LEADERSNET: Sehr geehrte Frau Leitgeb, sehr geehrter Herr Frey, Sie sind gemeinsam in der Social-Media-Agentur Leads & Content tätig. Welchen Mehrwert haben Social-Media-Plattformen heutzutage?
Dominik Frey: Plattformen wie Instagram oder TikTok sind für Unternehmen heute unverzichtbar. Die Aufmerksamkeit der Menschen verschiebt sich zunehmend auf Social Media – und genau dort informieren sich Nutzer:innen über Marken, Produkte und Trends. Besonders die jüngere Zielgruppe unter 30 Jahren nutzt Social Media bereits als primäre Suchmaschine, anstatt klassisch zu googeln.
Katrin Leitgeb: Darüber hinaus beobachten wir einen klaren Wandel hin zu authentischer Kommunikation. Menschen möchten echte Einblicke und direkte Interaktion, und das passiert selten auf klassischen Webseiten, sondern vor allem auf Social Media. Dort findet die Markenbindung heute am intensivsten statt.
LEADERSNET: Wann wurde Ihnen bewusst, dass TikTok für Unternehmen wertvoll und bereichernd sein kann? Und inwieweit unterscheidet sich TikTok für Sie von anderen Social-Media-Plattformen wie Instagram oder auch Facebook?
Frey: Seit Jahren steigen die TikTok-User:innen-Zahlen massiv an, auch in Österreich. Mittlerweile ist jede:r fünfte Österreicher:in monatlich auf TikTok aktiv. Das kann man als Unternehmen nicht mehr ignorieren. TikTok ist eine Plattform, die auf sehr direkte Kommunikation mit kurzweiligen Videos setzt. Die organischen Reichweiten und Interaktionen sind sehr gut und Werbekampagnen im Verhältnis zum Mitbewerb wesentlich günstiger. Es sind übrigens auch Leadgenerierungskampagnen über TikTok möglich.
LEADERSNET: Was sagen Sie, sind die größten und hartnäckigsten Mythen bezüglich der Nutzung von TikTok?
Leitgeb: Rund um TikTok kursieren nach wie vor einige Mythen, die wir in Kundengesprächen regelmäßig entkräften. Einer der größten ist der angeblich sehr junge Altersdurchschnitt. Tatsächlich sind heute bereits rund 60 Prozent der Nutzer:innen älter als 25 Jahre. Die Jahresauswertungen unserer Kund:innen zeigen sogar, dass fast die Hälfte in der Altersgruppe zwischen 35 und 54 Jahren liegt. Natürlich posten nicht alle aktiv, viele konsumieren lediglich Inhalte, doch genau diese erreiche ich trotzdem zuverlässig mit meiner Botschaft oder meinem Content. Ein weiterer Irrglaube betrifft die Content-Qualität: Ja, Tanz- und Entertainmentvideos prägen die Plattform, aber daneben gibt es ein enormes Spektrum an hochwertigem, informativem Content.
Frey: Ein super Beispiel aus Österreich ist der TikTok-Auftritt der ZIB des ORF. Auch die Premium und Luxusindustrie ist mittlerweile aktiv auf TikTok unterwegs, hier ist die Uhrenmarke IWC ein gutes Beispiel.
LEADERSNET: Wie nehmen Sie Unternehmen ihre Angst vor einem TikTok-Auftritt?
Leitgeb: Aus unserer Erfahrung gibt es eigentlich keinen Grund zur Sorge. Entscheidend ist, sich im Vorfeld über eine klare Strategie und die eigenen Ziele bewusst zu werden: Will ich Reichweite aufbauen, meine Marke stärken oder konkrete Kampagnen umsetzen? Wichtig ist, dass Unternehmen den ersten Schritt machen – denn jede Form des Einstiegs ist besser, als gar nicht präsent zu sein. Manche starten mit einzelnen Schwerpunkten oder Aktionen, andere setzen von Beginn an auf den nachhaltigen Aufbau eines eigenen Channels.
Frey: Dabei ist es allerdings wichtig, den Begriff Kampagne richtig zu verstehen: Auf TikTok geht es nicht um klassische Werbespots, sondern um Inhalte, die im Stil der Plattform funktionieren – also TikTokable Content. Erst wenn Content authentisch, kreativ und an die Plattform angepasst ist, kann er auch als Kampagne erfolgreich wirken.
LEADERSNET: Und wie reagieren Unternehmer:innen, wenn diese erste Zahlen und Erfolge verbuchen, mit denen sie vielleicht anfangs gar nicht gerechnet hätten? Was macht das mit Ihnen?
Leitgeb: Die meisten Unternehmen sind überrascht, wie schnell sich auf TikTok messbare Erfolge einstellen. Bei Kampagnen fällt oft sofort der deutlich günstigere CPC (Cost per Click) auf – dieser liegt nicht selten rund 50 Prozent unter dem von Meta. Gleichzeitig erzielen organische Posts überdurchschnittlich hohe Interaktionsraten: Kommentare werden viel häufiger und spontaner abgegeben als auf anderen Plattformen. Auch der Aufbau einer treuen Followerschaft gelingt vergleichsweise einfach. Diese schnellen, effektiven Ergebnisse sorgen regelmäßig für Begeisterung und sie nehmen Unternehmer:innen die anfängliche Skepsis, weil sie direkt erleben, wie stark TikTok ihr Marketing unterstützen kann.
LEADERSNET: Was macht Ihnen an der Arbeit mit Social Media die meiste Freude? Worin erkennen Sie Vorteile, aber auch Nachteile? Und was begeistert sie jedes Mal aufs Neue?
Frey: Social Media ist schnell, kreativ, direkt, messbar und wesentlich authentischer als die meisten anderen Medienkanäle oder Werbeformen. Das sehen wir als großen Vorteil und sind daher ganz klar als Social-Media-Agentur positioniert. Die Schattenseiten sind Shitstorms und Fake News und als zweifacher Vater sprechend, natürlich auch die Beeinflussung unserer Kinder. Wir haben sehr hohe ethnische Standards als Basis für eine Zusammenarbeit. Clickbaits, irreführende Werbung und Co. haben bei uns keinen Platz. Last but not least arbeiten wir für einige Projekte pro bono und unterstützen diese zusätzlich finanziell. Oft sind wir dann auch direkt in die Umsetzung der Projekte vor Ort involviert, das macht uns dankbar und viel Freude.
LEADERSNET: Wenn Sie sich wünschen könnten, eine neue Social-Media-Plattform zu gründen. Wie wäre diese aufgebaut und was würde sie Unternehmen bieten wollen?
Leitgeb: Mein Wunsch wäre eine weltweit relevante Social-Media-Plattform, die tatsächlich aus Europa kommt – aktuell ist das Bild hier leider nicht besonders stark, aber wer weiß, was die Zukunft bringt. Besonders wichtig wären mir dabei verbindliche ethische Standards: Der Umgang mit Desinformation, Hatespeech und Fake News dürfte keine Frage der Entscheidung oder Toleranz sein, sondern müsste fest in der Plattformarchitektur verankert und verpflichtend umgesetzt werden.
Darüber hinaus liegt mir als ausgebildete Pädagogin ein weiterer Punkt sehr am Herzen: Wir müssen unsere Kinder und Jugendlichen besser im Umgang mit Social Media schulen. Eine neue Plattform sollte nicht nur für Unternehmen Mehrwert schaffen, sondern auch gesellschaftliche Verantwortung übernehmen – indem sie Medienkompetenz fördert und jungen Menschen einen sicheren, reflektierten Umgang mit digitalen Inhalten ermöglicht.
LEADERSNET: Und zu guter Letzt: Haben Sie einen privaten TikTok-Account? Wenn ja, wollen Sie verraten, welche Inhalte Sie am meisten begeistern?
Frey: Natürlich haben wir beide einen TikTok-Account. Am meisten begeistern immer die emotionalen Inhalte, daran wird sich wohl nie etwas ändern, egal auf welcher Plattform.
Leitgeb: Ja, klar! Als begeisterte Tänzerin schaue ich sehr gerne die klassischen Tanzvideos, aber besonders spannend finde ich die Vielfalt: Von Rezepten über Outfit-Inspiration bis Eventtipps – ich nutze TikTok sowohl zur Unterhaltung als auch zur Information. Was mich begeistert, ist, wie schnell der Feed meine Interessen versteht und passende Inhalte vorschlägt.
LEADERSNET: Vielen Dank!
www.leadsandcontent.com
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