"Wir werden heuer einen echten Meilenstein abliefern"

Phoenix Contact-Geschäftsführer Lutzky und Reed Exhibitions-Chef Binder-Krieglstein im Interview über die heute startende Intertool/Smart Automation/C4I in der Messe Wien.

Wer für IoT, Automatisierung, Industrie 4.0 oder Robotik brennt, der kommt an dem Fachmesse-Trio Intertool/Smart Automation/C4I in der Messe Wien nicht vorbei. Mit der C4I wurde heuer erstmals ein Event geschaffen, der einen speziellen Fokus auf das Thema Digitalisierung in der Industrie legt und als Schnittstelle zur Intertool und zur Smart Automation bildet. Die Intertool beginnt dauert vier Tage (15. bis 18. Mai 2018), während Smart Automation und C4I vom 15. bis 17. Mai über die Bühne gehen und somit einen Tag kürzer dauern.

LEADERSNET hat sich mit Reed Exhibitions-Chef Benedikt Binder-Krieglstein und Phoenix Contact-Geschäftsführer Thomas Lutzky anlässlich des heute beginnenden Messe-Events zum Interview getroffen und nachgefragt, was die Intertool/Smart Automation/C4I zum Highlight macht, wie die Aussteller die Kunden beeindrucken wollen, welchen besonderen Businesscase Phoenix Contact präsentieren wird, welche Chancen und Risikien die Digitalisierung birgt und in welchem Bereich die Politik ihre Verantwortung wahrnehmen muss.

LEADERSNET: Herr Binder-Krieglstein, bei unserem Interview im Rahmen der Vienna Autoshow haben Sie gesagt, dass Ihr persönliches Messehighlight 2018 die Intertool/Smart Automation/C4I wird. Warum ist das so?

Binder-Krieglstein: Das ist sehr einfach zu erklären. Ich habe vor vier Jahren mit der Intertool/Smart Automation etwas übernommen, bei dem ich nicht wusste, ob wir die Veranstaltung überhaupt noch in Wien halten können. Bei der Edition vor zwei Jahren haben wir es geschafft, bei der Qualität der Show einen deutlichen Schritt nach vorne zu machen. Hier gilt mein Dank besonders der Zusammenarbeit mit unseren wichtigsten Ausstellern wie etwa Phoenix Contact. 2018 haben wir mit der Premiere der C4I einen weiteren Schritt in punkto Qualität gemacht und das Thema Digitalisierung mit den beiden Messeformaten verknüpft. Wir haben zwei Jahre drauf hingearbeitet und jetzt wartet eine richtig tolle Show auf uns. Ich bin mir sicher, dass wir heuer einen echten Meilenstein abliefern und einen Ausblick darauf geben, was uns 2020 und 2022 in Richtung Artificial Intelligence (AI), Robotics usw. erwartet.

LEADERSNET: Welchen Stellenwert hat die Teilnahme an der Intertool/Smart Automation/C4I für ein Unternehmen wie Phoenix Contact?

Lutzky: Phoenix Contact ist sehr messeaffin. Wir entwickeln jedes Jahr an die 1.000 neue Produkte und da ist eine Messe eine hervorragende Plattform, um diese Produkte – aber auch die gesamte Vielfalt unseres Sortiments – darstellen zu können. Die Intertool/Smart Automation/C4I in Wien ist für uns eine besonders attraktive Messe, weil sie genau unser Zielpublikum, nämlich die Verantwortlichen für Automatisierung, Digitalisierung und Industrie 4.0, anspricht. In unserem Sortiment gibt es viele Bereiche, wo wir die Bestrebungen unserer Kunden Industrie 4.0-fit und IoT-fähig zu werden, unterstützen können.

LEADERSNET:  Wie lange bereiten Sie sich als Unternehmen auf die Messe vor und welche Vorbereitungen müssen Sie überhaupt treffen?

Lutzky: Die Vorbereitung auf eine Messe nimmt mehrere Monate in Anspruch. Da geht es zum einen darum, festzulegen, welche Themen wir bespielen möchten, welche Innovationen wir präsentieren, wie sorgen wir für einen reibungslosen Ablauf und wie können wir dem Besucher unseres Messestandes den größtmöglichen Mehrwert bieten. Heuer haben wir eine doppelte Herausforderung, weil wir neben der Smart Automation auf der C4I einen Schwesternstand betreiben, wo es um Security geht.

LEADERSNET: Warum haben Sie das Thema Security als Schwerpunkt gewählt?

Lutzky: Die Dinge werden immer intelligenter, alles wird vernetzt und redet miteinander. Das bietet große Chancen und Vereinfachungen in der täglichen Arbeit. Aber es birgt auch hohe Risiken. Je mehr die Dinge miteinander vernetzt sind, umso anfälliger sind sie und umso größer ist die Gefahr, dass dort in irgendeiner Form ein Missbrauch oder ein kritischer Fehler auftreten kann. Was wir machen ist, dass wir mit unseren MGuards sichere VPN-Zugänge für Fernwartungen ermöglichen und Firewall-Lösungen haben, wenn sich ein Servicetechniker im Unternehmen mit seinem Laptop ansteckt, die sicherstellen, dass er nicht im gesamten Produktionsnetzwerk unterwegs ist. Wir freuen uns sehr, dass wir bei Security Problemstellungen einen enormen Zuspruch unserer Kunden haben, auch für begleitende Beratung und Dienstleistungen. Ich denke wir bieten ein Produkt, das State of the Art ist und geben Kunden damit die Möglichkeit, ihre Produktivität weiter zu steigern.

LEADERSNET:  Welche Erwartungen haben Sie als Veranstalter an die Messe und was bedeutet es, so einen Event im Portfolio zu haben?

Binder-Krieglstein: Die Intertool/Smart Automation/C4I ist eines unserer Flaggschiffe und das bedeutendste Messetrio, das es im österreichischen Raum gibt. Unsere Zielsetzung für 2018 war es, etwas zu schaffen, dessen Attraktivität weit über den Standort Wien hinausgeht. Wir wollen zeigen, dass wir wendig und schnell sind, dass wir die Industriefachmessen schnell an die Anforderungen des Marktes anpassen können. Denn das ist genau das, was unseren Vorteil gegenüber den großen Leitmessen ausmacht, was uns flexibel macht. Deshalb erwarten wir uns eine deutliche Verbesserung der Besucherstruktur sowohl in Richtung Westösterreich als auch in Richtung der angrenzenden Nachbarländer. Am Ende geht es für mich darum, die Besucher zufrieden zu stellen. "As long as the visitor is happy, the exhibitor is as well."

LEADERSNET:  Was waren die Beweggründe die C4I ins Leben zu rufen?

Binder-Krieglstein: Die C4I ist die logische Ergänzung der Smart Automation und Intertool. Es ist die Schnittstelle zwischen Industrie und Automatisierungstechnik. Mit der Smart Automation und der Intertool hatten wir schon zwei starke Plattformen. Die C4I eröffnet uns eine Besucherzielgruppe, die die letzten Jahre enorme Entscheidungsbefugnisse bekommen hat – nämlich die der Chief Information Officer. Diese waren früher primär für die IT-Landschaft verantwortlich und sind heute aufgrund des Internet of Things (IoT) an allen Investitionsentscheidungen maßgeblich beteiligt. Deshalb haben wir dieses verbindende Element zwischen Industrie und Automatisierungstechnik in Form der C4I ins Leben gerufen. Die C4I ist aber nicht mehr nur Ausstellungsfläche, sie ist viel mehr Erleben und Emotion. Die C4I zeigt spannende Showcases, sie macht Produkte erlebbar und liefert Anschauungsbeispiele, die den Unternehmen wirkliche Lösungen bieten.

Lutzky: Wir werden auf unserem Stand anhand einer Laser-Engraving-Unit einen realen Business Case präsentieren, wo wir Industrie 4.0, sprich Individualisierung bis Losgröße 1, größtmögliche Flexibilität, zu den Kosten der Massenfertigung veranschaulichen.

© Phoenix Contact

Binder-Krieglstein: Das ist genau der Ansatz, den wir bei vielen unserer anderen Shows haben. Es geht darum Produkte zu emotionalisieren. Die Kunden wollen heute nicht mehr nur etwas anschauen. Sie wollen Produkte erfahren und zusätzliche Informationen bekommen und zwar mehr, als sie das selbst im Internet können. Phoenix Contact ist seit jeher einer der Vorreiter, wenn es darum geht, Dinge erlebbar zu machen. Das war schon auf der letzten Smart Automation so und ich freue mich umso mehr, dass wir auch heuer eine Partnerschaft im Rahmen der C4I haben.

LEADERSNET:  Welche Veränderungen wird das Thema Automatisierung in den nächsten zehn bis 15 Jahren in der Industrie und in der Arbeitswelt bringen?

Lutzky: Wenn man sieht, was in den vergangenen zehn bis 15 Jahren passiert ist, dann werden die Veränderungen gravierend sein und alle Lebensbereiche betreffen. Wir sehen jetzt schon, dass Arbeiten, die für den Menschen oft beschwerlich, unangenehm und gesundheitsgefährdend sind, immer öfter durch Maschinen ersetzt werden können. Wir sehen auch, dass es mehr Qualifikation braucht. Deshalb ist unser Appell an die Jugend, dass sie sich bildet, engagiert und sich mit den MINT-Fachrichtungen (Mathematik, Informationstechnologie, Naturwissenschaften und Technik) auseinandersetzt. Dort gibt es eine enorme Nachfrage nach Fachkräften. Ich bin überzeugt, dass persönliches Engagement und Interesse für Technik ein Schlüssel für beruflichen Erfolg sein werden.

Binder Krieglstein: Zu den Aufgaben einer Messe gehört es auch, jungen Menschen Zukunftsperspektiven zu bieten. Daher ist der richtige Umgang mit dem Nachwuchs auch für uns als Messeveranstalter eines unserer Kernelemente. Wir wollen junge Menschen für das begeistern, was sie auf den Messen sehen, wir wollen ihnen Praxisnähe vermitteln und zeigen, was bestimmte Berufsbilder ausmacht. Die Jugendlichen sollen hinter die Kulissen der Aussteller blicken können und erfahren, was ein Unternehmen eigentlich macht. Diese Erfahrungen generieren Nachwuchskräfte.

Lutzky: Ich kann das aus meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Als HTL-Schüler durfte ich auch die eine oder andere Messe besuchen. Es ist toll, wenn man die Dinge, die man im Unterricht lernt, dann auf der Messe sieht und erleben kann. Deshalb freuen wir uns über jeden Schüler, der uns besucht. Wir haben für die Messe auch ein eigenes Programm für Schüler zusammengestellt.

LEADERSNET: Welche Maßnahmen muss die Politik setzen, um die richtigen Rahmenbedingungen für die Automatisierung hinsichtlich der Veränderungen, die diese für den Arbeitsmarkt und die Industrie bringt, zu schaffen?

Lutzky: Rahmenbedingungen die die Wettbewerbsfähigkeit der in Österreich produzierenden und Unternehmen stärken, helfen dem Arbeitsmarkt, helfen der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und helfen bei dem Ausbau von Wohlstand. Ergänzend dazu gilt es die Verantwortung, die man im Bereich Bildung und Ausbildung der Jugend hat, wahrzunehmen.

LEADERSNET: Welche Trends sehen Sie in den kommenden Jahren beim Thema Digitalisierung?

Lutzky: Wir bei Phoenix Contact beschäftigen uns in verschiedenen Dimensionen mit der Digitalisierung. Das beginnt mit der Digitalisierung unserer eigenen Produktion. Viele Maschinen, die bei uns im Einsatz sind, kommen aus unserem eigenen Maschinenbau. Wir haben ein Umfeld, in dem sich unsere Produktentwicklung und der eigene Maschinenbau gegenseitig befruchten. Die zweite Ebene ist die Digitalisierung des Produkts. Sehr viele unserer Produkte sind heute schon über das Internet ansprechbar, sind IoT-fähig oder bieten über andere Formen der Kommunikation einen entsprechenden digitalen Mehrwert. Und die dritte Ebene ist die Schnittstelle zum Kunden, wo wir unsere Konfiguratoren und Portallösungen ständig weiterentwickeln.

LEADERSNET: Wie wird das Thema Automatisierung und Digitalisierung den Messebereich in Zukunft verändern?

Binder-Krieglstein: Für mich ist die Digitalisierung ein komplementär zum Face-to-Face-Kontakt, der für mich entscheidend und die Basis unser Geschäftes ist. Wir wachsen in unserem gesamten Messebereich weltweit um sechs Prozent pro Jahr. Ich glaube, dass uns die Digitalisierung und die Automatisierung helfen werden, das Produkt Messe für Besucher noch effizienter zu gestalten – beispielsweise über Matchmaking Systeme. Das heißt, dass Besucher zu den für sie optimalen Anbietern geführt wird. Darüber hinaus können wir den Nutzen für die Aussteller dank der Automatisierung erhöhen und werden messerelevante Informationen, immer mit Rücksicht auf die Datenschutzrichtlinien, noch schneller zur Verfügung stellen können.

LEADERSNET:  Sie haben vorhin erwähnt, dass auf Ihrem C4I-Stand einen Businesscase vorstellen werden. Welche anderen Highlights werden Sie sonst noch auf der Messe zeigen?

Lutzky: Ein Highlight ist heuer unsere neue Steuerungstechnologie PLCnext, mit der es uns erstmals gelungen ist, die klassische SPS-Programmierung mit der Hochsprachen-Programmierung zu verheiraten. Das heißt, wir können herkömmlichen SPS-Befehle mit Hochsprachen – z. B. Apps – kombinieren. Das System lässt sich mit dem Engineering Tool PC Works Engineer und der Servicierung über die Profi-Cloud verknüpfen. Auch in der klassischen Elektrotechnik und Verbindungstechnik stellen wir viele neue Innovationen vor. Das beginnt mit einfachen Werkzeugen und geht über Verbindungstechnik, Markierungstechnik, Stromversorgung und Überspannungsschutz, bis hin zu Industrie-PCs.

LEADERSNET: Welche anderen Highlights werden – abgesehen von Phoenix Contact – auf der Intertool/Smart Automation/C4I zu sehen sein?

Binder-Krieglstein: Es ist eine Mischung aus Wissen, Entertainment und Showcase, auf die ich mich sehr freue. Ich habe eine hohe Affinität zum Thema Industrie und freue mich unglaublich, wenn ich durch die Hallen gehe und sehe was für ein großes Engagement von Seiten der Aussteller da ist. Deshalb ist mein persönliches Highlight eigentlich der Gang durch die Messe und das Entdecken von all den Dingen, die wir dort haben. Auch auf ein paar Herzensangelegenheiten freu ich mich. Zum Beispiel auf die Sonderschau Prozesskette auf der Intertool oder das "Steirereck", wo sich Österreichs innovationsstärkste Region die Steiermark präsentiert. Das sind mittlerweile schon Fixpunkte der Intertool, die von den Besuchern stark angenommen werden. Neu dazugekommen ist die Skip Forward Conference, die mit einem unglaublich hochkarätigen Vortragsprogramm aufwartet. Beruhigend ist auch, dass nach schwierigen Jahren nun endlich wieder eine tolle Stimmung in der Branche spürbar ist und das Geschäft brummt. Ich glaube, dass wir diesen positiven Schwung jetzt mitnehmen können. Ein paar Fakten zu den heurigen Messen: 250 Aussteller sind auf der Intertool vertreten, 160 auf der Smart Automation und 44 auf der C4I. Insgesamt ist das eine Ausstellungsfläche von 31.700 Quadratmetern in der Messe Wien. Das sind beeindruckende Zahlen.

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