"Wir müssen viel optimistischer werden"

Beim hochkarätig besetzten "Bank Austria Forum" in Wien diskutierten Bundeskanzler Karl Nehammer, IHS Direktor Holger Bonin und UniCredit Bank Austria CEO Robert Zadrazil zu den drei großen "D"-Fragen: demographischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonsierung.

Beim jüngsten Bank Austria Forum im Headquarter der UniCredit Bank Austria in Wien wurde im Rahmen einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion das Thema "Quo vadis, Österreich 2030?" behandelt. Konkret diskutierten Bundeskanzler Karl Nehammer, Holger Bonin, Leiter des Instituts für Höhere Studien (IHS) und Robert Zadrazil, CEO der UniCredit Bank Austria. Im Zentrum standen dabei die drei großen "D"-Fragen: demographischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonsierung.

"Wir müssen viel optimistischer werden"

Nehammer appellierte an die Zuversicht: "Es sollte nicht heißen: 'Wohin gehst Du Österreich', sondern 'Wohin gehen wir'. Wir müssen viel optimistischer werden." Angstmacherei sei politisches Kalkül. Weiters betonte der Bundeskanzler etwa die führende Position Österreichs in der Elektrochip- und Halbleiterindustrie mit Beschäftigten aus bis zu 72 Nationen in den österreichischen Spitzenbetrieben und die weltweit gute Stellung der österreichischen Industrie. Wichtig sei daher den Arbeitsmarkt mit der Rot-Weiß-Rot-Karte weiter offen zu halten und Menschen nach Österreich zu bringen, die am Arbeitsmarkt benötigt werden.

Auch seine jüngste Afrikareise durch Länder wie Marokko, Ägypten, Angola oder Ghana stimmte ihn zuversichtlich. Europäische Industrieprodukte zeichnen sich durch hohe Qualität aus und bieten weltweite Chancen. Nehammer strich die Bedeutung von Technologieoffenheit hervor, denn Innovation erfordere hohe Investitionen in "Forschung und Entwicklung", ein offenes Klima und letztlich Deregulierung. Auch Produktion müsse in Österreich erhalten bleiben, der Kanzler warnte vor Tendenzen in Richtung Deindustrialisierung.

"Die Daten sind das neue Öl"

Holger Bonin spannte einen Bogen über die vielfältigen Herausforderungen, vor denen unser Land stehe. Im Zentrum seiner Ausführungen standen die drei großen "D", wie er es nannte: demographischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonisierung.

Einerseits befinden wir uns zwar in einer alternden Gesellschaft, der Anteil älterer Menschen werde von heute 33 Prozent auf 52 Prozent im Jahr 2050 steigen, das stelle uns vor große Herausforderungen, so Bonin. Die junge Generation habe allerdings so viele Chancen wie nie zuvor: Die Jungen sind gut gebildet, sie sind Digital Natives und letztlich auch eine Erbengeneration. Der Arbeitsmarkt sei laut dem IHS-Leiter aufgrund des Arbeitskräftemangels heute ein Arbeitnehmermarkt. Wichtig sei es, Vertrauen zu schaffen und zu zeigen, dass die Arbeit in keinster Weise ausgehen werde.

"Die Daten sind das neue Öl", zitierte Bonin eine bekannte Schlagzeile und zeigte auf, dass der Wandel vom Industriezeitalter zum digitalen Zeitalter eine deutliche Aufwertung des Dienstleistungsbereiches mit sich bringe. Wichtig sei Bildung, um auch neue Anwendungen wie Künstliche Intelligenz gut zu nützen.

Den Klimaschutz finanzieren

Robert Zadrazil hob in diesem Zusammenhang die vorrangigen Aufgaben für die Zukunft hervor: "Wir müssen alles daran setzen, den Wirtschaftsstandort Österreich zukunftsfit zu machen, seine Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und idealerweise sogar auszubauen, um einerseits die grüne Transformation voranzutreiben und die sich daraus ergebenden Chancen zu nutzen und andererseits auch die Investitionen in die Digitalisierung und die voranschreitende Automatisierung vieler Lebens- und Arbeitsbereiche ganz oben auf die Agenda zu setzen."

Weiters betonte der Bank Austria CEO: "In diesem Zusammenhang sind für uns insbesondere Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz zentrale Zukunftsthemen, für die wir den Grundstein im Hier und Jetzt legen bzw. in großem Umfang bereits gelegt haben." Für die UniCredit Bank Austria als einen der größten Kreditgeber des Landes sei es besonders wichtig, die Geldströme in zukunftsträchtige und klimaschonende Aktivitäten zu lenken.

Das Thema Nachhaltigkeit spiele auch deswegen eine so zentrale Rolle in der eigenen Unternehmensstrategie, weil es eine ganz klare Erwartungshaltung vonseiten der Kund:innen und Investor:innen ebenso wie vonseiten der Politik und der Aufsichtsbehörden gebe.

Denn ähnlich wie die UniCredit Bank Austria als Unternehmen hat sich auch Österreich bekannterweise anspruchsvolle Nachhaltigkeits- und Klimaziele gesetzt – im Einklang mit den Zielen der Europäische Union. Zadrazil dazu: "Von entscheidender Bedeutung dafür, dass wir diese Ziele auch erreichen, sind der enge Austausch und die Kooperation zwischen der Wirtschaft, den Forschenden und der Regierung."

Risikokultur stärken

In der Diskussion der drei Keynote Speaker stand schließlich das Thema "Wettbewerbsfähigkeit" im Zentrum. Karl Nehammer betonte die Bedeutung einer Risikokultur: "In Europa haben wir keine risikofreudige Struktur." Es sei wichtig, dass Menschen in der Wirtschaft auch scheitern können, in Europa müssen wir daher "raus aus der Vorwurfskultur" und hin zu einer offenen Kultur, um Innovationen zu fördern. Holger Bonin zeigte die Bedeutung der Sozialpartnerschaft und von sicheren Rahmenbedingungen auf. Robert Zadrazil strich in diesem Zusammenhang die Wichtigkeit des Kapitalmarkts und von Finanzbildung hervor, damit auch Private in Österreich verstärkt auf dem Kapitalmarkt investieren und die damit verbundenen Chancen nützen können.

Der Bundeskanzler schloss den Abend schließlich mit seiner motivierenden Einschätzung: "Österreich zukunftsreich".

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