Rasches Ende des Konjunkturaufschwungs in Österreich

| Redaktion 
| 16.10.2022

Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im September auf minus 3,0 Punkte und befindet sich damit den dritten Monat in Folge im negativen Bereich.

Nach der schrittweisen Abkühlung der Konjunktur in den vergangenen Monaten kündigt sich mittlerweile ein abruptes Ende des Wirtschaftsaufschwung der vergangenen zwei Jahre an.

"Der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator ist im September auf minus 3,0 Punkte gesunken. Auf die ersten Rückgänge nach den Höchstständen Mitte 2021 folgte mit Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 ein deutlicher Einbruch. Mit der Verschärfung der Energiekrise liegt der Indikator nun bereits den dritten Monat in Folge im negativen Bereich und signalisiert damit eine Unterbrechung des Wirtschaftswachstums in Österreich", meint UniCredit Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Im dritten Quartal 2022 hat der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator durchschnittlich einen Wert von minus 2,3 Punkten erreicht.

"Für das gerade abgelaufene dritte Quartal zeichnet der UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator nach den kräftigen Wachstumsraten im ersten Halbjahr einen deutlichen Konjunktureinbruch vor. Wir gehen von einer Stagnation der österreichischen Wirtschaft in den vergangenen drei Monaten aus und sehen durch die aktuellen Entwicklungen unsere Einschätzung einer bevorstehenden milden Rezession bestätigt. Für den Winter kündigt sich damit eine zumindest leicht rückläufige Wirtschaftsentwicklung in Österreich an", so Bruckbauer.

Stimmungsverschlechterung in allen Wirtschaftsbereichen

Alle Komponenten des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikators weisen im September auf eine beschleunigte Eintrübung der Konjunktur hin. "Während sich die Probleme in den Lieferketten nur langsam entspannen, belasten die hohen Energiepreise als Folge des Kriegs in der Ukraine die österreichischen Unternehmen und Konsument:innen zu Beginn des Herbsts immer stärker. Die Konjunktur in den Produktionssektoren zeigt bereits seit dem Frühjahr klare Ermüdungserscheinungen. Nun lässt auch die Stimmung in den Dienstleistungssektoren spürbar nach, die über den Sommer noch stark von Nachholeffekten profitiert hatte", meint UniCredit Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl und ergänzt: "Für den Rückgang des UniCredit Bank Austria Konjunkturindikator auf den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren ist aktuell hauptsächlich die abrupte Verschlechterung der Stimmung im Dienstleistungssektor verantwortlich. Die Sorgen über die stark steigenden Kosten und eine durch höhere Lebenshaltungskosten beeinträchtigte Konsumnachfrage schlagen sich hier deutlich nieder."

Inflation bleibt vorerst im Aufwärtstrend, spürbare Entspannung ab Frühjahr erwartet

Die Energiepreise, vor allem Gas und Strom prägen weiterhin den Anstieg der Inflation. Für die kommenden Monate sei mit verstärkten Zweitrundeneffekten auf die Verbraucherpreise zu rechnen, die die Teuerung bis über den Winter im zweistelligen Bereich halten könnten. "Im Jahresdurchschnitt 2022 gehen wir weiterhin von einer Teuerung von 8,3 Prozent aus. Der Inflationsauftrieb wird sich nach dem Winter verlangsamen, die Teuerung bleibt aber hoch mit durchschnittlich zumindest 5,5 Prozent im Jahr 2023. Erst im letzten Jahresdrittel ist eine spürbare Entspannung auf Basis eines dämpfenden Einflusses der Preise für (Energie-)Rohstoffe, nachlassenden Lieferstörungen und der geringeren Nachfrage zu erwarten", meint Bruckbauer.

Übertreibt die EZB?

Mit etwa drei Prozent im Jahresvergleich wird die Inflation in Österreich Ende 2023 weiterhin klar über dem Zielwert der Europäischen Zentralbank liegen. Aus Sorge, dass sich die hohe Inflation verfestigen könnte, ist die EZB in den vergangenen Monaten mit Zinsanhebungen aktiv geworden. Zudem verschafft die gute Lage auf den Arbeitsmärkten den nötigen Spielraum, um die Geldpolitik aggressiv bis in den restriktiven Bereich zu straffen.

"Wir gehen davon aus, dass die Straffung der Geldpolitik im ersten Quartal 2023 ihren Höhepunkt erreichen wird und die EZB ihre Zinserhöhungen bei 2,75 Prozent für den Refinanzierungssatz bzw. 2,25 Prozent für den Einlagenzinssatz beenden wird", so Bruckbauer und ergänzt: "Da die längerfristigen Inflationserwartungen bisher in einem vertretbaren Rahmen geblieben sind, übertreibt die EZB nach unserer Einschätzung die geldpolitische Verschärfung. Da die EZB der Inflationsbekämpfung offenbar Vorrang vor dem Wirtschaftswachstum einräumt, verschärfen sich die Konjunkturrisiken damit noch stärker nach unten."

www.unicreditgroup.eu

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