Belebung des Marktes
Ende der KIM-Verordnung bringt frischen Schwung für den Immobilienmarkt

| Redaktion 
| 30.07.2025

Nach dem Auslaufen werden Banken flexibler bei der Kreditvergabe. Damit soll der Zugang zu Wohnbaukrediten erleichtert werden und Käufer:innen profitieren. Experten erwarten eine mögliche Belebung des Marktes.

Die KIM-VO (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung), die strenge Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten vorgegeben hat, wurde im August 2022 erlassen und war zum Schutz vor Überlastung und (Privat-)Insolvenz gedacht. 20 Prozent Eigenkapital waren Pflicht, und der Prozentsatz des Familieneinkommens, der für eine Kredittilgung aufgewendet werden durfte, war ebenfalls reglementiert. Das sorgte nicht nur für weniger Vertragsabschlüsse in der Kreditwirtschaft, sondern machte sich auch in vielen anderen Branchen bemerkbar. Anfang Dezember letzten Jahres entschied aber das Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG), die KIM-Verordnung mit 30. Juni 2025 auslaufen zu lassen und nicht zu verlängern.

Die Expert:innen erwarten sich seitdem einen Boost für die Wirtschaft (LEADERSNET berichtete) und dass die Banken damit wieder etwas mehr Flexibilität bei der Beurteilung der Kreditwürdigkeit erhalten. Eine große Chance soll sich daraus auch für potenzielle Käufer:innen ergeben. Vor allem waren von der Verordnung junge Haushalte, Familien mit geringerem Eigenkapital und ältere Personen mit komplexen Einkommenssituationen betroffen.

Traum vom Eigenheim ungebrochen

Eine aktuelle Umfrage des Gallup-Instituts im Auftrag von Raiffeisen Immobilien zeigt, dass der Traum vom Eigenheim in Österreich dennoch ungebrochen ist. 67 Prozent der Befragten wünschen sich ein Einfamilienhaus, weitere 22 Prozent eine Eigentumswohnung. Die Hürden für eine Finanzierung, insbesondere durch das Zusammentreffen gestiegener Zinsen mit den strengen KIM-Vorgaben, die fixe Eigenmittelquoten, Schuldendienstgrenzen und Maximal-Laufzeiten, waren gleichzeitig zuletzt enorm hoch. 

Mehr Flexibilität

59 Prozent der Österreicher:innen halten laut der Raiffeisen Immobilien Umfrage folglich eine Erbschaft für die derzeit realistischste Option zur Immobilienfinanzierung. Mit 42 Prozent folgen danach Hypothekarkredite und mit 39 Prozent geförderte Landesdarlehen. "Viele Menschen gehen also davon aus, dass die Schaffung von Eigentum ohne familiäre Unterstützung kaum mehr möglich ist", sagt Peter Weinberger, Sprecher von Raiffeisen Immobilien Österreich und ergänzt: "Das Auslaufen der KIM-Verordnung könnte daher zumindest ein wichtiger psychologischer Impuls für den Markt sein – es könnte wieder mehr Kund:innen ermutigen, sich, um eine Eigenheimfinanzierung zu bemühen."

Auch Co-Sprecher Peter Mayr sieht die neue Situation vorsichtig optimistisch: "Junge Familien und Erstkäufer:innen könnten wieder realistischere Chancen auf ein Eigenheim bekommen. Voraussetzung ist jedoch eine angepasste Regulierung, die Flexibilität und individuelle Kreditbeurteilung ermöglicht, statt pauschal bürokratische Hürden aufzubauen."

Strenge Kriterien dürften bleiben

Hapern könnte es daran, dass die strengen Kriterien trotz des Endes der KIM-Verordnung bleiben dürften. Denn die Finanzmarktaufsicht (FMA) hat in einem Rundschreiben im Juni weiterhin strenge Vergabekriterien empfohlen. Rechtlich betrachtet sind diese nicht bindend, bei Auffälligkeiten darf die Behörde aber dennoch prüfen. Auch nach Auslaufen der KIM-Verordnung kommen also neuerlich bürokratische Hürden auf Banken und ihre Kund:innen zu.

"Zur Unzeit, denn viele Haushalte und Unternehmen stehen derzeit durch hohe Kosten ohnehin unter großem Druck", meint Weinberger. Die Experten glauben dennoch, dass es ein Zurück zur Vergabepraxis vor der KIM-Verordnung es demnach wohl nicht geben wird, auch weil die Zinssituation sich geändert hat. "Eine neuerliche bürokratische Regelung braucht es nicht. Im eigenen Interesse und im Interesse ihrer Kund:innen werden Banken die Balance zwischen Ermöglichung und nachhaltiger Finanzplanung ohnehin wahren. Eine ausgewogene Kombination aus Fördermitteln, fairer Kreditbeurteilung und gesicherter Rückzahlungsfähigkeit ist der Schlüssel zu einem gesunden Immobilienmarkt", so Mayr.

Individuelle Beratung wird immer wichtiger

Vor diesem Hintergrund wird die individuelle Beratung immer wichtiger. In der aktuellen Marktlage können staatlich geförderte Darlehen der Bundesländer, wie beispielsweise Wohnbauförderungen oder Jungfamilienkredite, insbesondere für Erstkäufer:innen einen entscheidenden Beitrag leisten, um notwendiges Startkapital zu sichern, selbst dann, wenn Erbschaften oder familiäre Unterstützung nicht zur Verfügung stehen.

"Zur Bank des Vertrauens zu gehen, um die persönlichen Finanzierungsspielräume und mögliche Förderungen berechnen zu lassen, ist aktuell wichtiger denn je", so eine abschließende Empfehlung der beiden Experten Weinberger und Mayr.

www.raiffeisen-immobilien.at

Kommentar veröffentlichen

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV