Mit dem "Digital-Dossier 2018" hat das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) eine Bestandsaufnahme unterschiedlicher Studien erstellt, um einen aktuellen Überblick über die Situation in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu ermöglichen. Das Dossier wurde heuer erstmals von der Initiative D21 und Kantar TNS im Auftrag des BMDW erarbeitet.
"Gerade bei der Digitalisierung gibt es unzählige Studien und Befunde. Wir müssen zu einer faktenbasierten Debatte kommen und Probleme offen ansprechen, um Bewusstsein bei den Unternehmen zu schaffen. Wo es Defizite gibt, wollen wir unterstützen und bestehende Stärkefelder bewusst ausbauen", so Digitalministerin Margarete Schramböck.
Geringer bis mittlerer Digitalisierungsgrad
So gebe es vor allem bei mittelständischen Unternehmen großen Aufholbedarf bei der Digitalisierung. Fast die Hälfte (42 Prozent) der klein oder mittleren Unternehmen (KMU) messe digitalen Technologien noch keine große Relevanz für das eigene Geschäftsmodell zu. Zudem wenden österreichische Industrieunternehmen aus dem Mittelstand im Schnitt nur rund zehn Prozent ihrer Gesamtinvestitionen für digitale Technologien auf. Chancen würden dabei insbesondere in der Kundengewinnung sowie Kostenreduktion gesehen, eine Realisierung scheitere jedoch häufig am mangelnden Know-how.
Insgesamt würden Österreichs mittelständische Unternehmen damit nur einen geringen bis mittleren Digitalisierungsgrad aufweisen. "Wir können uns bei der digitalen Transformation nicht nur auf die Leitbetriebe und die Start-ups verlassen. Wir müssen vor allem die Klein- und Mittelbetriebe als Rückgrat der österreichischen Wirtschaft unterstützen und fit für neue Technologien machen", gibt Schramböck zu bedenken.
Digitalisierung sei für diese Betriebe oftmals die Chance, neue Geschäftsmodelle aufzubauen und den laufenden Betrieb mit kleinen Anpassungen zu optimieren. Schramböck: "In Zukunft wird jeder Betrieb auch eine digitale Komponente brauchen und daher werden wir hier mit Know-How, Infrastruktur und Netzwerken aktiv unterstützen." 2019 starten etwa die Vernetzungs- und Infrastrukturplattformen "Digital Innovation Hubs" und das Schulungs- und Informationsangebot "kmu.digital" wird neu aufgelegt und erweitert. Zudem werde die Digitalisierungsagentur DIA mit dem operativen Start im Februar die zentrale Plattform für die digitale Transformation der Wirtschaft.
Hohe Nachfrage an IT-Spezialisten
Die Nachfrage an IT-Spezialisten ist in Österreich mit 62 Prozent höher als im EU-Schnitt (48 Prozent). Hinsichtlich des Weiterbildungsbedarfes ihrer Belegschaft zu digitalen Kompetenzen sehen knapp 90 Prozent der Personalverantwortlichen in österreichischen Unternehmen hohen Schulungsbedarf. Dabei geben 60 Prozent der Personalverantwortlichen der IT- und Datensicherheit die höchste Notwendigkeit in der Befragung.
Rund vier von zehn Unternehmen sehen zudem Nachholbedarf bezüglich kaufmännischer Aspekte wie zum Beispiel der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle und technologischer Aspekte wie Automatisierungs- und Gebäudetechnik sowie vernetzte Systeme. Hier müssen verstärkt digitale Kompetenzen direkt in die Unternehmen fließen. Dazu werden einerseits die für Österreich so wichtigen Fachkräfte durch die Aufwertung der Lehre gestärkt und die dafür notwendigen Berufsbilder modernisiert. Zudem wurden bereits neue Lehrberufe wie "Coding" und "E-Commerce-Kaufmann/-frau" gestartet. Mit den digitalen Bootcamps soll die Aus- und Weiterbildung, der Aufbau von Wissen sowie die Schaffung von Netzwerken mit Unternehmen und Hochschulen forciert werden. (red)
www.bmdw.gv.at