Zwei Drittel der Österreicher:innen gegen Verbrenner-Verbot

| Tobias Seifried 
| 09.03.2023

Laut einer repräsentativen Spectra-Umfrage ist eine klare Mehrheit für Technologieoffenheit. Gründe dafür gibt es mehrere.

In einer aktuellen Umfrage (Befragungszeitraum: 3. bis 6. März 2023) wurde im Auftrag des ÖAMTC erhoben, wie die Österreicher:innen zu dem ab 2035 in der EU geplanten Neuzulassungsverbot von Autos mit Verbrennungsmotor stehen. Das Ergebnis: 65 Prozent sprechen sich gegen ein Verbrenner-Verbot aus, 22 Prozent der Befragten halten ein solches für eine gute Idee,13 Prozent sind unschlüssig.

Unter den Autobesitzer:innen sei das Stimmungsbild noch eindeutiger: sieben von zehn seien gegen ein Verbrenner-Verbot, nur zwei von zehn dafür. Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung: "Die erste repräsentative Befragung in Österreich zeigt deutlich: Es gibt in der Bevölkerung keine Mehrheit für ein Verbrenner-Verbot. Eigentlich gibt es das auch in der Regierung nicht, Vertreter:innen der größeren Koalitionspartei haben sich – unlängst zum Beispiel der oberösterreichische Landeshauptmann Stelzer – dagegen ausgesprochen. Es stellt sich daher die Frage, warum die Verkehrsministerin im EU-Rat für das Verbrenner-Verbot stimmen will."

CO2-Ziele versus offene Fragen bei E-Mobilität

In der Spectra-Umfrage wurden auch die Gründe, die die Menschen zur Pro- bzw. Contra-Antwort bewogen haben, abgefragt. So halten die meisten Befürworter:innen (64 Prozent) nur auf diese Weise die CO2-Ziele für erreichbar. 53 Prozent wollen so die Kfz-Industrie zwingen, klimafreundlichere Autos zu bauen. Bei den Gegner:innen eines Elektro-only-Ansatzes dominieren vor allem zwei Gründe: Sie halten E-Autos in der Gesamtbetrachtung für weniger sauber, als oft suggeriert wird (75 Prozent) und sehen zu viele ungelöste Probleme in Hinblick auf Ladenetz und -dauer sowie Reichweite (66 Prozent). "Der hohe Anschaffungspreis für E-Autos spielt dagegen mit 33 Prozent Nennungen eine untergeordnete Rolle, ebenso die Angst um Arbeitsplätze in Europa mit 30 Prozent", erklärt Wiesinger.

Mehrheit begrüßt deutschen Vorstoß für E-Fuels

Auch bezüglich der vom deutschen Verkehrsminister Wissing erzwungenen Verschiebung der Abstimmung über das Verbrenner-Verbot 2035 im EU-Rat sei das Meinungsbild sehr klar. Wissing will zusätzlich zu E-Autos auch Verbrenner, die mit synthetischen Kraftsoffen, sogenannten E-Fuels, betrieben werden, über 2035 hinaus erhalten. Laut Spectra-Umfrage begrüßen 55 Prozent der Österreicher:innen diesen technologieoffenen Ansatz. Nur 18 Prozent lehnen ihn ab. Ganze 27 Prozent der Befragten sind derzeit unschlüssig. "Wir fühlen uns in unserer Forderung bestätigt: Neben der E-Mobilität müssen wir auch alle anderen technischen Möglichkeiten zur CO2-Reduktion nutzen, weil wir die Klimaziele im Verkehr nur mit Technologieoffenheit erreichen können", so Wiesinger abschließend.

www.oeamtc.at

www.spectra.at

Zur Spectra-Umfrage

Die Online-Umfrage wurde von 3. bis 6. März 2023 durchgeführt. Stichprobengröße: 1.009 Befragte, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 18 Jahren. Ziel dieser Umfrage war es, die Einstellung der Österreicher:innen rund um das Thema "Verbot von Verbrennungsmotoren" zu erheben. Zusätzlich wurde erfragt, ob nach 2035 neben Autos mit Elektromotoren auch "Verbrenner", die mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben werden, weiterhin erlaubt sein sollen.

Was für eine mühsame Lobbying-Kampagne des ÖAMTC, vorallem wenn man sich die Altersverteilung (repräsentativer Querschnitt) ansieht. Es herrscht die Gerontokratie gepaart mit starken deutschen Automobilinteressen. Bis 2035 sind ca. 15-20% der jetzt Befragten gestorben und die 15-20% die ins Panel nachrücken, stimmen der Beibehaltung der Verbrenner sich nicht so freudig zu, wie die 60+ Generation. Unsere Kinder und Enkel müssen aber mit diesen Entscheidungen leben. Verbrenner sollten nur für Sonderfahrzeuge (Feuerwehr, Militär etc) erlaubt werden, im privaten Bereich kann ob der durchschnittlichen Kilometerleistungen leicht auf Elektroantrieb umgestellt werden oder man ergänzt für die Langstrecke mit der Bahn. E-Fuels sind so energieintensiv in der Herstellung und großindustriell nicht verfügbar, dass ein Hinweis auf diese vermeintliche Alternative nur als Nebelgranate bezeichnet werden kann. Dieser Beitrag sollte eigentlich eine Kündigung einer ÖAMTC-Mitgliedschaft auslösen.
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Zur Spectra-Umfrage

Die Online-Umfrage wurde von 3. bis 6. März 2023 durchgeführt. Stichprobengröße: 1.009 Befragte, repräsentativ für die österreichische Bevölkerung ab 18 Jahren. Ziel dieser Umfrage war es, die Einstellung der Österreicher:innen rund um das Thema "Verbot von Verbrennungsmotoren" zu erheben. Zusätzlich wurde erfragt, ob nach 2035 neben Autos mit Elektromotoren auch "Verbrenner", die mit synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) betrieben werden, weiterhin erlaubt sein sollen.

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