"Die Kunden geben vor, wo die Reise hingeht"

STANDout-Geschäftsführer Christian Steiner über den perfekten Messestand, wie man zwei Marken unter einen Hut bekommt und die Flugzeug- und Oldtimerflotte im Hangar-7 von Red Bull.

Was vor 1973 in Salzburg als Start-up im Messebau mit zwei Mitarbeitern begann, präsentiert sich heute als Österreichs branchenführendes Unternehmen, das zu den Top 20 in Europa zählt. STANDout ist das Technik-Tochterunternehmen von Reed Exhibitions Österreich und fungiert als technischer Full Service-Dienstleiter für mehr als 8.000 Kunden auf rund 500 Veranstaltungen pro Jahr.

LEADERSNET hat STANDout-Geschäftsführer Christian Steiner zum Interview getroffen und sich mit ihm über das erfolgreichste Jahr des Unternehmens, über die Zukunft der Branche und persönliche Messehighlights unterhalten.

LEADERSNET: 2018 war das erfolgreichste Jahr für STANDout. Worauf ist das zurückzuführen?

Steiner: Wir hatten einerseis in Wien ein sehr starkes Kongressjahr und in Deutschland ein sehrt gutes Messejahr. Andererseits ist es so, dass wir eine sehr tolle und gut ausgebildete Mannschaft haben, die dieses Volumen auch bewältigen kann. Wir haben sehr viel an den Prozessen gearbeitet, um diese Menge an Arbeit in dieser kurzen Zeit zu bewältigen. Vor allem im Herbst war sehr viel zu tun, was üblicherweise nicht so ist. Im Messegeschäft ist normalerweise das erste Halbjahr das stärkere, letztes Jahr war bei der STANDout das zweite Halbjahr das starke.

LEADERSNET: Welche Leistungen bietet STANDout als Fullserviceagentur eigentlich an?

Steiner: Der Kunde kommt zu uns und sagt, was er sich vorstellt. Wir machen dann vom Grunddesign, über das Konzept bis hin zur Abwicklung vor Ort alles. Das ganze Gewerk wird in eigenen Produktionsstätten – von den Tischlerarbeiten, über die Metallverarbeitung, bis hin zu Grafik und Druck – hergestellt und dann auf der Messe aufgebaut. Der Kunde muss dann nur noch mit seinen Verkaufsmaterialien und Unterlagen kommen, um den Stand zu bewirtschaften. Darüber hinaus haben wir in den vergangenen drei bis vier Jahren das Kongressgeschäft verstärkt ausgebaut. Wir begleiten Kongressveranstalter mittlerweile europaweit. Wir helfen ein Grundkonzept für einen Kongress auszuarbeiten. Das geht meistens schon zwei bis drei Jahre, vor ein Kongress stattfindet, los. Das reicht von normalen Messeständen bis hin zu ganzen Auditorien, Besprechungsräume, Bühnen, Säle und Posterwände. Sprich wir liefern auch hier ein Gesamtpaket. Der dritte Bereich ist die Betreuung von Messeveranstaltern. Auch hier reicht unser Angebot vom einfachen Messestand bis zur ganzen Infrastruktur, die man vor Ort braucht. Der vierte Punkt ist der individuelle Messebau, der in den vergangen fünf Jahren sehr stark gewachsen ist. Hier begleiten wir unsere Kunden – darunter langjährige Stammkunden – in erster Linie europaweit bei ihren Messeauftritten. Der fünfte Bereich ist, dass wir sehr hochwertigen Digitaldruck anbieten. Das hat eigentlich für unsere eigenen Messestände begonnen. Wir machen mittlerweile fast 60.000 Quadratmeter Grafiken im Jahr, davon rund 40.000 in unserer eigenen Druckerei. Abgesehen von unseren eigenen Messeständen beliefern wir auch große Unternehmen wie KTM oder Red Bull. Das heißt wir sind dort sehr stark im Eventbereich tätig und branden auch Rennautos, Promotionfahrzeuge oder die Flugzeug- und die Oldtimerflotte im Hangar-7 von Red Bull. Das sechste Standbein ist die POS-Ausstattung. Das machen wir in erster Linie für unsere Stammkunden. Auch hier geht es wieder vom Grundkonzept, über die Umsetzung, bis zum Einbauen von Ausstellungsstücken. Zudem sind wir auch bei den großen Musikfestivals, wie Novarock oder Frequency, vertreten, wo wir beispielsweise den Backstagebereich gestalten.

LEADERSNET: Wo liegt bei all diesen Tätigkeiten die größte Herausforderung für STANDout?

Steiner: Die größte Herausforderung ist, dass die Slots für Auf- und Abbau immer kürzer werden. Dann ist es oft so, dass viele Veranstaltungen parallel oder in sehr kurzem Abstand zueinander stattfinden. Im Frühjahr hatten wir eine Woche, wo 14 Events gleichzeitig über die Bühne gegangen sind. Dass das alles funktioniert, ist in erster Linie der Verdienst der Mitarbeiter, die in solchen Ausnahmesituationen einen kühlen Kopf bewahren und die Übersicht behalten.

LEADERSNET: Wieviele Mitarbeiter sind notwendig, um diesen Aufwand zu bewältigen?

Steiner: Wir als STANDout haben 180 fixe Mitarbeiter. Bei den Montagetrupps sind auch externe Unternehmen dabei und hier kommen noch einmal bis zu 150 weitere Mitarbeiter dazu.

LEADERSNET: Sie haben 2018 rund 500 Events betreut. Bei wievielen schaffen sie es persönlich präsent zu sein?

Steiner: Ehrlich gesagt, bei viel zu wenigen, weil ich es absolut notwendig finde, dass ich nach wie vor sehe, was in der Praxis passiert und nicht nur in meinem Büro sitze. Ich schaue, dass ich bei 40 bis 50 Events persönlich zugegen sein kann. Zudem versuche ich auch unsere Kunden zu besuchen, um auch deren direktes Feedback zu bekommen. Denn nur so können wir uns als Unternehmen weiterentwickeln. Die Kunden geben vor, wo die Reise hingeht.

LEADERSNET: Und wo geht die Reise in der Branche in den nächsten Jahren hin?

Steiner: Wir haben 2015 mit Professor Andreas Lupold von der dualen Hochschule Baden-Württemberg ein Projekt namens "Messestand 2025" gestartet, bei dem auch führende Medien der Messeszene, Kunden und Agenturen mit an Bord waren. Im Rahmen einer Zukunftswerkstatt haben wir uns Gedanken darüber gemacht, wie ein Messeauftritt im Jahr 2025 aussehen kann und ob es ihn dann überhaupt noch gibt.

LEADERSNET: Wird es ihn noch geben?

Steiner: Ja, es wird ihn geben. Aber wir sind der festen Überzeugung, dass er sich verändern wird und deshalb ist die Digitalisierung sowohl bei STANDout als auch bei Reed Exhibitions ganz generell ein ganz wichtiges Thema. Wir haben dafür eine eigene Roadmap erstellt und es gibt einige Mitarbeiter, die dieses Projekt gezielt vorantreiben. Wenn wir uns Beispielsweise das Thema Virtual Reality anschauen, dann überlegen wir uns, was umsetzbar, leistbar und tatsächlich praktikabel ist. Auch das Thema Tracking spielt, wenn wir von Digitalisierung reden, ein wichtige Rolle: Wo geht der Kunde hin und wie sollte aufgrund dieser Erkenntnisse ein Messeauftritt organisiert sein, um auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen. Hier arbeiten wir an Lösungen, die auch für die Aussteller leistbar sind, da sich bestimmte Dinge im Rahmen einer dreitägigen Messe natürlich schwerer amortisierbar sind, als in einem fixen Shop.

LEADERSNET: Welche Rolle spielt das Thema Automatisierung und Robotik in diesem Zusammenhang?

Steiner: Das Ursächlichste auf einer Messe ist der persönliche Kontakt und ich bin der festen Überzeugung – auch weil ich 20 Jahre selbst im Vertrieb tätig war – dass sich das durch nichts ersetzen lässt. Messen werden Begegnungszonen bleiben. Insofern ist die Automatisierung in diesem Bereich also begrenzt. Wo wir sie hingegen stark vorantreiben, ist im innerbetrieblichen Ablauf. Da setzen wir beispielsweise auf SAP Systeme. Das lassen wir auch in den technischen Ablauf einfließen. Wir verladen in guten Wochen bis zu 60 LKW-Züge Waren, die unser Lager verlassen. Das lässt sich natürlich nicht mehr mit Stift, Papier und einem Klemmbrett bewältigen.

LEADERSNET: Werfen wir einen kurzen Blick zurück: STANDout wurde vor zwei Jahren als neue Dachmarke eingeführt, um System Standbau und Expoxx zu ersetzen. Was waren damals die Gründe, diese beiden Marken unter einen Hut zu bringen?

Steiner: Als ich die Geschäftsführung übernommen habe, hatte ich das Gefühl, dass wir am Markt besser wahrgenommen werden müssen. Der Name System Standbau hat viele potentielle Kunden davon abgehalten, überhaupt mit uns zu reden. Wir nehmen auch an sehr großen Ausschreibungen teil. Mittlerweile werden wir von Kunden aktiv eingeladen an Ausschreibungen teilzunehmen, die uns vorher gar nicht gefragt haben, weil sie dachten System Standbau ist irgendein 0815-Tool. Expoxx war überhaupt nichtssagend, keiner hat gewusst, was es wirklich bedeutet. Es hat immer sehr viel Zeit gekostet, den Kunden zu erklären, was wir überhaupt machen. Deshalb haben wir uns entschieden, eine Dachmarke ins Leben zu rufen, die international besser wahrnehmbar ist und die uns nicht so auf Systeme einschränkt. So ist der Name STANDout entstanden. Zudem ist es uns auch darum gegangen, dass sich die Mitarbeiter – wir haben Mitarbeiter, die schon 30 bis 40 Jahre im Unternehmen tätig sind – auch damit identifizieren können und dahinter stehen.

LEADERSNET: Welche Zukunftspläne haben Sie für STANDout?

Steiner: Wir wollen 2030 100 Millionen Euro Umsatz erreichen. Das mag jetzt unglaublich klingen, allerdings haben wir in den letzten sieben Jahren unser Volumen um 43 Prozent gesteigert. Dennoch wird dieses Ziel aus rein organischem Wachstum heraus nicht möglich sein. Wir suchen, damit wir das auch erreichen, in Salzburg ein neues Betriebsgelände. Dazu brauchen wir eine Fläche von rund 30.000 Quadratmetern. Das wird sehr schwierig, aber wir stehen ganz klar zum Standort Salzburg, auch weil wir dort den Großteil unserer Fachkräfte beschäftigen. Darüber hinaus wird es auch anorganisches Wachstum geben, indem wir Unternehmen zukaufen. Hier sind wir gezielt im westdeutschen Raum, Richtung französische Grenze bzw. Ruhrgebiet auf der Suche. Wenn uns das gelingt, dann werden wir auch die 100 Millionen knacken.

LEADERSNET: 2030 ist in elf Jahren. Denken Sie, dass Sie da noch an der Spitze von STANDout stehen?

Steiner: Wenn es nach mir geht, werde ich diese Tätigkeit ausüben, bis ich in Rente gehe. Ich werde heuer 55 und denke über die Pension noch nicht nach. Ich habe nicht den Plan noch irgendetwas Neues zu machen, einfach weil es ein supertolles Unternehmen ist und ich mich hier sehr wohl fühle. Wir haben bei Reed Österreich ein echt tolles Klima.

LEADERSNET: Können Sie mir abschließend noch sagen, was Ihr persönliches Messehighlight ist?

Steiner: Da brauch ich nicht lange zu überlegen: Das ist die Equitana in Essen (Deutschland), die weltgrößte Pferdemesse. Pferde sind mein Hobby seit ich 15 Jahre alt bin. Ich war bis vor einigen Jahren noch aktiver Turnierreiter und bin mittlerweile als Funktionär und Kampfrichter tätig. Die Equitana ist einfach eine tolle Messe und es ist gigantisch, was dort auf die Beine gestellt wird. In der Location müssen an die 500 Pferde untergebracht werden und das ist logistisch eine riesige Herausforderung.

www.standout.eu

www.reedexpo.at

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