Smartphone-Bank N26: Streit über Betriebsrat eskaliert

Management erwirkt einstweilige Verfügung vor Gericht. Ein "mangelndes Hygienekonzept" wird als Grund angeführt.

Die Belegschaft der Smartphone-Bank N26 plant einen Betriebsrat zu gründen. Hintergrund sei dass die Arbeitsbedingungen an unterschiedlichen Schnittstellen (fehlende Transparenz bei den Gehälter, ein hoher Arbeitsdruck sowie ein Übermaß an befristeten Verträgen) verbessert werden müssten und  sich das Vertrauen in das Management auf einem "historischen Tiefstand" befinde.

Dieser Tage sollten eigentlich die Wahlvorstände bestimmt werden, jenes Gremium wiederum organisiert die Betriebsratswahlen. Nun ist das Management des Banking-Startups N26 aber gerichtlich gegen Bemühungen seiner Mitarbeiter für die Gründung eines Betriebsrats vorgegangen. Die Bestimmung eines Wahlvorstands wurde nämlich durch eine einstweilige Verfügung verhindert, die N26 vor einem Berliner Gericht erwirkte. Als Grund nennt das Unternehmen in dem Antrag ein mangelndes Hygienekonzept bei Abhaltung der Veranstaltung während der Coronapandemie.

Gegen alle Werte eines Startups?

In einer Mail an die Mitarbeiter machten die beiden Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal schon vor einiger Zeit klar, was sie von einem Betriebsrat halten. Ein Betriebsrat stünde "gegen fast alle Werte, an die wir bei N26 glauben". "Antrieb: Es verlangsamt uns. Einfachheit: Es macht unsere Zusammenarbeit komplexer und hierarchischer. Integrität: Es untergräbt eine Kultur des Vertrauens und könnte zu einem erhöhten Maß an Konfrontation führen. Exzellenz: Es ist kein zeitgemäßes Instrument des Mitarbeiterengagements und schränkt die persönliche Karriereentwicklung und Wirkung ein", lautet es konkret.

Zudem würde ein Betriebsrat zu einer Zweiklassengesellschaft unter den Mitarbeitern führen, weil er nur für die Deutsche gelte. Man könne ja ein internationales "Employee Representation Board" installieren. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigt an, Widerspruch vor dem Arbeitsgericht einzulegen.

Die 2013 von den beiden Wienern Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gegründete Online-Bank mit 1.500 Mitarbeitern bietet Online-Konten in 24 europäischen Staaten und den USA an. 25 Personen arbeiten in Wien. (jw)

www.n26.com

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