Generationswechsel in der Wirtschaft
Wien ist Zentrum der Betriebsübergaben

| Redaktion 
| 06.10.2025

Bis 2029 stehen landesweit über 50.000 Unternehmen zur Übergabe an. Die Wirtschaftskammer Wien fordert daher steuerliche Anpassungen, rechtliche Erleichterungen und neue Anreize für Investor:innen.

In der Bundeshauptstadt wechseln so viele Betriebe den:die Eigentümer:in wie nie zuvor: 2024 wurden 1.925 Unternehmen übergeben – ein Plus von neun Prozent. Damit findet jede vierte Betriebsnachfolge Österreichs in Wien statt.

Über 50.000 Unternehmen bis 2029 

Bis 2029 stehen landesweit rund 51.500 Unternehmen mit 700.000 Arbeitsplätzen vor einem Generationenwechsel. "Wir stehen am Anfang einer größeren Übergabewelle", warnt WK-Wien-Präsident Walter Ruck – und fordert gezielte Maßnahmen, um die Zukunft der Betriebe zu sichern. "Jede gelungene Übergabe in Wien garantiert Arbeits- und Ausbildungsplätze, erhält die regionale Wertschöpfung und trägt zur Innovationsfähigkeit der lokalen Wirtschaft bei", so Ruck, der einmal mehr darauf verweist, dass die Wiener Wirtschaft stark von Klein- und Mittelbetrieben geprägt ist.

Die meisten Nachfolgen im Branchenmix gebe es in der Gastronomie, gefolgt von der Fachgruppe UBIT (Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie) und der Fachgruppe der Fußpfleger:innen, Kosmetiker:innen und Masseur:innen.

Drei-Punkte-Programm

Laut Ruck erhalten erfolgreiche Betriebsübergaben Wettbewerbsfähigkeit und Wohlstand und schaffen Investitionen und Jobs. "Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten müssen wir sicherstellen, dass Betriebsübernahmen so einfach und effizient wie möglich über die Bühne gehen", so Ruck und präsentiert drei konkrete Verbesserungsvorschläge aus der WK Wien:

  1. Der seit 1975 unveränderte Freibetrag für Veräußerungsgewinne von 7.300 Euro entspreche längst nicht mehr den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Die Wirtschaftskammer Wien begrüßt daher die im Regierungsprogramm ab 1. Jänner 2027 geplante Anpassung und fordert zusätzlich eine valorisierte Anhebung auf 45.000 Euro. Ein höherer Freibetrag sei besonders wichtig, da innerfamiliäre Übergaben stark rückläufig sind und externe Nachfolgelösungen zunehmend an Bedeutung gewinnen.
  2. Zusätzlich spricht sich die Wirtschaftskammer Wien für die Einführung eines Beteiligungsfreibetrags von mindestens 100.000 Euro aus, verteilt auf fünf Jahre. Damit soll ein stärkerer Anreiz geschaffen werden, privates Kapital in kleine und mittlere Unternehmen zu investieren und so Betriebsnachfolgen nachhaltig zu unterstützen.
  3. Die WK Wien fordert zudem Erleichterungen beim komplexen Mietrecht im Rahmen einer Betriebsnachfolge: So soll das gesetzliche Weitergaberecht künftig auch dann greifen, wenn lediglich der Teilanwendungsbereich des Mietrechtsgesetzes betroffen ist – bislang gilt es ausschließlich im Vollanwendungsbereich, also vor allem bei Altbauten und geförderten Neubauten. Darüber hinaus soll die derzeit vorgesehene schrittweise Mietzinsanhebung in 15tel-Schritten über 15 Jahre nicht nur für Einzelunternehmen gelten, sondern auch bei der Übertragung von Gesellschaftsanteilen. Während bei einer Übergabe innerhalb eines Einzelunternehmens die Miete gestaffelt angepasst wird, führt die Übertragung sämtlicher GmbH-Anteile bislang zu einem sofortigen Machtwechsel – mit der Folge, dass Vermieter:innen den Mietzins unmittelbar erhöhen können.

Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer

Laut den Expert:innen in der Wirtschaftskammer sei das Entscheidende bei einer Betriebsübergabe, alles richtigzumachen und nichts zu übersehen. Je nach Branche und Unternehmensform seien verschiedene Faktoren zu beachten. Genau an diesem Punkt setzt die Nachfolgebörse der Wirtschaftskammer Wien an. Unternehmer:innen haben dort die Möglichkeit, ihren Betrieb kostenlos – wahlweise anonym oder öffentlich – zu inserieren und direkt mit potenziellen Nachfolger:innen in Kontakt zu treten. Allein im Jahr 2024 wurden über die Plattform rund 126.000 Beratungen durchgeführt, fast 80.000 Nutzer:innen gezählt und etwa ein Viertel der inserierten Unternehmen konnte erfolgreich eine:n Nachfolger:in finden.

Weitere Informationen finden Sie hier

www.wko.at/wien

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