Wiener Handel bietet Jobs für Langzeitbeschäftigungslose

"Es muss attraktiver werden, einen Vollzeit- oder Teilzeit-Job anzunehmen"

Die vierte Corona-Welle verschärft den akuten Personalmangel im österreichischen Handel massiv. "Allein in der Bundeshauptstadt Wien sind zurzeit mehr als 3.200 offene Stellen unbesetzt. In ganz Österreich sind es 20.000, davon ein Viertel im Lebensmittelhandel. Selbst Job Days, Employer Branding Maßnahmen, eine attraktive Bezahlung weit über dem Kollektivvertrag oder zusätzliche Anreize für Beschäftige helfen aktuell wenig, um das Problem in den Griff zu bekommen", beschreibt Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will die angespannte Situation im Handel. In der Praxis sind derzeit viele Betriebe mehr mit der An- und Abmeldung von Mitarbeiter:innen beschäftigt als mit dem Kerngeschäft, der optimalen Beratung von Kund:innen und dem Verkauf von Produkten.

Degressives Arbeitslosengeld

Der Handelsverband unterstützt daher das geplante Arbeitsmarkt-Reformpaket von Arbeitsminister Kocher: Zurzeit gelten in Österreich 128.319 Personen als langzeitbeschäftigungslos. Damit sind covidbedingt mehr als drei Mal so viele Menschen von Langzeitbeschäftigungslosigkeit betroffen als noch vor zehn Jahren. "Wir brauchen mehr denn je gezielte Maßnahmen, um die 130.000 langzeitarbeitslosen Österreicher:innen aufzufangen. Nicht durch Verschärfungen, sondern durch gezielte Beschäftigungsanreize. Wir müssen die Vermittlung verbessern. Es muss aber auch attraktiver werden, einen Vollzeit- oder Teilzeit-Job anzunehmen. Daher unterstützen wir das von Arbeitsminister Kocher und AMS-Chef Kopf angekündigte Arbeitsmarkt-Reformpaket mit Fokus auf ein degressives Arbeitslosengeld", so Rainer Will mit Blick Richtung Winter.

Transparenter Lohnzettel

Die Bundesregierung hat bereits angekündigt, heimische Unternehmen und Arbeitnehmer:innen mit der Steuerreform 2022 stärker zu entlasten. In einem ersten Schritt wurde bekanntlich 2020 der Steuersatz für Einkommen von 11.000 bis 18.000 Euro brutto von 25 auf 20 Prozent gesenkt. In den kommenden beiden Jahren sollen in den nächsten beiden Steuerstufen die Abgaben sinken. Der 35-prozentige Steuertarif soll auf 30 Prozent (bis 31.000 Euro Einkommen) und der 42-prozentige Tarif auf 40 Prozent (bis 60.000 Euro) gesenkt werden. Die oberen drei Steuerstufen bleiben gleich.

Das österreichische Einkommens- und Lohnsteuersystem ist allerdings nicht nur teurer (für Arbeitgeber und Arbeitnehmer) als in anderen EU-Staaten, es ist auch wesentlich komplexer. Es gibt Sonderbestimmungen, welche die Unternehmen mehr als zehn Milliarden Euro im Jahr kosten. Daher fordert der Handelsverband erneut einen transparenten Lohnzettel, damit die Beschäftigten auf einen Blick sehen, was sie verdienen und was sie wirklich dafür leisten müssen, inklusive der Lohnnebenkosten. (red)

www.handelsverband.at

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