Der KSV1870 hat am Mittwoch seine Hochrechnung für die ersten drei Quartale 2025 in Bezug auf Firmeninsolvenzen veröffentlicht. Dabei zeigt sich, dass ausgehend von einem hohen Niveau die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahresvergleich um 5,3 Prozent gestiegen ist, obwohl im dritten Quartal 2025 eine Verlangsamung der Insolvenzentwicklung zu sehen ist.
5.110 Unternehmen insolvent
In den ersten neun Monaten mussten hierzulande 5.110 Unternehmen (+ 5,3 %) Insolvenz anmelden. Das sind umgerechnet 19 Fälle pro Tag. Die vorläufigen Passiva sind trotz des Anstiegs auf rund 6,4 Milliarden Euro gesunken. Diese Entwicklung ist auf eine deutlich geringere Zahl an Insolvenzen mit Passiva von über 200 Millionen Euro zurückzuführen. Zudem haben im Vergleich zum Vorjahr 19,1 Prozent weniger Beschäftigte ihren Arbeitsplatz verloren, konkret 15.200 Personen. Auch die Zahl der betroffenen Gläubiger:innen ist um 6,2 Prozent auf 34.700 gesunken. Nach aktueller Einschätzung rechnet der KSV1870 bis zum Jahresende mit bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen.
Die Gefahr eines dritten Rezessionsjahres in Folge besteht in Österreich weiterhin, da die Unternehmen unverändert unter hohem finanziellem Druck stehen. Zwar zeigen sich erste Anzeichen einer leichten Stabilisierung der Wirtschaft, diese reichen jedoch nicht aus, um die Insolvenzwelle zu stoppen. Somit ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen bis Ende des dritten Quartals 2025 im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf insgesamt 5.110 Fälle gestiegen.
"Neben dem insgesamt hohen Kostenniveau hat auch die vielerorts maximal durchschnittliche Auftragslage und damit einhergehend fehlende Umsätze zu einem Anstieg der Insolvenzen geführt", sagt Karl-Heinz Götze, Leiter KSV1870 Insolvenz und ergänzt: "Der Personalmangel trägt auch seinen Teil dazu bei, dass viele Unternehmen Aufträge ablehnen müssen und damit Geld liegen bleibt."
Drittes Quartal 2025 bringt vorerst leichte Beruhigung
Die aktuelle Hochrechnung zeigt im direkten Quartalsvergleich eine leichte Verlangsamung der jüngsten Entwicklung.
Im direkten Quartalsvergleich zeigt die aktuelle KSV1870-Hochrechnung eine leichte Verlangsamung der jüngsten Entwicklung. "Die Insolvenzsituation hat sich während der Sommermonate etwas beruhigt. Ein Szenario, das bereits im Vorjahr zu beachten war. So ist das dritte Quartal 2025 jenes mit der geringsten Anzahl an Pleiten im Jahresverlauf", so Götze.
1.600 Fälle wurden zwischen Juli und September 2025 registriert, im ersten Quartal waren es rund 1.800 und im zweiten Quartal 1.700. Damit zählt das dritte Quartal zu den drei Zeiträumen mit den wenigsten Unternehmensinsolvenzen seit Beginn des Jahres 2024.
Nicht eröffnete Fälle schaden der Wirtschaft massiv
Besonders kritisch ist der deutliche Anstieg jener Verfahren, die mangels Kostendeckung nicht eröffnet wurden. Zwar gab es zuletzt in einigen Bundesländern Fälle, in denen noch Aktivvermögen vorhanden war, insgesamt ist die Zahl der nicht eröffneten Insolvenzen jedoch um 8,4 Prozent gestiegen. In vielen dieser Fälle erfolgte die Anmeldung zu spät, sodass auch die letzten finanziellen Reserven bereits aufgebraucht waren. "Im Falle der knapp 1.800 nicht eröffneten Unternehmensinsolvenzen waren nicht einmal mehr 4.000 Euro vorhanden, um die Verfahrenskosten bei Gericht zu decken. Sie mussten daraufhin den Betrieb schließen und alle Mitarbeiter:innen haben ihre Arbeitsplätze verloren", so Götze. Zum Vergleich: die Zahl der eröffneten Fälle ist nur um 3,4 Prozent angewachsen.
Unternehmensinsolvenzen © KSV1870
Mehrere Branchen als Treiber
Die aktuelle Hochrechnung des KSV1870 zeigt, dass der Handel die meisten Insolvenzen verzeichnet. Seit Jahresbeginn mussten 921 Unternehmen schließen, was einem Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Anders als in anderen Branchen brachte der Sommer im Handel keine Entlastung, im Gegenteil stieg die Zahl der Pleiten gegenüber dem zweiten Quartal 2025 um neun Prozent.
An zweiter Stelle liegt die Baubranche, die mit 784 Fällen trotz eines Rückgangs von drei Prozent weiterhin stark betroffen ist. Positiv ist lediglich, dass im dritten Quartal weniger Insolvenzen registriert wurden als in den drei Quartalen zuvor. Auf Rang drei folgt der Bereich Beherbergung und Gastronomie mit 603 Fällen, womit das Niveau stabil geblieben ist. Auffällig ist darüber hinaus das Grundstücks- und Wohnungswesen, das mit 360 Fällen einen Anstieg von 62 Prozent verzeichnet.
"Trotz etwas weniger Pleiten in den vergangenen drei Monaten steht der Immobiliensektor weiterhin massiv unter Druck. Besonders Projektentwickler befinden sich angesichts einer angespannten Kostenstruktur und einer überschaubaren Anzahl an Bauprojekten nach wie vor in einer brenzligen Lage", so Götze.
Hinzu kommt laut dem Experten, dass im Immobiliensegment eine Insolvenz oftmals nur der Startschuss für zahlreiche Folgeinsolvenzen ist. Grund dafür sind durchaus gängige innerbetriebliche Strukturen in Form von weiterführenden Projektgesellschaften, die wirtschaftlich miteinander verschränkt sind.
Weniger Fälle über 200 Millionen Euro
Obwohl die Zahl der Unternehmensinsolvenzen gestiegen ist, haben sich die vorläufigen Passiva im Vergleich zum Vorjahr um 58,3 Prozent auf rund 6,4 Milliarden Euro verringert. Ausschlaggebend dafür sind zwei Gründe. Zum einen gab es im laufenden Jahr bisher keine Insolvenz mit einem Schuldenvolumen in Milliardenhöhe. Zum anderen wurden bislang lediglich vier Fälle mit Passiva von jeweils mehr als 200 Millionen Euro verzeichnet, während es im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt bereits zehn waren. Die bisher größte Insolvenz nach Passiva betrifft die Signa Prime Capital Invest GmbH mit einem Volumen von 870 Millionen Euro. Auffällig ist zudem, dass mehr als die Hälfte aller diesjährigen Großinsolvenzen mit Verbindlichkeiten von über zehn Millionen Euro in engem Zusammenhang mit dem Immobiliensektor steht, also in den Bereichen Bau sowie Grundstücks- und Wohnungswesen.
Prognose 2025
Der KSV1870 geht auf Basis aktueller wirtschaftlicher Entwicklungen weiterhin davon aus, dass in Österreich am Jahresende 2025 bis zu 7.000 Unternehmensinsolvenzen zu Buche schlagen könnten. Um mittelfristig das Ruder herumzureißen, werde es seitens der Bundesregierung deutliche Maßnahmen benötigen, die eine langfristige wirtschaftliche Erholung der Unternehmen ermöglichen.
"Ob die jüngsten Entwicklungen des dritten Quartals eine Fortsetzung finden, oder es zu einer ähnlichen Entwicklung wie im Vorjahr kommt und im Herbst das Insolvenzaufkommen wieder steigt, bleibt abzuwarten", so Götze abschließend.
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