Es ist eines der gehyptesten Projekte der vergangenen Jahre und soll den nächsten großen Meilenstein in der Geschichte des Personentransportverkerhs darstellen: Der Hyperloop. Hinter dem Konzept der "Loops", einem unterirdischen Tunnelsystem, in das Autos von bestimmten Punkten an der Oberfläche sowie von Privatgaragen aus eingespeist werden können und dann im Autobahntempo von A nach B düsen können, steht niemand geringerer als Elon Musk.
Der Milliardär und Chef von Tesla und SpaceX, der für seine ambitionierten und visionären Ideen bekannt ist, die sich – wie er selbst – auf einer konstanten Gratwanderung zwischen Genie und Wahnsinn zu bewegen scheinen, hat mit seinem "Hyperloop" sogar noch ein wahnwitzigeres Konzept vorgelegt: Ihm schwebt hierfür eine Magnetbahn im Vakuum vor, die derartige Höchstgeschwindigkeiten erreichen kann, dass sie beispielsweise die Distanz von Los Angeles nach San Francisco in nur 36 Minuten bewältigen könne. Den ersten Schritt zur Verwirklichung dieser Idee hat nun die "Boring Company", der ebenfalls Elon Musk vorsteht, nun gesetzt.
LVCC: 40 Millionen Euro für einen 2,7 Kilometer-Tunnel
Soeben gab der Multimilliardär nämlich die Fertigstellung seines ersten Loop Projekts bekannt: In einer exklusive Presse-Demo wurde das unter dem Namen "LVCC" laufende Projekt in Las Vegas präsentiert, das sich die Stadt mehr als 40 Millionen Euro kosten ließ. Im Vorfeld hatte Musks erster Loop für einiges an Aufregung gesorgt: Ein großes Fachportal für Elekromobilität bezeichnete das LVCC untter anderem als "völlig irre" – der Plan, Fahrgäste "unterirdisch mit bis zu 250 km/h mittels autonom fahrender Tesla-Autos von A nach B" zu transportieren, sei "kein Hirngespinst". Bei all der Vorfreude kam nach der tatsächlichen Präsentation des ersten Tunnels nun aber bei manch einem Enttäuschung auf.
Denn jene "Mobilitätsrevolution", die man sich vom ersten Loop der Welt erhofft hatte, blieb definitiv aus. Das LVCC-Projekt, an dem ein Jahr lang sowohl über- als auch unterirdisch gearbeitet worden war, und 4400 Personen pro Stunde befördern können soll, ist nämlich zum Zeitpunkt der Präsentation 2,7 Kilometer lang, wobei sich die Autos im Tunnel mit maximal 55 Stundenkilometern fortbewegen können, und das ohne dass die autonomen Fahrfunktionen genutzt werden könnten. Dafür wird der Tunnelinnenraum des Vegas Loop von futuristisch anmutenden Lichteffekten beleuchtet.
Wie vom Stephansdom zum Prater, nur kürzer
Um eine Vorstellung des Vegas Loop in seiner aktuellen Form zu bekommen, könnte man sich in etwa die Strecke vom Stephansdom zum Prater vorstellen – nur dass die Distanz zwischen diesen beiden Wiener Wahrzeichen sogar knapp länger ausfällt, als die aktuelle Länge der Loop-Tunnelstrecke unter Las Vegas. Abgesehen davon stellt sich vielen auch die (berechtigte) Frage, wie das "Einfädelmodell" und damit die Benutzung des Tunnels in der Praxis funktionieren sollte. Offen ist aber nicht nur die Frage, wie sich die Autos einfädeln würden, sondern auch welche Fläche die Wartebereiche benötigen oder was die Benutzung des Tunnels kosten soll, interessiert Mitdenker. Antworten auf diese und andere Fragen hat die Boring Company zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht geliefert. Zudem wird auch gemunkelt, dass zur offiziellen Eröffnung des Vegas-Tunnels auch noch Freigaben der Brandschutzbehörde fehlen würden.
Bei aller Enttäuschung rund um den Status Quo des mit Spannung erwarteten Loops, so ist die erste Umsetzung des vermeintlich zukunftsweisenden Tunnelsystems in der Wüstenmetropole keineswegs als "Fail" zu sehen – schließlich wurden schon ganz andere zuerst als "Hirngespinste" abgetane Projekte umgesetzt. Und was Elon Musks Projekte betrifft, so befinden sich hier noch Ideen ganz anderer Größenordnungen in der Pipeline: Neben dem "großen Bruder" der Loop-Tunnels, dem erwähnten "Hyperloop" gäbe es da noch den angeblich per Kaltgas-Rückstoßsystem fliegenden Roadster oder auch das Raketenflugzeug, das in nur "39 Minuten" die Strecke von New York nach Shanghai zurücklegen soll. Man darf gespannt sein. (red)
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