Wifo-Bericht
Österreichs Konjunktur kommt nicht in die Gänge

| Tobias Seifried 
| 11.08.2025

Während sich in den USA das Wachstum einbremst und China unter Deflationsdruck leidet, bleibt die Konjunktur im Euro-Raum weitgehend stabil. Auf unser Land trifft das laut Wifo aber leider nicht zu – für das Schwächeln seien vor allem zwei Faktoren ausschlaggebend.

Am Montag hat das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) rund um Direktor Gabriel Felbermayr seinen aktuellen Konjunkturbericht vorgelegt. Demnach bleiben die globalen wirtschaftlichen Kräfteverhältnisse angespannt: In den USA gingen die jüngst drastisch erhöhten Zölle mit einer Abschwächung des Wachstums und einer beschleunigten Inflation einher. In China hingegen drückten Überproduktion und Immobilienkrise auf die Preise. Im Euro-Raum zeige sich die Konjunktur weitgehend stabil, Österreich hinke jedoch hinterher.

Strompreise und privater Konsum

Zwar habe sich die Stimmung in den heimischen Unternehmen etwas aufgehellt, doch überwiege weiterhin Skepsis, so das Wifo. Besonders der kräftige Anstieg der Strompreise – seit Jahresbeginn um rund ein Drittel – treibt demnach die Teuerung erneut über den Eurozonen-Durchschnitt. Belastet werde die Lage auch durch den nachlassenden privaten Konsum infolge hoher Energiekosten. Im produzierenden Bereich, also in der Industrie, habe sich die Rezession sogar fortgesetzt.

Auch der Arbeitsmarkt spürt die schwache Konjunktur mittlerweile stark: Die Arbeitslosigkeit steigt, während offene Stellen und Beschäftigung in der Privatwirtschaft zurückgehen. Lediglich öffentliche und öffentlichkeitsnahe Dienste legen zu. Einen positiven Impuls dürfte die schrittweise Anhebung des Frauenpensionsantrittsalters bringen. Seit 2024 führe sie zu merklichen Beschäftigungsgewinnen bei den über 60-Jährigen, ohne jüngere Arbeitnehmer:innen zu verdrängen. "Eine Anhebung des Regelpensionsalters scheint ein wirksames Mittel zu sein, um die Beschäftigung zu erhöhen. Arbeitslosigkeits- und Verdrängungseffekte sind in Zeiten des Arbeitskräftemangels gering", betont Wifo-Ökonom Stefan Schiman-Vukan.

Wifo Konjunkturbericht August 2025Grafik © Wifo / Quelle: Arbeitsmarktservice Österreich, Dachverband der Sozialversicherungsträger

Internationale Lage trübt ein

International sieht es laut den Wirtschaftsforscher:innen auch nicht allzu rosig aus. In den USA verständigten sich Regierung und EU Ende Juli auf ein neues Handelsabkommen. Washington hat den Basiszollsatz auf EU-Importe auf 15 Prozent erhöht, während die EU teils Zölle senkt und sich bis 2028 zu umfangreichen Energiekäufen in Übersee verpflichtet. Ob und wie private Unternehmen diesen Verpflichtungen nachkommen – und ob die US-Administration dauerhaft an dem Abkommen festhält – sei laut Wifo ungewiss.

Die US-Konjunktur habe sich im ersten Halbjahr 2025 abgeschwächt, auch wenn der durch Vorziehimporte ausgelöste Dämpfer im zweiten Quartal ausgeglichen wurde. Angesichts der zollbedingten Inflation beließ die Notenbank den hohen Leitzinssatz unverändert.

Chinas Wirtschaft werde weiterhin von Exportüberschüssen und hoher Produktionskapazität getrieben. Gleichzeitig lasten der intensive Wettbewerb in Hightech-Branchen und die Immobilienkrise auf der Preisentwicklung – Deflationsdruck bleibe spürbar.

Im Euro-Raum verlief die Konjunktur dem Wifo zufolge stabil, abgesehen von Sondereffekten in Irland. Die Arbeitslosigkeit blieb niedrig, die Inflation entsprach dem EZB-Ziel. Die Zentralbank sieht den Leitzins inzwischen auf neutralem Niveau und verzichtete zuletzt auf weitere Senkungen (LEADERSNET berichtete).

www.wifo.ac.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV