsprozesse integriert werden.
- Fokus auf Menschen und Kompetenzen: Restrukturierung funktioniert nicht nur zahlengetrieben, sie ist eine Frage des richtigen Know-hows. Unternehmen müssen gezielt in Weiterbildungen investieren, um Mitarbeitende auf die Herausforderungen der Transformation vorzubereiten.
"Restrukturierung ist kein Krisenmanagement, sondern ein strategisches Werkzeug. Wer frühzeitig handelt, kann nicht nur seine Existenz sichern, sondern langfristig gestärkt aus der Krise hervorgehen. Denn eines ist klar: Wer jetzt die richtigen Schritte setzt, gehört morgen zu den Gewinnern", resümiert Knuchel.
www.advicum.com
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