Tirol bleibt auch heuer ein beliebtes Urlaubsziel: Trotz verregnetem Juli und schwierigem wirtschaftlichem Umfeld verzeichnet der Tiroler Tourismus in der Sommersaison, die am 31. Oktober endet, ein deutliches Plus. Zwischen Mai und September – sie machen rund 90 Prozent der Sommersaison aus – wurden 20,8 Millionen Übernachtungen gezählt, ein Zuwachs von 2,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Auch die 5,9 Millionen Ankünfte bedeuten ein Plus von 3,7 Prozent. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sank hingegen leicht auf 3,5 Tage (minus 0,1 Tage). "Die Gäste verreisen öfter und bleiben kürzer", fasste Tirols Tourismuslandesrat Mario Gerber die Ergebnisse im Rahmen der Bilanzpräsentation zusammen.
Insgesamt sei man mit dem Ergebnis überaus zufrieden, gerade mit Blick auf die wirtschaftliche Bilanz, denn: "Gute Zahlen bei Nächtigungen und Ankünften sind erfreulich, eine positive Entwicklung bei der Wertschöpfung ist hingegen essentiell", so Gerber. Diese sei laut einer ersten Berechnung des MCI Tourismus auf 2,63 Milliarden Euro gestiegen – ein inflationsbereinigtes Wachstum von 2,0 Prozent. Das bestätigt auch das saisonale Tourismusbarometer, eine repräsentative Umfrage unter Tirols Unterkunftsbetrieben: 63 Prozent der befragten Betriebe zeigen sich demnach mit der Sommersaison zufrieden, 20 Prozent sogar sehr zufrieden, während nur zwölf Prozent unzufrieden sind. "Diese Zahlen dürfen allerdings nicht über die verschiedenen Herausforderungen hinwegtäuschen, mit denen die Branche konfrontiert ist, wie die weiterhin steigenden Kosten", macht Tirols Tourismuslandesrat deutlich.
Nähemärkte besonders bedeutend
Die aktuelle Bilanz unterstreicht auch erneut die Bedeutung der Kernmärkte: Deutschland, Österreich, Niederlande und Schweiz stehen gemeinsam für 80 Prozent aller Sommernächtigungen. Der deutsche Markt legte um 1,5 Prozent auf 11,9 Millionen Übernachtungen zu, österreichische Gäste verbuchten zwei Millionen Nächtigungen (+0,6 Prozent) und die Niederlande 1,7 Millionen (+2,4 Prozent). Ein leichtes Minus gab es aus der Schweiz mit -0,7 Prozent auf eine Million Nächtigungen.
"Besonders freut uns, dass das Interesse der Tiroler:innen an Urlaub im eigenen Land weiterhin steigt", hält Tirol Werbung-Marketingleiter Patricio Hetfleisch fest. Mit 400.000 Nächtigungen verzeichnet Tirol hier ein Plus von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit bleibt das Bundesland nicht nur die wichtigste Herkunftsregion innerhalb Österreichs, sondern liegt auch vor Frankreich (350.000) und dem Vereinigten Königreich (330.000 Übernachtungen). "Zudem zeigt die aktuelle Bilanz, dass die in der Tourismusstrategie Tiroler Weg forcierte Entwicklung hin zu einem ausgeglichenen Ganzjahrestourismus Früchte trägt", analysiert Hetfleisch weiters. Demnach entwickelten sich auch die Randzeiten positiv: Im Frühsommer 2025 (Mai und Juni) wurden 5,3 Millionen Nächtigungen verzeichnet – ein Plus von vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im September stiegen die Übernachtungen auf 3,5 Millionen, was einem Zuwachs von 5,4 Prozent entspricht.
Dass Tirol als Urlaubsland so attraktiv sei, sei insbesondere all jenen Menschen, die mit großem Engagement in der Branche tätig sind, zu verdanken. Damit dies aber auch weiterhin so bleibt, sei – wo sinnvoll und möglich – eine Anpassung des Märktespektrums gefragt, betont Gerber: "Die Nahmärkte werden auch in Zukunft die Basis für unseren Tourismus bieten. Um beispielsweise Aufenthaltsdauer und Wertschöpfung zu steigern sowie Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu reduzieren, dürfen wir durchaus etwas internationaler denken", blickt Gerber voraus und betont, dass man dafür vor allem den Flughafen Innsbruck nachhaltig absichern müsse.
Betriebe können hohe Kosten oft nicht an Gäste weitergeben
Auch Alois Rainer, Spartenobmann für Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, ist der Ansicht, dass die aktuellen Zahlen die Leistungsfähigkeit der Tiroler Tourismusbetriebe sowie die internationale Konkurrenzfähigkeit der Region erneut unterstreichen. "Allerdings kann die Ertragslage damit nicht Schritt halten. Aufgrund der weiterhin wachsenden Kosten bleibt unterm Strich vielfach zu wenig übrig", betont Rainer und verweist auf das Tourismusbarometer. Demnach meint rund ein Drittel der befragten Betriebe, die gestiegenen Kosten bislang komplett an die Gäste weitergeben zu können (Vorjahr: 43 %), allerdings gelang dies weiteren 40 Prozent nur teilweise und einem guten Viertel gar nicht. "Hier zeigt sich die zunehmende Sparneigung der Gäste", so der Spartenobmann. Mit Blick auf den Fachkräftemangel stünden die Zeichen hingegen auf leichter Entspannung: "Die neue Saisoniersregelung hat uns eine wichtige Erleichterung gebracht", meint der WK-Tirol-Funktionär.
Mit Zuversicht in den Winter
Mit Blick auf die kommende Wintersaison, die mit 1. November startet, zeigt man sich recht optimistisch. Immerhin berichten 82 Prozent der im Tourismusbarometer befragten Betriebe von einer gleich guten oder sogar besseren Buchungslage als im Vorjahr – lediglich 16 Prozent beurteilen diese als schlechter. Das bestätigt auch das Preis- und Buchungsmonitoring der Tirol Werbung, das eine tagesgenaue Prognose der Nachfrage ermöglicht. Laut Vorschau liegt diese auf dem Niveau des Vorjahreswinters oder leicht darüber. Besonders Weihnachten und Neujahr sind derzeit mit Abstand am stärksten nachgefragt.
Dementsprechend ist die Branche auch wirtschaftlich guter Dinge: 57 Prozent der Betriebe erwarten, das Vorjahresergebnis zu halten, 30 Prozent rechnen mit Umsatzsteigerungen, und nur elf Prozent befürchten Rückgänge.
www.tirolwerbung.at
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