Schwerpunkt Kaffee
Der schwarze Trank, der munter macht

| Johannes Lau 
| 17.09.2025

Trotz zuletzt deutlich gestiegener Preise wollen die Österreicher:innen auf ihr liebstes Heißgetränk nicht verzichten. Die Hersteller freut das naturgemäß. Denn Kaffeeprodukte erweisen sich als ziemlich krisenresilient.

Die morgendliche Tasse Kaffee ist für viele Menschen essenziell für einen gelungenen Start in den Tag. Zu diesem Schluss kommt auch eine neue Studie der Universitäten Bielefeld und Warwick: 236 im Laufe eines Monats Befragte äußerten mehrheitlich, dass ihre Stimmung an den Tagen besser war, an denen sie Koffein konsumiert hatten – vor allem in den ersten zweieinhalb Stunden nach dem Aufstehen. Die Erklärung der Wissenschaft: Koffein blockiert die schlaffördernden Adenosinrezeptoren, was zugleich die Dopaminaktivität erhöhen kann.

Julius Meinl blickt auf starkes Jahr zurück

Wer sich in Österreich morgens dementsprechend aufputscht, hat wohl häufig einen Kaffee von Julius Meinl im Häferl. In Wien-Ottakring blickt das Traditionsunternehmen positiv auf die letzte Bilanz zurück: "2024 war für uns ein starkes Jahr", berichtet Marketingleiter Patrick Emrich. "Trotz eines herausfordernden Marktumfelds konnten wir in wichtigen Segmenten zulegen. Das EBITDA lag in Österreich bei 5,4 Millionen Euro. Besonders erfreulich ist die Dynamik bei Bohnenkaffee und unserem erfolgreich eingeführten Eiskaffee." Daher blickt er erwartungsvoll auf 2025 und sieht großes Potenzial vor allem in den Bereichen Premium-Bohnenkaffee und Convenience-Innovationen. "Unser Ziel ist klar: Wir wollen unsere Rolle als Impulsgeber im österreichischen Kaffeemarkt weiter ausbauen."

Natürlich spüre man auch die Auswirkungen der anhaltenden globalen Krisen. Die größte Herausforderung liege dabei in der Sicherung der Rohkaffeeversorgung aufgrund der Auswirkungen des Klimawandels. Gleichzeitig beeinflussen handelspolitische Maßnahmen die internationalen Märkte derzeit erheblich. "Unsere Branche muss dabei ein Gleichgewicht zwischen fairer Entlohnung der Kaffeelieferanten und den eigenen Produktionskosten sicherstellen." Aber insgesamt sei Kaffee nun einmal ein weiterhin sehr beliebtes und dadurch krisenfestes Produkt: "Die starke Verwurzelung von Kaffee im Alltag der Menschen gibt unserer Branche auch viel Resilienz. Wir sehen daher trotz aller Herausforderungen weiterhin eine hohe Nachfrage und die Chance, Mehrwert durch Qualität und Innovation zu schaffen."

Besonders gut aufgestellt sei man in den Bereichen Kilobohnen, sowie bei den Hotellerie- und Gastronomiepartnerschaften. Insbesondere das Bio- und Fairtrade-Sortiment, sei in der Gastronomie sehr gut positioniert, was im Handel noch ausgebaut werden soll. "Wir sehen eine klare Nachfrage nach hochwertigen Kaffees mit Fokus auf Herkunft und Rösthandwerk. Genau das eröffnet uns die Chance, Nachhaltigkeit und Transparenz noch stärker in den Mittelpunkt zu stellen." Bei Julius Meinl stütze sich die Nachhaltigkeit auf drei Säulen: verantwortungsvolle Beschaffung, Minimierung der Umweltbelastung und Stärkung des Engagements der Mitarbeitenden. Bis Ende dieses Jahres wolle man so seinen Kaffee hundertprozentig nachhaltig beziehen.

Eduscho festigt Marktführerschaft

Von positiven Ergebnissen weiß auch der Platzhirsch auf dem hiesigen Markt zu berichten – Eduscho, die österreichische Tochter der Hamburger Kaffee-Instanz Tchibo. Geschäftsführer Paul Unterluggauer vermeldet: "Wir konnten 2024 die Position als Marktführer am heimischen Röstkaffeemarkt weiter festigen, und zwar in allen drei Segmenten: Einzelportionen, Espresso sowie Filterkaffee. In unserem Sortiment ist für jede Vorliebe der passende Kaffee und auch die passende Kaffeemaschine für jede Zubereitungsart zu finden." Der Erfolg fuße vor allem auf dem eigenen Filialnetz: "Mit 120 Filialen haben wir die Möglichkeit, wie kein anderer Anbieter unsere Produkte flächendeckend nicht nur zum Verkauf, sondern auch in unseren Coffeebars anzubieten. Der persönliche Kundenkontakt ist und bleibt zentraler Unternehmenswert bei Tchibo. Wer Tchibo kennt, weiß dass wir uns darauf fokussieren, in allen Vertriebswegen für unsere Kund:innen da zu sein – ob in der Filiale, in unseren Regalen im Lebensmittelhandel oder Online. Das wollen wir in Zukunft noch besser machen und passen das Angebot in den unterschiedlichen Kanälen noch genauer auf unsere Kund*innen an."

Preise für Rohkaffee stark gestiegen 

 

Aber auch im LEH sei man inzwischen feste Größe und Frequenzbringer. "Das letzte Jahr hat uns gezeigt, dass die Nachfrage nach Produkten zum Mitnahmepreis in diesem Vertriebsweg gestiegen ist." Derzeit setze man somit die insgesamt gute Entwicklung fort und blicke einem positiven Geschäftsjahr entgegen – trotz derzeitiger Verwerfungen auf dem Weltmarkt: "Die Verfügbarkeit des Naturproduktes Rohkaffee hängt stark von Wettereinflüssen ab. Der Rohkaffee ist im letzten Jahr deutlich knapper geworden, denn das Wetter in den Anbauländern hat für schwächere Ernten gesorgt. Die Preise für Rohkaffee sind mit über 70 Prozent deutlich gestiegen. Darauf mussten wir im ersten Halbjahr 2025 reagieren." Das tat man einerseits zur Qualitätssicherung und andererseits zur fairer Entlohnung der Kaffeebauern. "Das Allerwichtigste ist und bleibt, die Auswirkungen des Klimawandels in den Griff zu bekommen. Das kann kein Unternehmen allein leisten. Länder, Röstereien, Importeure, Kaffeebauern – wir alle müssen Kapazitäten bündeln, Projekte gemeinschaftlich umsetzen und den Menschen in den Anbauländern Mittel an die Hand geben. Hier passiert schon viel und Tchibo nimmt mit seinem Kaffeeprogramm eine führende Rolle bei diesen Initiativen ein." Hier wiederum verfolgt man das Ziel bis 2027 ausschließlich verantwortungsvoll eingekauften Kaffee anzubieten.

Was macht Nestlé?

Auf dem österreichischen Kaffeemarkt mischt mit Nestlé zudem ein internationaler Multi munter mit. Christiane Fellner, Geschäftsführerin für das Segment Kaffee und Getränke bilanziert: "Der österreichische Kaffeemarkt verzeichnete im Gesamtjahr 2024 ein wertmäßiges Wachstum von 2,7 Prozent auf insgesamt 490 Millionen Euro. Wir konnten uns in diesem herausfordernden Umfeld überdurchschnittlich gut behaupten und in den Segmenten Einzelportionen und Löskaffee ein Umsatzplus von 5,4 Prozent erzielen." So erreichte Nestlé einen Marktanteil von 27 Prozent. Besonders stark wachse dabei das Segment der kompatiblen Kapseln, das ein Umsatzwachstum von 20,4 Prozent erzielte. Ein Selbstläufer werde das laufende Geschäftsjahr daher aber trotzdem nicht: "2025 stellt die Kaffeeindustrie weltweit vor große Herausforderungen – insbesondere aufgrund der gestiegenen Rohkaffeepreise. Wir haben jedoch frühzeitig reagiert und bereits zu Jahresbeginn passende Aktivitäten umgesetzt." Somit bleibt Fellner weiterhin zuversichtlich: "Im bisherigen Jahresverlauf treiben wir den Markt sowohl in Umsatz als auch in Absatz und konnten unsere Marktanteile nicht nur behaupten, sondern weiter ausbauen. Diese Entwicklung zeigt, dass unsere Marken auch in einem herausfordernden Umfeld stark performen. Unsere Konsument:innen greifen weiterhin bewusst zu unseren Markenprodukten – trotz des schwierigen wirtschaftlichen Kontextes." Gefragt nach den Trends, antwortet Fellner: "Wir beobachten am österreichischen Kaffeemarkt mehrere: Konsument:innen greifen vermehrt zu praktischen Lösungen mit Mehrwert – insbesondere zu größeren Verpackungsformaten bei Nespresso-kompatiblen Kapseln.

Auch der Wunsch nach besonderen Geschmackserlebnissen nimmt zu. Indulgence-Produkte wie aromatisierter Kaffee sowie erfrischende Varianten wie Iced Coffee erfreuen sich insbesondere bei der jüngeren Generation wachsender Beliebtheit." Und auch bei Nestlé bleibt die Nachhaltigkeit ein großes Thema: "Mit dem Nescafé Plan 2030 verfolgen wir einen umfassenden Ansatz, um den Kaffeeanbau nachhaltiger zu gestalten. Ein zentraler Bestandteil davon ist die Zusammenarbeit mit Kaffeefarmer:innen, die dabei unterstützt werden, ihre Anbaumethoden auf regenerative Landwirtschaft umzustellen – etwa durch Maßnahmen gegen Bodenerosion und Abfluss, ein verbessertes Management organischer Stoffe sowie eine optimierte Düngung. Bis 2030 investieren wir über eine Milliarde Euro, um den Wandel in der Kaffeeproduktion weltweit voranzutreiben."

www.juliusmeinl.com

www.eduscho.at

www.nestle.at

 

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