Fachkräftemangel nun auch in der Werbung angekommen

| Redaktion 
| 20.09.2022

Die Marketing/Werbung- und Kommunikationsbranche befindet sich mitten in einem tiefen und in dieser Form noch nie dagewesenen Paradigmenwechsel.

Während in anderen Branchen der Fachkräftemangel schon seit langem ein Thema ist, schlägt er derzeit in der MarCom-Branche zum ersten Mal auf. Unternehmen klagen über entgangene Aufträge und immer längere Phasen, in denen neue Mitarbeiter:innen gesucht werden.

Rahmenbedingungen analysieren

Aus diesem Grund haben sich IAA Austria (International Advertising Association) und Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien zusammengetan und die Employerbrand-Studie 2022 in Auftrag gegeben. Befragt wurden die Mitglieder:innen der beiden Organisationen im Juli/August diesen Jahres.

"Ziel der Studie war es, den aktuellen Fachkräftemangel im Bereich Marketing/Werbung und Kommunikation auf den Grund zu gehen und mögliche unattraktive Rahmenbedingungen der Branche, aber auch Motivatoren zu identifizieren", so Fachgruppenobmann Jürgen Bauer und Kristin Hanusch-Linser, Vizepräsidentin der IAA.

Arbeitsdruck hoch – Wechselwilligkeit trotzdem gering

"Der Arbeitsdruck wird von 37 Prozent aller Befragten klar am häufigsten genannt, wenn es um die unattraktiven Faktoren der Branche geht. Allem Anschein nach gibt es hier ein Organisationsproblem seitens der Arbeitgeber, da die Leistungsbereitschaft und der Spaß an der Arbeit für die Beschäftigten als besonders hoch einzuschätzen sind. Auffallend ist, dass die Wechselwilligkeit trotz dieses Faktors insgesamt überraschend gering ist. Die Branche wird nach wie vor als sehr attraktiv empfunden", so Studienautor Felix Josef von Triconsult.

Sinnstiftende Arbeit und Freiraum beim Arbeiten besonders wichtig

Neben fairer Entlohnung (36 Prozent) werden zunehmend deutlich neue Attraktoren wie sinnstiftende Arbeit (30 Prozent) und Freiraum beim Arbeiten (27 Prozent) beim Eintritt in den Arbeitsmarkt als relevante Faktoren genannt. Titel und sozialer Background verlieren hingegen sogar im Land der Titel stark an Bedeutung", so Josef.

Klarer Auftrag für Arbeitgeberbetriebe

"Während es früher angesagt war für möglichst große und bekannte Marken zu arbeiten, wollen die Akteur:innen der Branche heute lieber für die vegane Würstelbude um's Eck kommunizieren. Die Branche selbst muss also zu einem neuen Selbstverständnis finden und die Transformation, die sie für ihre Kunden kommuniziert, auch selbst präsentieren", so Bauer.

"Der IAA und der Fachgruppe ist es wichtig mit der Studie zu zeigen, dass wir hingehört haben. Die konkreten Lösungen müssen die Betriebe für sich selbst finden. Gemeinsam werden wir allerdings einen Schwerpunkt auf Employerbranding, Leadership, Organisationsentwicklung und Geschäftsmodell-Innovation legen. Die Studie gibt in jedem Fall viel her, um konkrete Maßnahmenschwerpunkte beim Recruiting zu setzen", stellt Hanusch-Linser fest. "Unsere Branche ist ungebrochen attraktiv, hat aber ein veritables Employerbrand-Thema. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht mehr und muss entlang fairer Arbeitszeitaspekte und Verdienstmodelle neu kalibriert werden. Das ist auch eine Riesenchance, überkommene Geschäftsmodelle zu justieren", so die IAA-Vizepräsidentin.

LEADERSNET war bei der Präsentation der Studie dabei.

www.iaa-austria.at

Und dennoch - nicht verwunderlich - liegt es leider auch an der schlechten Arbeit der Recruiter*innen und der daraus resultierenden negativen Candidate Experience im Bewerbungsverfahren.

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