Stadt-Land-Gefälle
Österreicher empfinden weniger Gemeinschaftsgefühl als früher

| Janet Teplik 
| 07.08.2025

Eine aktuelle Erhebung ist der Frage nachgegangen, wie es hierzulande um die Nachbarschaft steht. Das Ergebnis zeigte einen Hang zur Nostalgie, aber auch, dass sich die Menschen u. a. je nach Alter nach wie vor unter die Arme greifen. 

Die Anonymität der Großstadt wird von manchen zelebriert und von anderen bemängelt. Während sich auf dem Dorf alle Nachbar:innen zu kennen scheinen, wissen Bewohner:innen der Großstadt oftmals nicht einmal den Namen ihrer direkten Nachbar:innen. Doch stimmt das überhaupt? Wie viel Klischee steckt in der Annahme, dass Großstädter:innen einander meiden, und Dörfler:innen sich wie ihre Westentasche kennen? Das wollte auch Obi wissen und hat Marketagent mit einer Studie beauftragt, die der Frage nachgegangen ist "Wie lebt Österreich Nachbarschaft?".

Verlust des Gemeinschaftsgefühls

Ein zentrales Ergebnis der Erhebung ist es, dass die Mehrheit der befragten Österreicher:innen sich überzeugt zeigt, dass früher das Gemeinschaftsgefühl stärker war. Insbesondere ältere Menschen und Millennials würden hier einen Hang zur Nostalgie aufweisen. Doch, wie so oft im Leben, ist die gefühlte Wahrheit eben keine Tatsache. Und so ging weiters aus der Studie hervor, dass mehr als die Hälfte einander selbstverständlich im Alltag hilft, Pakete für Nachbar:innen annimmt oder gar die Blumen gießt, falls jemand verreist sein sollte.

Stadt-Land-Differenz

Nirgendwo anders in Österreich gäbe es ein distanzierteres Verhältnis zu den Nachbar:innen wie in Wien. Laut Umfrage pflege ein Fünftel (21,4 %) der Bundeshauptstädter:innen gar keinen Kontakt zu den Menschen nebenan. Mehr noch: jede:r Siebente hat ausgesagt, ein schlechtes Verhältnis zu haben (15,5 %). 

Ein anderes Bild zeichne sich in Niederösterreich und dem Burgenland. In diesen Regionen lebe man das Konzept Nachbarschaft. Demnach würden 48 Prozent von nachbarschaftlichen Initiativen wissen und mehr als die Hälfte der Bewohner:innen tausche sich regelmäßig persönlich mit Nachbar:innen aus (51,9 %). Getoppt wird dieses Ergebnis allerdings von Salzburg. Hier haben sogar 78,8 Prozent angegeben, ein gutes Verhältnis zu den Nachbar:innen zu haben – dicht gefolgt von den Niederösterreicher:innen und den Burgenländer:innen. 

Das Alter macht den Unterschied?

Ein Blick auf die Generationen zeigt: auch hier zeichnet sich ein differenziertes Bild des Miteinanders. Vor allem beim Empfinden des Gemeinschaftsgefühls. 72,3 Prozent der Babyboomer und 73 Prozent der Millennials blicken demnach nostalgisch auf die früheren Zeiten zurück. Die Generation Z sieht es laut Umfrage gelassener und pflegt insgesamt weniger Kontakt zu den Menschen nebenan – vermutlich auch, weil sie soziale Kontakte vermehrt über das Internet halten. Nur rund ein Drittel (34,4 %) der Gen Z und 38,2 Prozent der Millennials würden sich regelmäßig mit den Nachbar:innen austauschen. Bei der Gen X täten das 47,7 Prozent und bei den Babyboomern 55,5 Prozent. 

Trotz dieser sichtbaren Distanz sei das Bedürfnis, die eigene Nachbarschaft mitzugestalten, über die Generationen hinweg erkennbar. Mehr als ein Viertel (27 %) der Befragten beabsichtige, sich stärker einzubringen – sei es durch ehrenamtliche Tätigkeiten oder gemeinschaftliche Projekte. Als besonders engagiert gelten dabei Ältere zwischen 70 und 75 Jahren (39,9 %) und Jüngere zwischen 14 und 19 Jahren (34,1 %).

Das tägliche Miteinander

Die Anonymität hält aber scheinbar weiter Einzug und flüchtige Begegnungen werden zur häufigsten Form des Miteinanders. Laut Studie kennen demnach nur 28,1 Prozent aller Befragten den Namen ihrer Nachbar:innen – und das nur zufällig. Rund ein Drittel der Gen Z wie Millennials sei der Name nur bekannt, weil sie Pakete für andere annehmen. Weitere zwei Drittel (67,9 %) hätten angegeben, regelmäßig mit ihren Nachbar:innen zu plaudern, wenn sie diese zufällig treffen – vor allem Babyboomer (58,9 %) und die Gen X (50,2 %) würden sich zum Tratsch hingezogen fühlen. 

Der klassische Austausch am Gartenzaun oder Balkon betreiben laut Umfrage hauptsächlich Ältere – Babyboomer zu 58,8 Prozent und die Gen X zu 50,2 Prozent. Bei der Gen Z trete wesentlich seltener auf diese Weise in Kontakt (28,9 %). Doch trotz dieser flüchtigen Begegnungen bleibe eine engere Bindung selten, heißt es. Nur jede:r Fünfte würde die Nachbar:innen auch einmal zu sich einladen. In Wien täten das sogar nur 14,6 Prozent. Fast ein Viertel (22,6 %) der Gen Z und 14,4 Prozent aller Beteiligten hätten angegeben, keinerlei Kontakt zu den Menschen nebenan zu haben.

Unfreiwilliges Kennenlernen

Obwohl die Österreicher:innen sich oft nur oberflächlich kennenlernen, wissen sie einiges über ihre Nachbar:innen – wenn auch unfreiwillig. So gab ein Fünftel (21,4 %) im Rahmen der Erhebung an, mehr über die Menschen nebenan durch Geräusche als durch ein Gespräch zu erfahren. Über die Hälfte (50,4 %) hätte sich sogar schon über Lärmbelästigung geärgert. 15,7 Prozent wären einen Schritt weitergegangen und hätten die Polizei eingeschaltet. 

Konfliktpotenzial scheint dabei besonders die jüngeren Generationen zu treffen, 27,8 Prozent der Gen Z berichtet laut Umfrage etwa von Problemen mit Nachbar:innen, während es bei den Babyboomern gerade einmal 5,9 Prozent sind. Außerdem zeige ein Vergleich der Regionen: Dort, wo viel miteinander gesprochen wird – wie in Niederösterreich oder dem Burgenland – gibt es weniger Konflikte, dafür aber mehr Gemeinschaftsgefühl.

Es ist nicht alles schlecht

Obwohl die Studie ein eher düsteres Bild von Gemeinschaftsgefühl und nachbarschaftlichem Leben in Österreich zeichnet, bleibe die gegenseitige Unterstützung ein zentrales Anliegen. Mehr als die Hälfte der Österreicher:innen (56,9 %) helfe sich regelmäßig im Alltag. Auch während der Urlaubszeit zeige sich ein Zusammenhalt: 47,1 Prozent übernehme in dieser Zeit Aufgaben, wie Blumen gießen oder die Post holen. Besonders hilfsbereit zeige sich die Babyboomer-Generation mit 67,9 Prozent, gefolgt von der Gen X mit 63,5 Prozent. Die Gen Z hingegen helfe mit 33,1 Prozent am wenigsten den Nachbar:innen. 

Nachbarschaftsprojekte

Anlässlich des 30. Jubiläums von Obi will der Baumarkt nicht nur Heimwerkerprojekte, sondern auch gemeinschaftliches Engagement vor Ort unterstützen. Gelingen soll das mittels Initiative namens "Machbarschaft". Dabei werden diesen Sommer in ganz Österreich neun ausgewählte Nachbarschaftsprojekte realisiert, für die Obi nicht nur das benötigte Material zur Verfügung stellt und fachliche Beratung anbietet, sondern auch mit einer mobilen Werkstatt anreist, um mit der Social Media Creatorin "Die Hauswerkerin" Lisa M. die Ideen gemeinsam umzusetzen. Ziel sei es, die Menschen zusammenzubringen, das Gemeinschaftsgefühl zu stärken und zu zeigen, was dass aus Nachbar:innen Teams werden können. 

"Echte Nachbarschaft entsteht dort, wo Menschen gemeinsam anpacken – und genau dafür wollen wir mit der Machbarschaft den richtigen Impuls setzen", so Dominik Hackl, Team Lead Brand & Communication bei Obi Österreich. 

Mehr über die Studie erfahren Sie in der Infobox.

www.obi.at

Über die Nachbarschafts-Studie

Im Auftrag von Obi befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im März 2025 insgesamt 1.000 Personen österreichweit im Alter zwischen 14 und 75 Jahren zu ihrem Einstellungsverhalten gegenüber dem Thema "Nachbarschaft in Österreich". Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung.

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Über die Nachbarschafts-Studie

Im Auftrag von Obi befragte das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent im März 2025 insgesamt 1.000 Personen österreichweit im Alter zwischen 14 und 75 Jahren zu ihrem Einstellungsverhalten gegenüber dem Thema "Nachbarschaft in Österreich". Die Ausgangsstichprobe wurde gewichtet und ist repräsentativ für die österreichische Gesamtbevölkerung.

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