Wer suchet, der findet? Oder will denn wirklich niemand mehr arbeiten?

 
Julia Emma Weninger expressis verbis über die Suche nach Mitarbeiter:innen im Jahre 2021.  

 
Der zweite Corona-Sommer neigt sich dem Ende zu und jeder sagt das Gleiche: "Wir finden niemanden". Während die Auftragsbücher in den meisten Branchen wieder kräftig anziehen, finden viele höchstaktive Unternehmen keine Mitarbeiter:innen mehr, am Arbeitsmarkt herrscht derzeit ein nie dagewesener Personalmangel.

Der Fachkräftemangel ist ja generell und schon lange ein Thema. Er trifft aber nicht, wie viele glauben, "nur" IT, Gastronomie und Handel. Über alle Branchen hinweg sind die offenen Stellen auf einem Höchststand. Sogar in der Medienbranche, über die man ja früher sagte, beziehungsweise bekannte Publizistikprofessoren zu jungen Studiosi zu sagen pflegten: "Studiert bloß nicht Kowi, da werdet ihr ja 100 Jahre alt und bekommt nie einen Job!" 

Werbung oder Medien finden sich im Jahre 2021 aber nicht mehr unter den beliebtesten Branchen: Consulting, Banken, Pharma und Biotechnologie liegen bei den Jungen ganz weit vorne, wie die Employer Branding Agentur Universum, ein Unternehmen der StepStone-Gruppe, jüngst unter 11.000 Studierenden erfragt hat.

Jetzt ist alles anders

LEADERSNET will sich seit geraumer Zeit vergrößern und ist auf der Suche nach Redakteuren, am besten natürlich mit Branchenerfahrung, aber auch "PR-Flüchtlinge" sind höchst willkommen. Wir konnten bis dato aber keine geeigneten Kollegen finden ...

Natürlich hat die Pandemie großen Einfluss auf den Arbeitsmarkt, das scheint allen klar zu sein. Während aber zu Beginn der Krise die Jobwechselwilligkeit von Fachkräften eher zuzunehmen schien, ist diese im Spätsommer 2020 schon deutlich zurückgegangen: Eine Umfrage von karriere.at zeigte, dass bereits im Juli 2020 knapp zwei Drittel der Befragten aufgrund der wirtschaftlichen Situation eher weniger wechselbereit waren. Mittlerweile hat sich die Situation noch weiter zugespitzt.

Kurzfristig hat der Corona-Effekt zwar zu einer Freisetzung von Fachkräften geführt, mit den Lockerungsschritten, besonders in den Sommermonaten 2021, hat sich jedoch eindeutig gezeigt, dass der Fachkräftemangel ein bestehendes und hartnäckiges Strukturproblem ist, wie auch eine aktuelle Erhebung von hokify zeigt: Der Stellenmarkt hat sich mit dem demographischen Wandel und dem Fachkräftemangel von einem Arbeitgebermarkt hin zu einem Arbeitnehmermarkt entwickelt.

 Feuer am Dach

"Es brennt lichterloh, was den Arbeitsmarkt betrifft": weiß auch der Handelsverband. Allein in der Bundeshauptstadt sind zurzeit mehr als 3.200 offene Stellen unbesetzt. In ganz Österreich sind es 20.000.

Metro beispielsweise hat 100 Positionen ausgeschrieben. Der Fachkräftemangel, besonders in den Bereichen der Ultrafrische – also Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch – sei seit längerem ein Thema. Mit Ausbildungsprogrammen und Umschulungen, "Mitarbeiter-Goodies" und Teilzeitstellen will man der Lage Herr werden. 

Auch die Qualität sinkt

Beklagt wird allgemein und besonders im Handel auch ein dramatischer Einbruch  sowohl was die Zahl als auch die Qualität der Bewerbungen betrifft. Beispielsweise werden vereinbarte Bewerbungsgespräche nicht eingehalten oder kurzfristig abgesagt, selbiges gilt für Schnupper- und Probetage, beklagte sich jüngst der Handelsverband. Auch mit Lehrlingsoffensiven und Job Days, die sogar breit beworben werden, kommt man nicht weiter. Es gibt sogar "Bewerbungsschreiben" mit dem Hinweis, man sei "gezwungen, sich zu bewerben, um weiterhin vom AMS Arbeitslosengeld beziehen zu können".

Auf der anderen Seite vermitteln die Zahlen ein Bild für sich: 285.000 Menschen scheinen derzeit als arbeitslos auf, 60.000 sind bereits in Schulungen. Wien gilt überhaupt als Brennpunkt: Hier liegt dir Arbeitslosenquote bei 11,9 Prozent, im nationalen Durchschnitt sieht es auch nicht rosig aus, es sind hier 6,9 Prozent. 

Das Problem mit dem Ansprechen

Unternehmen müssen eben aktiv auf Jobsuchende zugehen, heißt es oft. Aber wie? Abwerben, Traumkarrieren versprechen oder ein Mega-Gehalt bieten? Aber das hilft alles wenig, wenn die Auserwählten einfach nicht wechseln wollen oder erst gar keine passenden Kandidat:innen aufspürbar sind.

Bei der Wahl des Arbeitgebers sind natürlich – neben den Hard Facts wie Gehalt  – auch eine gute Arbeitsatmosphäre, flexible Arbeitszeiten und Homeoffice erwünscht: Arbeitgeber müssen sich darauf einstellen, dass flexible Arbeitsmodelle kein Nice-to-have mehr sind, sondern ein Need-to-have lautet es beispielsweise in "Werte im Wandel: Recruiting im New Normal" von New Work SE.

Das dürfte vielen Unternehmen jetzt wirklich schon klar geworden sein, aber trotzdem trudeln keine Bewerbungen ein. Was also tun? Any ideas?

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Mag. Julia Emma Weninger

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