Creditreform-Umfrage
Investitionen und Beschäftigung bei Österreichs KMU auf Tiefstand

| Tobias Seifried 
| 15.12.2025

Rezession, Investitionszurückhaltung und Personalabbau prägen weiterhin den heimischen Mittelstand. Trotz leichter Stabilisierungstendenzen bleiben die Erwartungen überwiegend pessimistisch und die wirtschaftliche Lage angespannt. 

Wie eine aktuelle Umfrage von Creditreform zeigt, prägt die anhaltende Zurückhaltung weiterhin die wirtschaftliche Lage des österreichischen Mittelstands. Sinkende Umsätze, rückläufige Aufträge und fortgesetzter Personalabbau bestimmen demnach auch im Herbst 2025 das Bild. Insgesamt zeichnen die Ergebnisse der aktuellen Herbststudie der Creditreform Wirtschaftsforschung, für die rund 1.400 heimische KMU befragt wurden, ein weiterhin pessimistisches Stimmungsbild.

Seit mittlerweile drei Jahren bewegt sich das "Creditreform Klimabarometer" im negativen Bereich. Aktuell liegt der Wert bei minus 8,2 Punkten, nach minus 9,9 Punkten im Vorjahr. Damit zeige sich zwar eine leichte Verbesserung, von einer Trendwende könne jedoch keine Rede sein.

"In allen Wirtschaftssektoren überwiegt eine skeptische Grundhaltung. Eine schnelle Konjunkturerholung ist nicht zu erwarten. Der Mittelstand steckt weiterhin in der Rezession fest", fasst Gerhard Weinhofer, Geschäftsführer des Österreichischen Verbandes Creditreform, die Ergebnisse zusammen.

Schwache Umsatz- und Auftragsentwicklung

Angespannte Rahmenbedingungen spiegeln sich weiterhin in der Auftragslage wider. 36,8 Prozent der befragten Unternehmen meldeten Auftragsrückgänge, lediglich 12,9 Prozent konnten Zuwächse verzeichnen. Auch die Umsatzentwicklung bleibt negativ: 34,4 Prozent berichteten von Umsatzeinbußen, während nur 16,0 Prozent ein Plus erzielten. Zwar zeige sich im Jahresvergleich eine leichte Verbesserung, insgesamt überwiege jedoch weiterhin das Minus.

"Von einer Erholung kann keine Rede sein – der Mittelstand steckt weiter fest", so Weinhofer, der darauf hinweist, dass erste Stabilisierungstendenzen nicht ausreichten, um den negativen Trend zu drehen. Hohe Energiepreise wirkten weiterhin belastend. Für die kommenden sechs Monate erwarten der Umfrage zufolge lediglich 12,2 Prozent der Unternehmen steigende Umsätze, während 28 Prozent mit weiteren Rückgängen rechnen. Damit bleiben auch die Erwartungen klar negativ.

Jeder vierte Betrieb baut Personal ab

Auswirkungen der Rezession zeigen sich deutlich am Arbeitsmarkt, so die Studienautor:innen. Innerhalb der vergangenen sechs Monate haben 29,7 Prozent der Unternehmen Personal abgebaut. Neue Stellen wurden lediglich von 10,8 Prozent geschaffen. Besonders stark betroffen zeige sich das Baugewerbe. Auch der Ausblick bleibe verhalten: Nur 7,2 Prozent der Betriebe planen Neueinstellungen.

Parallel dazu sinke die Investitionsbereitschaft weiter. Lediglich 29,7 Prozent der befragten Unternehmen planen aktuell Investitionen – laut Creditreform ein historischer Tiefstand nach 31,4 Prozent im Jahr 2024 und 42,8 Prozent im Jahr 2023.

Erträge unter Druck, Eigenkapital schwindet

Auch die Ertragslage bleibt demnach angespannt. Nach Einschätzung von Weinhofer dürfte zwar die Talsohle erreicht sein, eine nachhaltige Erholung lasse jedoch weiter auf sich warten. Nur 10,8 Prozent der Unternehmen meldeten steigende Erträge, während 42,3 Prozent Rückgänge hinnehmen mussten.

Besorgniserregend entwickle sich die Eigenkapitalsituation. 19,7 Prozent der Betriebe verfügen laut eigenen Angaben über eine Eigenkapitalquote von unter zehn Prozent – das sei der höchste Wert seit sechs Jahren. Besonders stark betroffen ist der Dienstleistungssektor mit 26,5 Prozent. Gleichzeitig nimmt der Anteil der Unternehmen mit einer soliden Eigenkapitalquote von über 30 Prozent weiter ab. "Die lange Wirtschaftskrise fordert ihren Tribut", erklärte Weinhofer.

Kritik an Wirtschaftspolitik

Inflation und steigende Preise bleiben der Herbstumfragen zufolge die zentralen Herausforderungen. 70,2 Prozent der Befragten sehen insbesondere die Eindämmung der Energiepreise als dringendstes wirtschaftspolitisches Handlungsfeld. Der Bürokratieabbau wird von 80,4 Prozent als zentrale Aufgabe genannt, der Fachkräftemangel verliere angesichts der schwachen Konjunktur etwas an Bedeutung, bleibt mit 53,3 Prozent jedoch weiterhin relevant.

Mehr als die Hälfte der Unternehmen bewertet die wirtschaftspolitischen Maßnahmen kritisch: 52,6 Prozent stehen der Wirtschaftspolitik der neuen Bundesregierung skeptisch gegenüber.

www.creditreform.at

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