Insolvenzstatistik
Privatschuldner stehen im Schnitt mit rund 140.000 Euro in der Kreide

| Tobias Seifried 
| 18.09.2025

Laut dem KSV1870 stagniert die Zahl der Privatpleiten zwar, doch die durchschnittliche Verschuldung schnellt im Vergleich zum Vorjahr regelrecht in die Höhe. Das liegt auch an einigen prominenten Privatpleitiers.

Während die Unternehmensinsolvenzen hierzulande weiter steigen und heuer einen neuen Rekordwert erreichen dürften (LEADERSNET berichtete), wurden bei Privatpleiten in den ersten drei Quartalen 2025 laut einer aktuellen Hochrechnung des KSV1870 insgesamt etwas weniger Schuldenregulierungsverfahren eröffnet. Konkret waren es 6.628 – ein Rückgang von rund einem Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das entspricht durchschnittlich 24 Fällen pro Tag. Die meisten neuen Privatkonkurse gab es demnach in Kärnten (+3,6 Prozent), den stärksten Rückgang im Burgenland (–11,8 Prozent).

Durchschnittliche Verschuldung schnellt in die Höhe

Wie bereits in den Vorjahren habe auch heuer das dritte Quartal die wenigsten Fälle verzeichnet, so der Kreditschutzverband. Gleichzeitig seien die vorläufigen Passiva um 22 Prozent auf 929 Millionen Euro geklettert. Die durchschnittliche Verschuldung pro Schuldner sei damit auf rund 140.000 Euro gestiegen – ein Plus von 26.000 Euro. Besonders stark war der Anstieg demnach in Tirol, was laut KSV1870 auf einzelne Großfälle wie den von Ex-Politiker Karl-Heinz Grasser (LEADERSNET berichtete) zurückzuführen sei. Auch Wien habe deutlich höhere Passiva (+76 Prozent) verzeichnet, obwohl die Zahl der Verfahren nur leicht zunahm.

Die angespannte wirtschaftliche Lage, hohe Lebenshaltungskosten und Unsicherheit würden viele Menschen zu besonderer Vorsicht beim Geldausgeben bewegen, so der KSV1870. Dennoch bleibe die Zahl der Insolvenzen hoch. "Trotz hoher Fixkosten und steigender Zinsen gibt es bislang nicht mehr insolvente Privatpersonen als vor Beginn der Omnikrise", erklärt KSV1870-Insolvenzexperte Karl-Heinz Götze. Für das Gesamtjahr 2025 rechnet der Gläubigerschutzverband mit bis zu 9.000 eröffneten Verfahren – damit würde das Vorjahresniveau erreicht.

Debatte um Entschuldungsdauer

Unabhängig von der aktuellen Entwicklung fordert der KSV1870 eine Änderung bei der Entschuldungsdauer. Seit 2021 ist es möglich, sich im Rahmen eines Tilgungsplans innerhalb von drei Jahren von Schulden zu befreien. Diese Regelung war ursprünglich für ehemalige Unternehmer:innen gedacht, wurde in Österreich aber auch auf Privatpersonen ausgeweitet.

Dem KSV1870 zufolge erhielten Gläubiger:innen seither deutlich weniger Rückflüsse: Bei dreijährigen Abschöpfungen seien im Schnitt 31 Prozent weniger Gelder zurückgeflossen als bei den zuvor üblichen fünfjährigen Verfahren. Heute dauern fast alle Verfahren drei Jahre (2024: 97 Prozent Tilgungspläne). "Der dreijährige Tilgungsplan sollte nur besonders redlichen privaten Schuldner:innen und ehemaligen Unternehmer:innen offenstehen. In der Praxis entschuldet sich aber fast jeder über diesen Weg", so Götze.

Die aktuelle Übergangsregelung läuft im Juli 2026 aus. Der Kreditschutzverband spricht sich gegen eine Verlängerung für Privatpersonen aus. Gesetze müssten für den Regelfall gelten und nicht an Einzelfällen orientiert sein. Unternehmer:innen trügen ein höheres finanzielles Risiko und Verantwortung für Arbeitsplätze, was berücksichtigt werden müsse.

www.ksv.at

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