Erinnern Sie sich an die Zeit, als "Prompt Engineering" als Schlüssel zur KI galt? Wir wussten: Der Prompt zählt. Was wir oft nicht wussten – war, wie ein guter Prompt eigentlich aussieht. Also formulierten wir kreativ drauflos und hofften auf Magie. Kam aber selten.
Heute wissen wir: Es geht nicht mehr nur darum, was wir fragen – sondern womit. Der neue Schlüssel heißt Kontext.
Denn wer glaubt, dass Prompt Engineering allein reicht, wird bald feststellen: Ohne Kontext ist selbst die beste KI nur ein mittelmäßig begabter Praktikant.
Das nächste Buzz-Word lautet: "Context Engineering" – die Fähigkeit, Maschinen nicht nur zu fragen, sondern sie mit dem zu füttern, was sie wirklich brauchen: präzise, relevante und strukturierte Informationen.
Kontext schlägt Kreativität
Was ist dieses "Context Engineering" nun genau? Ganz einfach: Die Kunst, der KI genau das richtige Maß an Hintergrundwissen mitzugeben, damit sie nicht halluziniert, sondern liefert. Das klingt simpel, ist aber eine hochkomplexe Aufgabe – irgendwo zwischen Systemarchitektur, UX-Design und angewandter Informationspsychologie.
Andrej Karpathy, einer der klügsten Köpfe im KI-Game, bringt es auf den Punkt: "Context Engineering ist die Fähigkeit, ein Sprachmodell so mit Informationen zu versorgen, dass es überhaupt plausibel liefern kann."
Es geht nicht mehr nur darum, was du fragst – sondern was du vorher erklärst.
Die Praxis zeigt: Der Unterschied zwischen einem mittelmäßigen Output und einem echten Aha-Moment liegt nicht im Prompt, sondern im Kontextfenster. Wer der KI nur einen Satz hinwirft, bekommt auch nur einen Satz zurück. Wer aber ein strukturiertes Wissenspaket schnürt – bestehend aus Ziel, Daten, Beispielen, Stil und Erwartung – bekommt eine Arbeitskraft, die denkt, plant und handelt wie ein echter Kollege.
Und wenn du nicht sicher bist, was du der KI alles im Vorfeld anliefern kannst – frag sie einfach und lass dir helfen.
Use Case: KI im Agenturalltag – mit oder ohne Kontext?
Nehmen wir ein konkretes Beispiel aus unserem Alltag bei biteme.digital: Zwei identische Prompts, zwei völlig unterschiedliche Outputs. Warum? Weil im ersten Fall die KI nur das Briefing bekam – im zweiten eine komplette Konversationshistorie (Meetingtranskripte), Brand-Guidelines, Beispieltexte etc. Ergebnis? Der zweite Output war nicht nur brauchbar, sondern fast schon präsentationsreif.
Kontext Engineering spart dabei nicht nur Tokens (für alle, die mit API-Gebühren jonglieren), sondern reduziert auch die gefürchtete Halluzinationsquote drastisch – also jene absurden Fehler, die KI ohne Kontext gerne macht, weil sie schlicht "raten" muss.
Risiken: Kontext ist keine Müllhalde
Aber Achtung: Mehr Kontext heißt nicht gleich besserer Kontext. Im Gegenteil: Wer wahllos Informationen ins Modell kippt, riskiert sogenannte Context Poisoning, Distraction, Confusion oder sogar Clash – kurz: Die KI wird irre.
Langchain, DeepMind und OpenAI haben diese Probleme ausführlich dokumentiert. Zu viele irrelevante Tools? Die KI trifft falsche Entscheidungen. Zu viele widersprüchliche Anweisungen? Die KI wird schizophren. Deshalb gilt: Weniger ist manchmal mehr – aber das Wenige muss das Richtige sein.
Wie das geht? Mit Techniken wie RAG (Retrieval-Augmented Generation), Context Pruning, Summarization und sogar Context Offloading in Long-Term-Memory-Systeme. Klingt fancy, ist aber einfach nur der Versuch, die KI mit der richtigen Dosis an Klarheit zu versorgen – nicht mehr, nicht weniger.
Fazit: Führungskraft oder Kontextgeber?
Liebe Entscheider:innen, Marketer, Developer und kreative Zukunftsgestalter: Context Engineering ist keine Spielerei. Es ist eine neue Führungsdisziplin – digital, präzise, strategisch.
Wer in Zukunft mit KI arbeiten will, braucht mehr als Prompts. Er braucht Struktur. Kontext. Und die Fähigkeit, nicht nur was zu fragen – sondern wie, wann und in welchem Rahmen.
Wer sich jetzt auf den Weg macht, diese Fähigkeit zu kultivieren, wird mit KI keine Tools mehr nutzen – sondern Teams führen. Kontext ist keine Kür – er ist die neue Pflicht.
Oder wie wir es bei biteme.digital sagen würden: Sisi ist die Queen. Aber Kontext ist King.
Und für alle, die es bis in die letzte Zeile geschafft haben, ein großes Dankeschön von mir – ich habe mir einen Context Engineer GPT gebaut. Er berät auch euch gerne bei der Erstellung durchdachter Prompts, abgestimmt auf das verwendete Model. Und wenn ihr nicht sicher seid, wo er euch überall helfen kann, fragt ihn einfach ;)
www.ahoi.biteme.digital
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