Sepp Schellhorn verabschiedet sich aus der Politik

Der NEOS-Mandatar und Gastronom ortet eine "Überdosis Gift" im politischen Geschäft.

Der NEOS-Nationalratsabgeordnete Josef "Sepp" Schellhorn hat am Donnerstag all seine politischen Ämter und Funktionen zurückgelegt. Dazu gehören sowohl sein Parlamentsmandat als auch den Vorsitz bei den UNOS, der Wirtschaftsvertretung der NEOS. Schellhorns Mandat im Nationalrat übernimmt die Innsbrucker Gemeinderätin Julia Seidl. Neuer Wirtschaftssprecher der Partei wird der Abgeordnete Gerald Loacker.

Fokus auf Unternehmen und Mitarbeiter

Der 54-jährige Salzburger, der auch als Gastronom tätig ist, teilte in einem offenen Brief mit, das er die politische Arena verlasse, weil er zum einen seine "ganze Kraft" für seine Betriebe und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter brauche. "Wir haben einen massiven Mangel an Fachkräften und ich will sie in dieser Situation nicht alleine lassen. Wir alle in der Gastro arbeiten aktuell am Anschlag mit wenig Perspektive auf Änderung", schlägt Schellhorn Alarm.

Er verlasse die Politik aber auch, weil sie ihm "nur mehr Kraft raubt und mittlerweile eine Überdosis an Gift freisetzt". Obwohl er schon in den letzten Jahren "mit 23 Betriebsüberprüfungen die ganze Wucht der politischen Übermacht (besonders der ÖVP)" zu spüren bekommen habe, so habe der "Kampf der Ertrinkenden den Ton noch einmal verschärft".

"Österreich, seine Menschen und Unternehmen gehören sich selbst. Wir gehören keinen Kasten, Kammern, Chatgruppen oder 'Freundes'-kreisen. Österreich, das ist eine Wucht, wenn es sich nicht mit sich selbst beschäftigt, sondern weit aufmacht für die Welt, für Neues und Anderes", so Schellhorn. Sein "Feuer für das Land" brenne weiter, zeigt sich der Gastronom dennoch kämpferisch. Wo er dieses in Zukunft einsetzen wird, werde die Zeit beantworten.

Vernachlässigte Kultur

Scharfe Kritik übt Schellhorn in seinem Schreiben auch an der Kulturpolitik in Österreich: "Es fehlt aber auch massiv Verständnis für diese so wichtige Materie in allen Parteien. Wobei ich 'Einzeltäter', wie den wunderbaren Thomas Drozda, davon eindeutig ausnehmen möchte. Die österreichische Kultur hat keine Politik und hätte sie so bitter Not. Dabei geht es nicht um Staatskunst, ganz im Gegenteil: Es geht um einen fairen Rahmen, in dem man sich als Künstlerin und Künstler FREI bewegen kann."

Dennoch ließ es sich der nunmehrige Ex-Politiker nicht nehmen, sich bei einzelnen politischen Akteuren anderer Parteien explizit zu bedanken. So lobte er etwas Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP), der es eigentlich nicht nötig habe, "sich türkise Socken anzuziehen." Auch Eva Blimlinger (Grüne), seinem "Wutbruder" Christoph Matznetter (SPÖ) und Marlene Svazek (FPÖ) streute er Rosen. (as)

www.seppschellhorn.eu

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